Teil 15

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Teil 15

Enzo

„Hey Bambina!" schrie ich, als ich Rose auf der anderen Straßenseite laufen sah. Sie hatte Kopfhörer in den Ohren und ihr Gesicht in ihrem Schal versteckt, doch trotzdem erkannte ich sie. Ihre Augen trafen meine und selbst wenn ich ihren Mund nicht sehen konnte, wusste ich dass sie lächelte. Seit gestern hatte sich etwas verändert. Ich war zu ihr durchgebrochen und das lag zum Teil daran, dass sie meine Seele berührte und veränderte. Nie hätte ich gedacht, dass mich eine Sache so belasten könnte, denn das was auf der Party passiert war, hatte mich mehr als fertig gemacht.

Ich fühlte mich von Rose angezogen. Berauscht. Lebendig. Sie stellte irgendwas in mir an von dem ich angst bekam, doch gleichzeitig war ich süchtig danach. Ich musste unwillkürlich Grinsen, als sie zu mir rüber kam. Ich wusste, dass sie genau das gleiche empfand. Als ich sie gestern angefasst hatte, hatte ihr Körper verrückt gespielt. Ich hatte ihr Herz pochen gehört. Ich hatte ihre kleinen Finger zittern sehen.

„Hey." murmelte sie, als sie direkt vor mir stand. Sie trug einen großen altrosafarbenen Schal, so dass nur ihre großen schwarzen Augen zu sehen waren.

„Hey, was treibst du so?" fragte ich so gelassen wie möglich, auch wenn alles in mir explodierte. Ich wollte Rose anfassen, sie küssen, andere unvernünftige Dinge mit ihr machen, doch ich sah nur auf sie herab. Sie vergrub ihre Hände in ihren Manteltaschen und wippte mit den Füßen auf und ab.

„Ich wollte für Lexi und mich was zum essen besorgen. Sie ist ein wenig sauer auf mich."

Fragend hob ich eine Augenbraue.

„Wieso ist sie sauer auf dich?" Ich konnte mir die Antwort fast denken. Rose seufzte auf, wobei ein kleine Wolke entstand, da es so kalt war. Ihre beste Freundin hasste mich, was ich ihr nicht verübeln konnte. Davor hatte ich das Gefühl gehabt, sie konnte mich einigermaßen ertragen, was ein Bonuspunkt gewesen war. Denn wenn die beste Freundin einen mag, legt sie unbewusst ein gutes Wort für dich ein. Doch nun hasste mich Lexi und sie würde alles unternehmen, um Rose von mir fernzuhalten.

„Nicht so wichtig. Und was treibst du so hier?" lenkte sie vom Thema ab und musterte mich. Sie blieb an meiner Sporttasche hängen.

„Oh du gehst zum Training, stimmt's?" schlussfolgerte sie. Es war so merkwürdig ganz normal mit ihr zu reden, als wären wir alte bekannte, die sich über den Weg gelaufen wären. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer was in mir vorging, jedesmal wenn sie bei mir war.

„Ja, möchtest du mitkommen?" Ich wusste, dass das keine gute Idee war, doch ich mochte es Zeit mit ihr zu verbringen. Als wir unser erstes „Date" hatten, hatte ich schon gemerkt wie gut mir ihre Anwesenheit tat. Ihre Augen weiteten sich ein wenig und ihre Nase war so rot wie die von Rudolph.

„Was soll ich den in einem Boxstudio?" hakte sie nach, als ob ich sie gefragt hätte ob sie mich in die Hölle begleitete. Ich zuckte mit den Achseln, den ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung.

„Mit mir abhängen." Lachfalten bildeten sich um ihre Augen.

„Abhängen? Mein Gott Enzo, unsere Generation hängt nicht mehr miteinander ab. Jeder ist nur noch am Handy. Man trifft sich nicht mehr draußen, sondern verabredet sich auf Facebook oder Instagram."

„Ich hasse diesen scheiß Social Media Kram." antwortete ich augenrollend. Ich konnte diesen Mist noch nie leiden. Im Allgemeinen war ich kein Fan vom Internet, es verblödete die meiste Leute und raubte ihnen das reale Leben. Man spricht nicht mehr, nein man schreibt sich. So blöd wie es klingen mag, man schreibt keine Karten mehr, sondern verschickt die Einladung per Nachricht und das war's. Unpersönlich und Oberflächlich.

CarelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt