Abschiedsschmerz

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Ich musste zugeben, dass ich mich, nachdem ich Lyssa von meiner baldigen Abreise erzählt hatte, um Einiges besser fühlte als zuvor. Doch trotzdem nagten immer noch Zweifel an mir.

Sollte ich Tom nun von meiner Reise zurück in die Zukunft erzählen, oder nicht? Was wäre besser?

Als ob meine beste Freundin soeben meine Gedanken gelesen hatte, sah sie mich kurz sehr intensiv an und wandte sich dann leicht vorwurfsvoll an mich.

„Du hast doch nicht etwa vor einfach so ohne eine Verabschiedung von Tom zu gehen, oder?"

„Doch Lyssa, genau das hatte ich eigentlich vorgehabt.", gab ich leicht überrascht über die plötzliche Strenge in ihrer Stimme zurück.

Daraufhin sah mich meine beste Freundin verärgert an.

„Mia, auch wenn dich Tom anfangs oft verletzt hat, ist das kein Grund ihn jetzt einfach so stehen zu lassen ohne eine klitzekleine Erklärung. Er ist immerhin dein Freund und würde sich bestimmt Sorgen machen, wenn du einfach so verschwinden würdest."

Ich wusste, dass sie recht hatte, doch ich brachte es einfach nicht übers Herz ihn anzusehen und zu sagen, dass ich mein Versprechen brechen musste und ihn verließ. Auch wenn es herzlos und auch egoistisch klang, war es um Einiges leichter ohne eine Erklärung zu gehen. Er würde schon darüber hinweg kommen. Er war schließlich ein starker Mensch.

„Du hast ja recht, aber ich kann einfach nicht.", antwortete ich ihr nach einigen Minuten.

Nachdem ich das gesagt hatte, starrte mich Lyssa ungläubig an und stand auf.

„Wann genau musst du denn morgen abreisen?", fragte sie mich noch kurz bevor sie sich umdrehte und ging.

„Um 7 Uhr, am Morgen.", entgegnete ich und folgte ihr in den Gemeinschaftsraum, zurück zu den Anderen.

Als wir uns wieder zu unseren Freunden gesetzt hatten, sah mich Tom immer noch verwirrt an. Wie gerne ich doch bei ihm geblieben wäre. Ich kuschelte mich wieder eng an ihn. Daraufhin schien auch sein Misstrauen zu verschwinden.

Als die Uhr dann 22 Uhr schlug verabschiedete ich mich von allen und wünschte eine gute Nacht. Jeder Einzelne von ihnen wurde von mir umarmt und Tom bekam einen letzten Kuss.

Ich ignorierte die komischen Blicke, die mir die Anderen zuwarfen, als ich in Richtung Schlafsaal ging. Sie würden schon verstehen warum ich mich so verhielt. Irgendwann würden sie verstehen.

Als ich mich in mein Bett legte und die Vorhänge zuzog, konnte ich mich einfach nicht entspannen. Meine Gedanken kreisten um meine Freunde und im Besonderen um Tom, die immer noch im Gemeinschaftsraum saßen und wahrscheinlich grade über irgendwas Belangloses quatschten. Ich würde sie alle nie mehr wieder sehen.

Um mich von diesen Gedanken zu befreien, ging ich in meinem Kopf nochmal den geplanten Ablauf des morgigen Tages durch.

Ich würde um 6.30 Uhr aufstehen, um die Sachen, die mir Dumbledore am Anfang meiner Mission bereitgelegt hatte, einzupacken und mich dann leise fertigmachen. Da morgen Samstag war, würde ich von niemandem gesehen werden, wenn ich mich dann fertig angezogen mit dem Koffer auf in das Büro des Verwandlungslehrers machte. Dort würde ich dann genau dreimal klopfen, um Dumbledore zu signalisieren, dass ich bereit war. Er würde mir dann einen, von ihm umfunktionierten, Zeitumkehrer um den Hals legen, der auf das Datum 1. 6. 1996 eingestellt war. Dann würde es nur noch ein paar Sekunden dauern und ich würde wieder in meiner eigenen Zeit sein... Und dort für immer feststecken.

Ob das wirklich die richtige Entscheidung war, mein Leben hier zurückzulassen?

Meine Gedanken schwirrten noch lange um diese Frage, bis ich dann in einen unruhigen, jedoch traumlosen Schlaf glitt.

Eine völlig andere Welt (Tom Riddle/Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt