Nach genau zwölf Minuten komme ich an Ashleys Tisch an und halte mich an ihm fest. Dieser Fuß macht mich fertig, und das ich noch diese Schuhe an habe, verbessert meine Chancen, hier lebend raus zu kommen auch nicht gerade.
"Alles okay?" Ashley steht von ihrem Stuhl auf, beugt sich über ihren Tisch und sieht mich besorgt an.
Ich atme tief ein. "Alles gut" ich zwinge mich zu einem Lächeln und gehe – humple – in Travis sein Büro, wo er schon auf mich wartet.
"Was ist mit Ihnen?"
"Alles gut" wiederhole ich meine Wörter von gerade eben.
"Wenn Sie meinen. Wo waren Sie denn heute früh?" wechselt er das Thema.
"Was meinen Sie?" ich tu auf unwissend, obwohl er der Grund ist, wieso ich diese scheiß Verletzung habe und dafür könnte ich ihm jetzt die Schuld geben.
"Sie wissen doch, ich stand vor Ihrer Tür mit Kaffee für uns beide" klärt er mich auf und ich hoffe, er kauft es mir ab.
"Also vor meiner Tür war keiner"
"Ich habe gesehen, wie Sie durch den Spion gesehen haben, da Ihre Füße einen Schatten hinter der Tür gemacht haben" ich könnte mich gerade dafür Ohrfeigen, dass ich so leichtsinnig war.
"Alicia hören Sie-" "ja Ashley ich komme" rede ich ihm dazwischen und gehe nach draußen – zu Ashley – und tu so, als hätte sie mich gerufen.
"Hilf mir" forme ich mit meinen Lippen und sie sieht an mir vorbei.
"Travis dein Mandant kommt hoch. Er ist gleich da" sagt sie und ich spüre seine Präsenz hinter mir.
"Schick ihn in den Konferenzraum" sie schüttelt den Kopf. "Zu spät. Da kommt er" sie zeigt mit einer Kopfbewegung nach rechts, Travis und ich drehen unsere Köpfe da hin und ich weite meine Augen.
"Scheiße" platzt es aus mir raus und beide Anwesenden schauen mich verwirrt an, als ich wie eine dumme humpelnd davonlief, damit Travis sein Mandant mich nicht sieht.
Das kann doch nicht wahr sein. Das macht er also geschäftlich hier. Und das ausgerechnet da, wo ich arbeite. Karma, warum?
"Alicia?" ich drehe mein Kopf zu Travis – der mir mit einem gewissen Abstand folgt – und verziehe mein Gesicht. "Schreien Sie doch nicht so rum" fauche ich ihn an und gehe weiter.
"Sie rennen in die total falsche Richtung. Sie werden bei diesem Termin dabei sein" abrupt bleibe ich stehen und Travis knallt mit vollem Schwung gegen mich und ich drohe zu fallen, aber er legt seinen Arm um meine Taille und hält mich fest an sich gedrückt.
"Nein werde ich nicht" wenn ich mein Fuß weiterhin so belaste wird er morgen noch schlimmer aussehen. Ich löse mich aus seinem Griff.
"Wieso nicht?" will er wissen.
"Weil eben" blocke ich ab.
"Das ist kein Grund"
"Das ist ein Grund. Ich werde einfach nicht dabei sein"
"Sie sagen zu so einem Mandanten nein?" er zieht überrascht seine Braue hoch.
"Sie lassen sich so eine Chance durchgehen?" ja geht klar, tritt noch mehr drauf rum, kein Problem.
"Alicia wieso wollen Sie nicht dabei sein?"
"Lassen Sie es doch endlich sein" seufze ich und lehne mich an die Wand und entlaste meinen Fuß.
"Er wartet. Gehen Sie" forder ich ihn auf.
"Er kann warten"
Ich lache auf. "Er kann nicht warten. Er gehört zu den ungeduldigsten Menschen, die ich je kenne"
"Und das wissen Sie woher?" Verwirrung ist in seiner Stimme zu hören.
"Egal"
"Wenns darum geht, was Sie von ihm gehört haben.."
"Was meinen Sie? Dass er, wenns darum geht, einen Fall zu gewinnen, vor nichts zurück schreckt? Glauben Sie mir, das tut er nicht nur in seinem Job"
"Alicia, was verheimlichen Sie mir?" er hat seine Festigkeit in seiner Stimme zurück gefunden.
Ich schließe meine Augen und öffne sie dann wieder.
"David Harmon ist mein Vater" sage ich langsam und schaue hinter ihn, wo Vater auf dem Sofa sitzt und ein Glas Scotch in seiner Hand hält.
Mutter und er waren nie richtige Eltern für mich gewesen. Da Alec schon von klein auf sagte, dass er Arzt werden will, war es für die beiden beschlossene Sache, dass ich Jura studiere und in die Kanzlei mit einsteige. Die Kanzlei später mit Leo führen soll. Mein gesamtes Leben war so geplant, wie sie es wollten. Als ich dann von der Columbia geschmissen wurde, haben sie mich weggestoßen und taten so, als würden sie mich nicht kennen, als wäre ich nie ein Teil der Familie gewesen.
"Geben Sie mir Ihr Handy" irritiert schaue ich ihn an, und dann auf die ausgestreckte Hand, die er mir hin hält.
Ich hole mein Handy und lege es in seine Hand. Er tippt irgendwas drauf rum – ich Idiot habe kein Code – und holt kurz darauf sein vibrierendes Handy aus seiner Hosentasche.
"Wenn Sie nicht persönlich dabei sein können, dann werden wir das eben so machen" er reicht mir mein Handy wieder, dreht sich um und geht auf sein Büro zu.
Er hat sein Handy angerufen, und hält das "Telefonat" aufrecht, so kriege ich alles mit, was da drinnen abläuft.
"Travis, schön Sie zu sehen" höre ich Vaters Stimme, die ich schon eine Weile nicht mehr gehört habe.
"David" sagt Travis, und ich spicke um die Ecke und sehe, wie sie sich gerade die Hand geben.
"Wie kann ich Ihnen heute behilflich sein?" es raschelt und so wie ich erkennen kann, legt Travis gerade sein Handy auf den Tisch, und er selbst setzt sich auf sein Stuhl.
Es ging um einen Ehevertrag, den er für Alec machen möchte, da er nicht will, dass Grace ihn ausnutzt und all sein Geld und von der Familie an sich nimmt, was bei Grace nicht der Fall sein wird.
Als sie dann alles beredet haben, ergriff Travis das Wort.
"Wie geht es Ihren Kindern?" das fragt er nur, weil er jetzt weiß, dass ich die Tochter bin.
"Meinem Sohn geht es gut. Die Hochzeit steht bald an und wir freuen uns alle sehr darauf" beantwortet Vater seine Frage und geht gekonnt nicht auf mich ein.
"Und Ihrer Tochter?" hakt Travis weiter nach und dafür könnte ich ihn erschießen.
"Ich habe keine Tochter" antwortet Vater wie aus der Pistole geschossen und mir fällt das Handy aus den Händen.
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Why him? ✔️
ChickLitTeil 3. "Wieso ihn?" fragt er und versucht in meinen Augen eine passende Antwort zu suchen, die ihm gefällt, welche er aber nicht bekommen wird. "Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt" 28.09.2016 & 23.06.2017 #1 ChickLit 05.12.2016 #2 ChickLi...