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In the dead of night, your eyes so green

-I Know Places (Taylor Swift)

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Wie jeden Nachmittag klopfte ich an die Tür von Herr Delgrado um ihn seine Tabletten zu geben, da er sich nebenbei nur noch von mir die Tabletten geben lässt. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht was ich dazu sagen soll.

"Phil, ich hab ihre Tabletten und eine Menge Zeit" sagte ich, als ich die Tür öffnete. Doch im Raum war natürlich nichts anderes zu sehen als Isaac. Dieser schaute mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an und wenn Blicke töten könnten wäre ich sofort Tod. Im Zimmer kann ich mich nicht geirrt haben, da Phil also Herr Delgrado ein Einzelzimmer hat und dieses eines der einzigen Zimmer mit einem Einzelbett ist. Deshalb konnte er auch nicht jemanden hier besuchen.

"Was machst du hier?" Fragte ich ihn, ohne Großnachzudenken. Wer weiß ob er mir überhaupt eine Antwort geben wird.

Doch gerade als er was sagen konnte kam Herr Delgrado aus dem Badezimmer.

"Rowan" begrüßte er mich lachend und setzte sich sofort aufs Bett. Also beschloss ich Isaac zu ignorieren und Phil einfach nur seine Tabletten zu geben.

"Ich habe deine, ich meine ihre Tabletten" sagte ich. Normalerweise sollte ich alle Patienten Siezen, aus Höflichkeit.

"Mach dir nichts um meinen Sohn" sagte er und ich hätte mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckt. Isaac war sein Sohn? Isaac Delgrado? Rowan Delgrado? Verdammt, hör auf sowas zu denken. Wieso ermahnte ich mich immer selber?

Immer noch schaute ich von Isaac zu seinem Vater. Erst jetzt fiel mir auf, dass beide die gleichen Augen haben. Beide haben dieses wunderschöne dunkelgrün, welches ich so noch nie gesehen hatte.

Auch Isaac schaute mich verwirrt an, worauf ich nur auf die Tabletten schaute und langsam Phil diese gab.

"Setz dich, du kannst mir und meinem Sohn Gesellschaft leisten" bat mir sein Vater an und da Isaac nichts sagte ging ich lieber. Ich wusste, dass er Probleme mit seinem Vater hatte und deshalb wollte ich ihm die letzte Zeit mit ihm nicht nehmen.

"Ich hab noch andere Sachen zu erledigen, aber wir sehen uns übermorgen" sagte ich ihm und verließ das Zimmer.

Ich konnte es immer noch nicht glauben. Die ganze Zeit habe ich mit Isaacs Vater geredet und mir ist es nicht aufgefallen. Und nun stand Isaac einfach in seinen Raum und starrte mich förmlich zu Tode.

Ich versuchte die Gedanken loszuwerden und ging wieder zum Pausenraum. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich eigentlich mich schonmal umziehen könnte. Was ich dann auch tat. Ich wollte hier so schnell wie möglichst weg.

Ich verabschiedete mich von meinen Eltern, welche mir nun auch sagten dass dies meine letzte Woche sei, da dies als Strafe reichte.

Mit dem Fahrrad fuhr ich dann nach Hause und legte mich sofort in mein Bett. Hunger hatte ich auch nicht mehr wirklich weshalb ich einfach in Bett lag.

Isaacs Vater hatte Krebs und weniger als ein Jahr nicht mehr zu leben und man sah, wie sehr er an ihm hängt. Er ist die einzige richtige Familie die er noch hat.

Durch das Sturmschellen an der Tür wachte ich auf. Ich hatte nichtmals gemerkt, dass ich eingeschlafen war denn ich hatte immer noch meine normalen Anziehsachen an.

Langsam trottete ich die Treppe runter. Welcher sterbliche Mensch ist um diese Uhrzeit wach und schellt bei jemand anderen?

Als ich die Tür öffnete wusste ich die Antwort. Isaac.

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