Prolog

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Ein Wecker klingelte. Sie warf ihre Hand darauf, damit der grelle Ton aufhörte zu klingen. Seufzend setzte sie sich auf. Heute würde er gehen. Ans andere Ende von England. Schon jetzt musste sie ihre Tränen zurückhalten. Langsam stand sie auf und ging ins Bad. Müde sah sie in den Spiegel. Ein trauriges, fünfzehnjähriges Mädchen sah ihr entgegen. Die grün-blauen Augen Strahlten nicht, sie waren matt und glanzlos. Die sonst so schön gewellten, hellroten Haare, hingen heute fast platt herab. Nicht mal ihre Haare waren heute dazu in Stimmung, sich irgendwie schön zu machen. Ein paar untere Strähnen waren Blond gefärbt. Er hatte sie damals dazu überredet dies zu tun. Als sie sich gerade von ihrem Ex-Freund getrennt hatte.

"Komm Lucy, wir gehen zum Frisör. Dann kommst du auf andere Gedanken. Außerdem kannst du nicht die ganze Zeit Eis löffelnd und weinen hier um sitzen" sagte er und zog mich von der Couch. Er schob mich in mein Zimmer und sagte mir, ich solle was anziehen womit ich unter die Leute gehen konnte. Ich kam in einer lockeren Jeans und einem grauen T-Shirt wieder raus. Meine Augen hatte ich ein wenig abgewischt. Er zog mich sofort weiter in sein Auto und wir fuhren irgendwo in die Stadt.

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist" sagte ich, immer noch nicht begeistert darüber, überhaupt aus dem Haus zu verschwinden. "Was wenn wir ihm begegnen?"

"Wir werden ihm nicht begegnen. Und wenn, dann werd ich ihm mal ordentlich meine Meinung geigen" versicherte er mir. Ein leichtes lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

"Hey, du kannst ja wieder lächeln!" rief er mit seiner schrillen Stimme. Jetzt musste ich lachen.

"Ich habs noch nicht verlernt" grinste ich, was aber aufhörte, als ich wieder an meinen Ex-Freund denken musste. Er hielt den Wagen auf einem Parkplatz und stieg aus. Er machte mir die Tür auf und hielt mir seine Hand entgegen.

"Wenn ich bitten darf?" grinste er. Wieder huschte ein ein kleines Lächeln auf meine Lippen und ich griff nach seiner Hand. Er führte mich zu einem Frisör. Ich glaube, das war der, wo er auch immer hinging, wenn er mal hinging. Er ließ sich nicht gerne die Haare schneiden, die waren ihm heilig. Manchmal kam er ein bisschen schwul rüber, was mich nicht störte, aber er hatte eine Freundin, mit der er glücklich war. Ich glaubte auch nicht, das er jemals schwul wurde, er war halt er. Und er war der beste Freund den man haben konnte. Bester Freund und Freundin in einem.

In dem Laden roch es nach Haarspray und nach Haaren. Konnte etwas nach Haaren riechen? Er ging schnurrstracks auf eine ältere, etwas kräftigere Frau, mit einer kleinen Brille.

"Elisabeth, wir brauchen einmal alles für die Dame hier" er deutete auf mich "Liebeskummer" flüsterte er ihr noch ins Ohr, aber so laut, das auch ich es noch hören konnte. Ich lächelte die Frau schüchtern an.

"Okay, Schätchen. Ich komme gleich, einen Moment. Du kannst dich schon mal zu den Duschen setzen" sagte Elisabeth und verschwand kurz hinter der Theke. Also setzte ich mich auf einen freien Platz. der Frisör war nicht sehr voll, also hatte ich auch gleich einen. Louis setzte sich neben mich und blätterte in so einem Frisurenmagazin. Kurz darauf kam sie wieder. Sie wusch mir die Haare, schnitt ein bisschen meine Spitzen und Fönte sie anschließend.Kurz bevor sie fertig war, kam er zu uns und wollte sie irgendwas fragen, worauf sie sich ein Stück von mir entfernten. Egal wie ich auch hinhorchte, ich konnte nicht verstehen was sie sagten. Zurück kam er mit einem Tuch.

"Was willst du mit dem Tuch?" fragte ich ihn aufmerksam.

"Verhindern das du schmulst. Es wird eine Überraschung, was mir jetzt mit deinen Haaren machen" sagte er unschuldig. Ich seufzte. Widerstand war zwecklos, das wusste ich, also ließ ich mir das schwarze Tuch um die Augen binden.

"Wenn ihr jetzt meine schönen Haare abschneidet, töte ich euch persönlich" warnte ich die zwei, die hinter mir nur lachten.

"Soo schlimm wirds dann auch nicht" sagte Elisabeth und machte sich ans Werk. Oh Gott ich hab Angst. Was wenn die mir jetzt meine Haare blau färben? Die ganze Zeit über blieb ich brav sitzen, obwohl ich immer den Drang verspürte, die Kopfbinde abzureißen und zu gucken.

All Your Little ThingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt