Teil 5
Enzo
Sonntag war immer der merkwürdigste Tag in der Woche. Die Geschäfte haben nicht offen, alle Menschen bleiben zuhause, so dass sie Straßen leer sind. Irgendwie mochte ich keine Sonntage. Es war zu ruhig. Außerdem war es der Tag vor Montag.
Nachdem ich mir die Zähne geputzt und das Gesicht gewaschen hatte, verließ ich das Bad. Ich sah verdammt scheiße aus. Mein Kater von gestern Abend war lang noch nicht ausgeschlafen. Glücklicherweise war die Party gestern etwas außerhalb gewesen, so dass ich kaum bekannte Gesichter getroffen hatte. Ich hatte ein wenig Stoff los gebracht und das übliche getrieben. Mich betrunken und rumgehurt. Sonntag ging jedoch niemand weg, so dass ich in irgendeine Bar gehen musste, um mich dort zu betäuben. Das meine Leber noch nicht den Geist aufgegeben hatte, war wirklich ein Wunder. Ich fuhr mit meinen Händen übers Gesicht. Diese Träume, die ich manchmal hatte sorgten dafür, dass es mir noch beschissener ging. Ich träumte immer von dieser einen Person. Von immer dem selben kleinen Jungen mit den schwarzen locken. Deswegen war ich auch viel zu früh wach.
„Hey."
Ich fuhr herum und erblickte Ever die auf dem Sofa saß. In der Hand hielt sie ein Wasser, in dem die Eiswürfel rumschwomen.
„Hi." begrüßte ich monoton. Es wunderte mich nicht, dass sie hier war. Sie wohnte schon praktisch bei uns. Es gab keinen Tag an dem Damian und sie sich nicht sahen. Gerade als ich mich zum gehen wandte, klopfte sie auf den Platz neben sich.
„Setz dich doch zu mir." schlug sie vor. Zögernd ließ ich mich neben sie nieder. Ever wirkte ein wenig überrascht. Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich mich wirklich zu ihr setzte.
„Wie geht es dir? Also ich meine wie geht es dir wirklich? Ich weiß, dass du nicht so gerne mit mir redest. Dass du im allgemeinen mit niemanden gern sprichst und vorallem nicht über deine Gefühle. Aber ich dachte mir, dass ich nunmal ein Mädchen bin und es dir vielleicht leichter fällt mit mir zu sprechen. Du weißt schon, anstatt mit deinen männlichen Freunden."
Nervös warteten ihre braunen Augen eine Reaktion ab. Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Ever sprach nie sonderlich viel und vorallem nicht mit mir. Dass sie mich plötzlich so konfrontiert hatte, überraschte mich. Jedoch wusste ich nicht, wie ich ihren Vorschlag mit ihr zu reden auffassen sollte.
„Schläft mein Bruder noch?" fragte ich stattdessen. Sie nickte stumm und trank einen Schluck. Ich atmete tief ein. Sollte ich mit ihr reden? Sie musste ja nicht alles erfahren was in meinem Kopf vorging, vorallem nicht wenn es um die dunklen Gedanken ging. Aber es gab da tatsächlich eine Sache die mich verwirrte. Und ich konnte unmöglich mit Ben oder mit einem anderen Typen darüber sprechen. Es kam mir eher wie ein Thema vor, über das man nur mit einem Mädchen sprechen konnte. Denn es ging um ein Mädchen.
„Weißt du es gab da mal ein Mädchen." begann ich und kratzte mich am Hinterkopf. Verdammt, es war echt ungewohnt Laut auszusprechen was ich dachte. In Ever's Augen funkelte etwas auf. Sie setzte das Glas an, um ihr Lächeln zu verstecken.
„Ein Mädchen also?" hakte sie nach. Ihre Mundwinkel waren nach oben gebogen. Ich verdrehte die Augen.
„Ja. Keine Ahnung es echt schwierig zu beschreiben. Ich kenne sie schon ewig, doch gleichzeitig weiß ich gar nichts von ihr. Es gibt auch nichts, dass uns verbindet, aber ich war einmal für sie da. Danach ist sie aber für ganze drei Jahre verschwunden und jetzt ist sie wieder da."
Ever nickte und ihr blick verriet mir ich sollte weiterreden, also tat ich das auch.
„Und jetzt muss ich viel zu oft an sie denken, obwohl ich das gar nicht möchte. Ich will sogar, dass sie mich hasst und ich will mich von ihr fern halten, doch das klappt nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich bei ihr sein muss. Sie irgendwie beschützen muss. Total abgefuckt."
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Careless
Romance„Tu nicht so, als ob du mich nicht mögen würdest Rose." „Dann tu du nicht so, als ob du mich einfach küssen könntest." „Könnte ich aber." „Dann würde ich dir aber eine reinhauen." Allein die Vorstellung, sorgte dafür, dass ich schmunzeln musste. „Tr...