Ein ganz normaler Schultag?

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„Aufwachen!", schrie meine Zimmergenossin und beste Freundin Hermine durchs Zimmer.

„Du hast das Frühstück schon verschlafen und wenn du weiterhin liegen bleibst, wirst du auch noch die erste Stunde verpassen. Du weißt, dass Snape darüber sicher nicht erfreut sein wird."

Widerwillig und mit einem Grummeln, das dem Knurren eines Hundes ähnlich war, stand ich auf, schlurfte schlaftrunken ins Badezimmer und teilte Hermine mit, die schon wieder genervt auf die Uhr tippte, sie solle doch schon vorgehen. Das lies sie sich natürlich nicht zweimal sagen und nicht eine Sekunde später war sie schon aus unserem Zimmer verschwunden.

Ich putze mir hingegen gemächlich die Zähne und blickte dabei mit halb geschlossenen Augen in den Spiegel. Mit ebenso schläfrigen grünen Augen starrte mein Spiegelbild - Ich zurück. Ich kämmte mir noch schnell die braunen lockigen Haare, zog meine Gryffindor Uniform an, packte meine Schulsachen und verließ das Zimmer. Nein, ich hatte wirklich keine Eile zum Unterricht zu kommen, denn auch wenn ich eine der Besten in unserem Jahrgang war, Snape und Verteidigung gegen die dunklen Künste am Morgen konnte ich noch nie leiden.

Im Kerker angekommen, begann ich darüber nachzudenken, ob es wirklich noch Sinn hatte, an den letzten zehn Minuten der ersten Stunde teilzunehmen. Ich entschied mich dagegen und machte mich stattdessen auf den Weg zum Klassenzimmer von Professor Slughorn, mit dem wir seit diesem Schuljahr Zaubertränke hatten. Obwohl ich dieses Fach als viel angenehmer empfand als letztes Jahr, als Professor Snape es noch unterrichtete, ging mir Slughorn ganz schön auf die Nerven. Die Tatsache, dass ich ein Mitglied im Slug-Club war, machte die ganze Sache auch nicht besser. Ja richtig gehört, ich, Mia Collins, war ein Mitglied des wohl langweiligsten Clubs der Welt und das auch nur, weil meine Eltern beide hohe Tiere im Ministerium waren.

Wie auch immer. Ich beschloss also, mich ins Klassenzimmer zu setzen und bereute diese Entscheidung schon nach wenigen Sekunden, als Slughorn das Zimmer betrat und mich in ein Gespräch über seinen damaligen Lieblingsschüler verwickelte, der jetzt anscheinend irgendein bekannter Quidditchspieler oder sonst was war. Warum genau es ihn nicht stutzig machte, dass ich bereits hier war, obwohl doch eigentlich noch Unterricht war, war mir dabei schleierhaft. Nach einer Unterhaltung, die meines Erachtens länger gedauert hatte, als unbedingt notwendig war, klingelte es endlich zur Pause und so konnte es sich nur mehr um ein paar Minuten handeln bis alle Anderen das Zaubertränke - Klassenzimmer erreicht hätten. Ich war wahrscheinlich noch nie so glücklich gewesen, Pansy Parkinson und die restlichen Slytherins zu sehen, bedeutete es doch, dass ich nicht mehr mit Slughorn alleine im Klassenzimmer sein musste.

Nach vier weiteren Stunden, die heute noch langweiliger waren als sonst, schlenderten Harry und ich zusammen mit Hermine und Ron in die große Halle, um endlich etwas zu essen. Ich stapelte so viel Essen auf meinen Teller, dass ich sogar Ron Konkurrenz machte, doch bevor ich auch nur einen Bissen davon nehmen konnte, kam eine gehetzt aussehende Professor McGonagall auf uns zu.

„Miss Collins, ich soll Ihnen von Professor Dumbledore ausrichten, dass Sie so schnell wie möglich in sein Büro kommen sollen. Er hat etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen."

Mit diesen Worten war sie auch schon wieder verschwunden. „Komisch.", sagte Ron als Erster etwas zu diesem merkwürdigen Zwischenfall.

„Normalerweise ist es doch Harry, der von Dumbledore zu sich gerufen wird... "

Ich zuckte nur mit meinen Schultern und sagte den Dreien, dass wir uns spätestens in der nächsten Stunde wiedersehen würden. Dann stand ich auf und machte mich auf den Weg in Dumbledores Büro.

Zum Glück war der Wasserspeier bereits aus dem Weg gerückt, denn ich kannte das Passwort nicht. Ich musste nicht einmal klopfen denn die Tür stand weit offen und Dumbledore saß, wie immer, an seinem Schreibtisch mit einem wohltuendem Lächeln auf den Lippen und einem Funkeln in den blauen Augen. Er bat mir einen Stuhl und ein Zitronenbonbon an, letzteres lehnte ich dankend ab - ich konnte die noch nie leiden.

„Du weißt bestimmt warum du hier bist, nicht wahr?"

„Nein, eigentlich nicht Professor und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir die Situation erklären würden. Bin ich denn in Schwierigkeiten? Hat Professor Snape Ihnen erzählt, dass ich heute nicht zum Unterricht erschienen bin? Dazu kann ich nur sagen, dass... "

„Nein, nein. Nichts dergleichen ist vorgefallen, ich wollte dich lediglich um einen Gefallen bitten."

Neugierig sah ich den alten Zauberer an und er setzte fort.

„Es ist ein großer Gefallen, um den ich dich bitte. Du musst diese Reise nicht antreten wenn du nicht willst, denn ich muss selbst zugeben, es kann gefährlich für dich werden."

„Welche Reise Professor?" fragte ich nun völlig verwirrt. Musste er denn immer in Rätseln sprechen?

„Eine Reise in das Jahr 1945, um genauer zu sein in das 6. Schuljahr von Tom Riddle, heute natürlich bekannt unter dem Namen Lord Voldemort. Das Ziel dieser Reise ist, Tom Riddle davon zu überzeugen, dass es noch andere Dinge außer Macht gibt."

Mit großen Augen blickte ich ihn an.

„Und Sie glauben wirklich, dass man ihn dadurch verändern könnte, Sir? Und dadurch vielleicht sogar die Zukunft?"

„Ja Miss Collins, genau das glaube ich. Wie schon gesagt ist dies eine sehr schwierige Aufgabe, die Sie nicht annehmen müssen, doch wenn Sie es tun, müssen Sie sich darüber im Klaren darüber sein, dass Sie ein ganzes Jahr in der Vergangenheit leben werden und deshalb natürlich keinen Kontakt mit Ihren Freunden oder Ihrer Familie haben können."

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Einerseits würde dieses Abenteuer eine interessante Erfahrung werden, andererseits würde dieses Vorhaben auch riskant sein. Konnte ich wirklich all meine Liebsten hier zurücklassen, auch wenn es nur für ein Jahr wäre? Doch dann dachte ich an die ganzen Leben die ich retten könnte, wenn ich wirklich erfolgreich wäre.

„Ja, ich werde in die Vergangenheit reisen und alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu ändern."

Hatte ich das gerade tatsächlich gesagt?

„Sehr gut Mia, ich habe keine Sekunde daran gezweifelt. Dann kann es ja losgehen."

Mit einer kleinen Bewegung seines Zauberstabes ließ der Professor und Schulleiter einen unscheinbaren Gegenstand herbeifliegen, der sich gleich darauf als Zeitumkehrer entpuppte.

„Sie meinen jetzt sofort Professor? Ohne mich vorbereitet oder von meinen Freunden verabschiedet zu haben? Von meiner Familie mal abgesehen..."

Der alte Zauberer nickte.

„Ja Mia, deine Freunde dürfen Nichts von diesem Vorhaben erfahren, sie würden dich sonst daran hindern wollen. Deine Familie ist bereist informiert worden. So weit es mir möglich war. Was das Vorbereiten betrifft, darum wird sich mein jüngeres - Ich kümmern, welches du dort gleich nach deiner Ankunft aufsuchen solltest."

Ohne weiteren Wortes legte er mir den Zeitumkehrer um den Hals, der sich auch sofort zu drehen begann. Ich war immer noch wie benommen und hatte aus diesem Grund keine Chance etwas an dieser Situation zu ändern. Einzig und allein die Frage, warum ausgerechnet ich auf eine Reise wie diese geschickt wurde, kam mir in den Sinn, nur war es zu spät um sie noch zu stellen. Ich hätte sowieso kein Wort aus meinem, wie ausgetrockneten, Mund gebracht. Was meinte Dumbledore damit, dass er meinen Eltern nur das Nötigste hatte sagen können? Warum hatte er ihnen nicht einfach die ganze Geschichte erzählt, so wie mir? Hatte er mir vielleicht nicht Alles gesagt? Ich hätte noch so viele Fragen gehabt, doch das Letzte das ich sah, bevor ich verschwand, war ein lächelnder Direktor, der mir ein wenig zu erleichtert vorkam. Dann wurde alles schummrig.



Ich hoffe euch hat der erste Teil meiner FF gefallen und freue mich auf Feedback! Bitte seid nicht allzu streng mit mir, denn das ist meine erste FF. Na dann, bis zum nächsten Mal :)


Eine völlig andere Welt (Tom Riddle/Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt