Teil 39

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Rose

Meine Finger waren mit Enzo's verschränkt. Ich betrachtete meine blasse und seine gebräunte Haut. Obwohl unsere Hände verschiedene Größen besaßen, passten sie perfekt ineinander. Die ganze Zeit schon wippte ich mit meinem Fuß auf und ab. Ich wusste, dass er auch nervös war, schließlich war das keine Sache, die man einfach so hinnahm, trotzdem versuchte er mich zu beruhigen.

„Wir schaffen das. Er hat keine Chance." flüsterte Enzo und suchte meinen Blick.

Ich sah direkt in seine braunen Augen hinein und atmete zitternd ein.

„Ich hoffe es." murmelte ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er drückte mir einen Kuss auf die Schläfe und drückte meine Hand.

Ich hatte die letzte Nacht so gut wie gar nicht geschlafen. Zwar hatte ich gewusst, dass der Gerichtsprozess früher oder später stattfinden würde, doch ich hatte gehofft, der Tag würde eher später kommen. Wenn man sich vor etwas fürchtet vergeht die Zeit bis zu dem Zeitpunkt wie im Flug und wenn der Moment da ist, zieht sich alles in die Länge wie ein Kaugummi.

„Fall 457. Rose Mcallen und Lorenzo Castano, bitte zum Eingang 4." sagte plötzlich eine Frauenstimme. Wir erhoben uns beide und folgten der rothaarigen Frau. Sie beäugte uns flüchtig, ehe wir in den Gerichtssaal gebracht wurden.

Gerade, als sie Enzo und mich trennen wollten, zog er mich an sich und presste seine Lippen auf meine. Ich fuhr mit meinen zittrigen Fingern durch sein dickes schwarzes Haar.

„Ich liebe dich Bambina." flüsterte er, bevor ihn die Polizisten endgültig von mir wegzogen. Ich sah ihm nach. Er zwinkerte mir aufmunternd zu, bevor er begann mit seinen Anwälten zu sprechen. Meine Finger zitterten wie verrückt. Ich fühlte mich dem ganzen nicht gewachsen, doch wenn der Prozess erstmal vorbei sein würde, würde alles besser werden. Hoffte ich zu mindestens.

Im Raum saßen ebenfalls Enzo's Eltern, sein Bruder mit seiner Freundin und Ben. Ich durfte mich nicht zu ihnen setzten, weil ich als Zeugin aussagen musste.

Als Karlo durch die Tür kam hielt ich die Luft an. Flüchtig sah er zu mir und lächelte dabei verschmitzt. Unruhig rutschte ich auf meinem Platz hin und her. Karlo setze sich ebenfalls zu seinem Anwalt und begann mit ihm zu sprechen. Enzo sah ihn so an, als ob er jeden Moment aufstehen und ihn umbringen würde. Er durfte nicht so wütend sein. Er musste sich konzentrieren.

Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis der Prozess losging. Mit jeder Sekunde wuchs meine Angst. Ich hatte Bauch und Kopfweh.

Die dunkelhaarige Richterin sorgte für ruhe, klärte die formalen Sachen ab und schilderte den Fall.

„Sie werden beschuldigt Karlo Dallon geschlagen zu haben und zwar so sehr, dass er mehrere Lebensbedrohliche Verletzungen mitgetragen hat. Stimmt das?"

„Ja euer Ehren." bestätigte Enzo.

„Herr Dallon, welchen Grund hatte Herr Castano, sie so zuzurichten?"

Karlo zuckte mit den Schultern.

„Ich habe mit seiner Freundin geflirtet und dann ist er schon ausgetickt."

Ich konnte es nicht fassen, dass er so eine fette Lüge auftischte. Enzo's Anwalt meldete sich zu Wort.

„Euer ehren, beide Jugendliche standen unter Alkoholeinfluss und befanden sich auf einer Party. Mein Mandant hat zwar die Kontrolle verloren, jedoch nur aus reinem Schutz, da seine Freundin von Herr Dallon belästigt wurde."

CarelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt