Teil 22

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Enzo


Wieso konnte ich es einfach nicht sein lassen? Wieso fühlte ich mich so hingezogen zu Rose? Seit einer halben Stunde fuhr ich durch die Straßen von Ohio, ohne zu wissen wohin ich musste. Erst hab ich sie mit Alex gesehen und dann die Sache mit Karlo. Wieso konnte es mir nicht einfach egal sein? Wieso musste ich mich so in sie verlieben?

Auf den Straßen herrschte ein Schneestrum und der Radiomoderator sagte Stau an. Ich wich der Ausfahrt zur Autobahn aus und entschied mich lieber für die Landstraße. Dort würde wahrscheinlich weniger los sein. Ich hätte nie gedacht, dass Rose mir folgen würde, doch nun saß sie hier bei mir.

"Erklär es mir Enzo, ich will einfach nur, dass du es mir erklärst." sagte Rose ohne mich anzusehen. Das war das erste mal, dass sie mit mir sprach, seit wir uns im Auto befanden. Wäre ich nicht so feige, hätte ich den ersten Satz gesprochen.

Ich wünschte ich könnte ihr alles erklären, doch ich brachte meine Gedanken nicht in eine sinnvolle, logische Reihenfolge.

"Was soll ich dir denn erklären?" antwortete ich stattdessen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

"Das alles! Ich meine was soll das? Erst sagst du mir, dass du dich in mich verliebt hast und dann  schläfst du mit Ella. Du schlägst Karlo wegen mir zusammen und dann sagst du, du bist von meinem bemitleidenswerten Ich genervt. Und jetzt das. Ich konnte mich alleine verteidigen und außerdem war Alex bei mir."

Ich verkrampfte, als sie Alex erwähnte.

"Was findest du an diesem Scheißkerl?!" antwortete ich gereizt. Sie brauchte nur seinen Namen zu erwähnen, um mich zum Kochen zu bringen.

Einen Moment starrte sie mich an, ehe sie fassungslos auflachte.

"Ernsthaft? Im Gegensatz zu dir, verarscht er mich nicht nur. Er ist nett und außerdem verstehen wir uns gut."

Es war schwierig sich auf den Verkehr zu konzentrieren und gleichzeitig meine Wut in Zaum zu halten. Alex und nett? Hatte ich mit einer Wand gesprochen, als ich ihr von Alex Leben erzählt hatte?

"Du kennst ihn nichtmal Bambina. Er ist ein Arsch."

"Nenn mich nicht so! Halt an." sagte sie. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen sah ich zu ihr.

"Halt an!" wiederholte sie diesmal fester.

"Ich halte nicht an, schau dir mal das Wetter draußen an."

"Ist mir egal, ich will raus hier! Du bist so was von dämlich. Wie konnte ich dich nur eine Sekunde lang mögen! Du bist der ekelhafteste Mensch, denn ich je kennengelernt habe!"

Ihre Worte trafen mich und sorgten dafür, dass mir mulmig im Magen wurde. Ich fuhr an den Rand der Straße und schaltete den Motor aus.

"Hier, steig aus." sagte ich ruhig. Ihre schwarzen Augen musterten mein Gesicht, ehe sie die Tür öffnete. Ich starte hinaus. Es war stockdunkel und draußen herrschte ein wilder Schneesturm. Wir befanden uns mitten im nirgendwo. Ich hatte gar nicht mehr aufgepasst wohin wir gefahren waren. Ehe Rose aussteigen konnte, zog ich sie am Handgelenk zurück ins Auto und lehnte mich über die Konsole, um die Beifahrertür zu schließen. Zornig blickte sie zu mir. Ihr Gesicht war ganz nah an meinem und ich fühlte wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Ich schloss die Augen und seufzte.

"Es tut mir leid. Ich wünschte ich könnte es dir erklären, doch ich kann nicht."

Als ich meine Augen öffnete, wirkten ihre Gesichtszüge weicher.

"Fahr einfach weiter, sonst kommen wir noch zu spät." sagte sie und lehnte sich im Stuhl zurück. Ich drehte den Schlüssel, doch das Auto sprang nicht an. Ich versuchte es erneut. Dann nochmal und nochmal, doch der Motor sprang nicht an.

CarelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt