Teil 44

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Lorenzo

Meinem Vater die Wahrheit zu erzählen war mir fiel leichter gefallen, als ich anfangs gedacht hatte. Es war irgendwie sogar befreiend gewesen. Früher hatten er und ich ein weitaus besseres Verhältnis gehabt, doch nachdem ich anfangen hatte ununterbrochen misst zu bauen, war es dahin gewesen.

Nun jedoch saß ich hier und erklärte ihm die ganze Scheiße. Er hörte mir zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen.

„Und dann wurde Rose angeschossen und jetzt sind wir hier."

Mein Vater blinzelte und atmete hörbar ein. Seine dunklen Haare standen in alle Richtungen ab. Er war sich mehrmals darüber gefahren.

„Du weißt, dass das ziemlich unrealistisch klingt."

„Das ist die Wahrheit."

„Ich glaube dir ja, aber wird das die Polizei tun? Lorenzo du bist schon mehrmals vorbestraft und du hast einen Jungen ins Koma geschlagen. Es wird wirklich schwierig sauber aus der Sache zu kommen."

Ich massierte meine Schläfen.

„Glaubst du, dass ich das nicht bereits weiß?!" knurrte ich. Es schien keinen Ausweg zu geben. Was soll ich tun?

Mein Vater erhob sich.

„Das wird der letzte gefallen sein, denn ich dir tun werde Lorenzo. Vor allem aber, weil du diesmal dieses Mädchen miteinbezogen hast. Das war sehr unreif und verantwortungslos von dir. Danach kannst du machen was du willst, ich werde dir nicht mehr helfen. Ich rufe meinen Freund bei der Polizei an und sehe was ich machen kann."

Mit diesen Worten lief er den Flur hinauf und ließ mich alleine zurück. Ich fuhr mit den Händen über mein Gesicht und hüpfte mit meinem Fuß auf und ab.

Wutgeladen erhob ich mich und ging zurück in Rose Krankenzimmer, obwohl die Besuchszeiten schon längst vorbei waren.

Als ich den Raum betrat hob Rose sofort ihren Kopf. Sie sah besser aus, wie noch vor ein paar Tagen, dennoch wirkte sie erschöpft.

Neugierig betrachtete sie mich und blinzelte ein paar mal.

Ich schloss die Tür hinter mir und lief langsam auf sie zu. Ich setzte mich auf die Bettkante und lächelte schwach.

„Wie geht es dir?"

„Besser und dir?"

Ich nickte.

„Alles in Ordnung. Wieso schläfst du nicht? Es ist spät geworden."

Sie rieb ihre Augen.

„Ich konnte nicht schlafen, ehe du zurück kommst. Das hat ganz schön lange gedauert..." murmelte sie.

„Ja es hat auch eine Weile gedauert alles zu erzählen."

Rose betrachtete mich verwundert.

„Du hast ihm alles erzählt?"

Ich presste die Lippen aufeinander und nickte mit dem Kopf.

„Ich musste es tun Bambina."

Sie bejahte verständnisvoll.

"Was wird jetzt passieren?"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung. Mein Vater hat einen Freund bei der Polizei. Der hat mir bisher immer geholfen. Mal sehen, ob er in diesem Fall was für mich tun kann. Wie geht es deiner Wunde?"

Rose Gesicht war blass. Nichtsdestotrotz sah sie wunderschön aus. Jedesmal wenn ich sie ansah, würde ich sie am liebsten küssen.

"Schon viel besser. Es tut zwar ein bisschen weh, aber es geht mir gut. Ich bin froh, wenn ich hier raus kann."

CarelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt