Teil 23

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Enzo

Wir waren seit zwei Stunden unterwegs und wie sich rausstellte, konnte Rose wirklich keine Karten lesen. Ich schmunzelte die ganze Zeit vor mich hin, da sie unfassbar süß aussah, während sie sich bemühte uns zu navigieren.

"Wir müssen irgendwann wieder rechts abbiegen."

Ich blickte zu Rose.

"Ach ja? Und wann?"

"An der nächsten Kreuzung."

"Rose wir sind auf der Autobahn."

Sie sah das erste mal seit langem von der Karte ab. Ihre schwarzen Augen weiteten sich, als sie realisierte wo wir uns befanden. Ich konnte nicht anders und lachte auf. Rose warf mir einen vernichtenden Blick zu. Sie faltete die Karte unordentlich zusammen und schmiss sie auf die Rückbank.

"Ich habe dich ja gewarnt." fauchte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ist doch nicht schlimm Bambina, wir haben alle Zeit der Welt."

Draußen ging die Sonne hoch, so dass der ganze Himmel sich rosa färbte. Die Straßen waren so gut wie leer und ich fuhr sogar ein wenig zu schnell. Nie hätte ich gedacht, dass ich auf diese Art und Weise betäubt werden könnte, doch Rose machte alles möglich.

Im Radio ertönte "Wonderwall" von Oasis.

"Ich liebe diesen Song." sagte sie, was mir fast schon klar war. Ich warf ihr einen flüchtigen Seitenblick zu.

Rose trommelte mit den Händen den Rhythmus des Liedes nach. Meine Mundwinkel zuckten nach oben und es fühlte sich noch immer so ungewohnt an so viel zu lächeln. Rose karamalfarbenes Haar war ungekämmt und sie sah ziemlich müde aus, trotzdem war sie wunderschön. Am liebsten würde ich ihr so viel sagen.

Ich bekam mit, wie sie ihre Schuhe auszog und ein Bein anwinkelte.

"Also nachdem wir uns irgendwo im nirgendwo befinden, schlage ich vor wir spielen ein Spiel."

"Ein Spiel?"

Aus dem Blickwinkel konnte ich ihre Zähne aufblitzen sehen.

"Ja genau. Einer von uns sagte ein Wort und der andere erzählt was ihm dazu einfällt."

Mir gefiel die Idee, weswegen ich nickte. Meine Hände am Lenkrad würden uns schon irgendwohin bringen.

"Ich fang an!" sagte Rose schnell, bevor ich ihr zuvor kommen konnte. Sie blühte immer mehr und mehr in meiner Gegenwart auf. Außerdem war da etwas in ihren Augen, wenn sie bei mir war, doch ich wusste nicht was es war.

"Kindheit."

Ich dachte einen Moment nach, ehe ich anfing zu erzählen.

"Ich wurde von meinen Eltern verwöhnt. Alle Kinder wollten immer mit mir spielen, nur weil ich so gut wie alles hatte."

Bei dem Gedanken schüttelte ich schmunzelnd den Kopf.

"Wurde es nicht irgendwann langweilig alles zu haben und alles zu bekommen?"

Ich blickte flüchtig zu Rose. Einen Moment sagte ich nichts. Der Himmel bekam immer mehr Farbe und auch, wenn es hier drinnen warm war, überkam mich ein eiskalter Schauer.

"Wir haben nie alles Rose. Ich hatte als Kind nicht alles. Ich meine klar, hatte ich Unmengen an Sachen, doch es gab immer wieder was neues auf dem Markt. Genauso ist es mit reichen Leuten. Sie haben nicht alles, egal wie viel Geld sie haben, denn sie können theoretisch noch mehr Geld haben."

CarelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt