Prolog
3 Jahre zuvor
Enzo
Sie wickelte sich eine karamelfarbenen Haarsträhne um den Finger und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Jede Pause saß sie in der Ecke der Cafeteria und wartete auf ihre blondhaarige Freundin. Ich hatte sie das erste mal wahrgenommen, als sie gegen meine Brust gelaufen war. Sie hatte nur kurz hochgesehen sich entschuldigt und war weitergegangen. Seitdem ich dieser kurzen Sekunde in ihre Augen gesehen hatte, die so schwarz waren wie die Nacht selbst, konnte ich nicht aufhören an sie zu denken. Und auch wenn ich es nie irgendjemanden – nichtmal Ben geschweige denn Damian- erzählen würde, schwärmte ich seit diesem Tag heimlich für dieses Mädchen. Ich sah sie also jeden Tag dort sitzen und jedesmal nahm ich mir vor mich neben sie zu setzten und ein Gespräch mit ihr anzufangen. Sie zu fragen wie es ihr ging, denn sie sah jeden Tag so verdammt traurig aus. Und ich fragte mich ob ihre Augen glänzen würden, wäre sie glücklich. Dann würde es so aussehen als ob Sterne in ihren dunkeln Augen aufleuchten. Natürlich traute ich mich aber nie auf sie zuzugehen. Mittlerweile hatte ich herausgefunden wie sie hieß: Rose Mcallen. Sie sah eigentlich wie ein ganz normales Mädchen aus. Nicht übertrieben schön, aber auch nicht hässlich. Ich verstand selbst nicht so ganz weshalb ich so für sie schwärmte, aber irgendwas an ihr war anders. Wahrscheinlich würde ich es nie erfahren, weil manche Menschen eben eine ganz besondere Kraft auf einen ausüben, ohne dass man es wirklich versteht. So war es mit Rose.
Ich hatte schon seit ich heute morgen aufgestanden bemerkt, dass etwas anders war. Es war nicht das Wetter oder die Menschen, sondern irgendetwas, dass vor sich ging. Das mulmige Gefühl in meinem Magen ging nicht weg, auch nicht als wir in der Pause etwas aßen. Mit wir meinte ich meinen großen Bruder und meinen besten Freund Ben. Wir hingen immer zu dritt ab. Das war nunmal so. Damian und Ben unterhielten sich über Baseball, während ich heimlich zu Rose rübersah. Ich fühlte mich mittlerweile wie ein kranker Psychopath, der nichts besseres zu tun hatte, als ein Mädchen dabei zu beobachten wie sie auf ihre Freundin wartete. Rose war schon immer unauffällig gewesen. Ich hatte sie nie auf Partys oder irgendwelchen dämlichen Schulveranstaltungen getroffen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie nur in der Schule existierte und sonst nicht. Sie war beinahe unsichtbar und vielleicht wäre sie mir nie aufgefallen, wäre sie nicht aus Versehen kurz gegen mich gerannt.
Karlo und seine Freunde betraten die Cafeteria. Ich konnte den Bastard noch nie leiden. Er war in meiner Parallelklasse und immer suchte er sich ein neues Opfer, dass er mobben konnte. Er grinste über beide Ohren und sah sich im Saal rum. Ich verspannte als Karlo's Blick an Rose hängen blieb, die völlig unschuldig da saß und Däumchen drehte. Er signalisierte seinen Freunden mitzukommen, was sie natürlich taten. Sie nahmen sich alle einen Stuhl und setzten sich zu ihr an den Tisch. Rose sah mit ihren riesigen Augen zu Karlo und seinen Freunden. Ich erkannte von hier aus ihre Angst und ich könnte schwören, sie hatte für einen kurzen Augenblick hilflos zu mir gesehen.
„Was geht da vor sich?" fragte Damian und sah neugierig zu Karlo und Rose.
Immer mehr Menschen ließen ihre Gespräche pausieren und sahen stattdessen zu dem Tisch in der Ecke. Karlo grinste schadenfroh und erhob sich von seinem Stuhl, nachdem er mit Rose gesprochen hatte.
„Ich werde gleich ein Video auf meiner Facebook Seite posten und es an euch weiterschicken. Teilt das Video." rief er, worauf jeder außer mir sein Handy rausnahm. Ich beobachtete Rose, wie ihre Augen immer glasiger wurden und ihr Gesicht sich röter und röter färbte. Alle spielten das Video gleichzeitig ab und Rose's Stimme erfüllte den ganzen Raum. Ich konnte raushören, dass ihre Stimme kindlicher klang und sie bei dem Video sicherlich jünger gewesen war. Ihre Blonde Freundin betrat die Cafeteria und lief auf Rose zu. Sie warf Karlo mit ihren giftgrünen Augen einen bösen Blick zu und schrie ihn an. Alles um mich herum verschwamm und ich fühlte mich so unfassbar schwach. Das blonde Mädchen griff nach ihrer aufgelösten Freundin und begleitete sie aus der Cafeteria. Karlo und seine Freunde brachen in ein lautes Gelächter aus und auch alle anderen im Raum begannen zu lachen. Ich blickte zu Damian und Ben, dessen Mundwinkel ebenfalls nach oben gerichtet waren.
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Careless
Romance„Tu nicht so, als ob du mich nicht mögen würdest Rose." „Dann tu du nicht so, als ob du mich einfach küssen könntest." „Könnte ich aber." „Dann würde ich dir aber eine reinhauen." Allein die Vorstellung, sorgte dafür, dass ich schmunzeln musste. „Tr...