Teil 9
Enzo
Der Boxsack schwang heftig hin und her. Ich musste mir nur Karlo's Gesicht vorstellen, um meine ganze Wut rauszulassen. Nachdem Rose gestern einfach aus dem Saal gegangen war, konnte ich nicht aufhören Mordpläne zu schmieden. Karlo war nach der Stunde in der Menge untergegangen, was das beste für ihn war, denn ich weiß nicht, ob ich mich hätte zusammenreißen können. Als ich gestern in den Kurs gekommen war und ihn mit Rose reden gesehen habe, sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Vorallem, weil sie dabei völlig ängstlich und eingeschüchtert gewirkt hat. Ich hätte ihm einfach eine reinhauen sollen. Spätestens als er sie eine Schlampe genannt hat, hätte er meine Faust in seinem Gesicht verdient.
Rose war heute nicht in der Uni erschienen. Weder im Biologiekurs noch in der Cafeteria. Ich hatte erst überlegt bei ihr vorbeizuschauen, dann hatte ich es mir aber doch anders überlegt. Immerhin waren wir keine Freunde oder sowas. Sie bedeute mir rein gar nichts und eigentlich sollte ich mich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen, doch ich konnte nicht anders.
Der Dreckskerl sollte sich von ihr fernhalten, auch wenn mir Rose nichts bedeutete. Sie ist nur ein gewöhnliches Mädchen, ich verstehe nicht was mit mir los ist. Ich will mich nicht um sie sorgen, doch trotzdem tue ich es. Ich will sie nicht beschützten, doch trotzdem tue ich es.
Ich will sie nicht mögen, doch trotzdem tue ich es verdammt! Sie ist wunderschön, witzig, meistens schlagfertig und nicht nervig. Außerdem ist sie klug. Niemand erledigt die Biologie Aufgaben so schnell wie sie. Immer wenn alle anderen noch schreiben ist sie bereits fertig und sieht aus dem Fenster. Ich beobachte sie immer heimlich, denn ich hatte sowieso nichts besser zu tun.
Rose ist das typische Mädchen, dass man mit stolz seinen Eltern vorstellt. Sie ist einfach zu perfekt in meinen Augen. Ich will sie wirklich nicht mögen, doch das funktioniert nicht wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ich hörte auf zu boxen und ging zu Milo, der gerade eine Gummipuppe kickte.
„Hast du Lust heute Abend wegzugehen?" fragte ich ihn, schnappte mein Wasser vom Boden und trank sie aus.
„Nein, ich muss morgen lernen. Ich kann mir keinen Kater erlauben, sorry Mann."
„Schon gut." antwortete ich und lief Richtung dusche.
„Ich pack es für heute." verabschiedete ich mich von Milo. Er nickte mir zu und boxte weiter.
Die Sonne ging gerade unter, als ich mit nassen Haaren das Boxstudio verließ. Der Himmel war hellrosa und orange gefärbt. Der Sommer war von nun an Geschichte und der Herbst zog in die Straßen von Ohio ein.
Seit ich studierte hatte ich das Gefühl, alles hätte sich verändert. Ich war mir sicher, dass das an Rose lag. Sie stellte irgendwas mit mir an, das ich nicht kontrollieren konnte und ich hasste es keine Kontrolle zu haben. Rose warf immer mehr all meine Vorsätze über Bord. Es ist schon viel zu weit gekommen und ich musste anfangen wieder ich selbst zu sein.
Als ich das Wohnheim erreichte, nahm ich mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte Ben's Nummer.
„Ja?" meldete er sich. Im Hintergrund hörte ich eine Mädchenstimme.
„Weißt du wo eine Party steigt?"
„Na endlich. Ich dachte schon wir würden jetzt gar nicht mehr weggehen." Ich konnte das lächeln aus seiner Stimme raushören. In letzter Zeit war ich nicht so in der Stimmung gewesen auszugehen, doch vielleicht war genau das, was ich mal wieder brauchte. Eine Blondine auf meinem Schoß und Alkohol. Ben und ich verabredeten Ort und Zeit, ehe wir auflegten.
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Careless
Romance„Tu nicht so, als ob du mich nicht mögen würdest Rose." „Dann tu du nicht so, als ob du mich einfach küssen könntest." „Könnte ich aber." „Dann würde ich dir aber eine reinhauen." Allein die Vorstellung, sorgte dafür, dass ich schmunzeln musste. „Tr...