Chapter thirtysix

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Und noch ein Kapitel!:)

Die Fahrt über hat eigentlich die ganze Zeit Grace geredet und erzählte, wie sie unsere Mutter verrückt macht. So kenne ich Mutter. Kein bisschen hat sie sich geändert. Die Uhr am Armaturenbrett hat gerade die 12 erreicht und ich schließe müde die Augen. Flüge machen mich immer müde und teilweise liegt es noch am Kater, der diesmal stark zugeschlagen hat.

"Alicia da gibt es etwas, was du wissen musst" Grace sieht in den Rückspiegel und hat ihr Gesicht leicht verzogen. "Da du früher da bist, um genau zu sein zwei Tage, gibt es da ein Problem" ich runzle fragend meine Stirn und sie fährt fort. "Wir haben dich ehrlich gesagt nicht erwartet, da sich Jack nicht wirklich hoffnungsvoll angehört hat" Alec greift ihr unter die Arme.

"Was Grace sagen will ist, du müsstest für die nächsten zwei Tage mit allen unter einem Dach wohnen"

"Definiere alle"

"Alle" ich schlucke meine Spucke runter und schaue kurz durchs Fenster raus.

"Wenn du willst, wir können dich in einem Hotel absetzten und -"

"Ich werde es zwei Tage aushalten" zwinge ich mich zu einem Lächeln und Alecs Augen strahlen auf. "Bist du sicher?"

"Du bist mein Bruder, was tu ich nicht alles für dich"

...

Das Haus hat sich nicht verändert. Außer das der Zaun gestrichen wurde, ist alles gleich. Grace fährt die Einfahrt hoch und hält direkt vor der Eingangstür an.

Beide drehen sich gleichzeitig zu mir um und warten. Auf was, ich weiß es nicht.

"Leute schaut mich jetzt nicht so" nörgle ich. "Bist du dir wirklich ganz sicher? Wir können dich immer no-" "Alec" rufe ich durchs Auto und er verstummt sofort.

"Sag einfach 'danke Schwesterherz' und gut ist" verdrehe ich meine Augen und schaue zu Grace. "Was hast du mit ihm gemacht, er ist ja total fürsorglich geworden" frage ich sie und sie zuckt ihre Schultern.

"Frag mich nicht. Er führt sich seit dem du weg bist so auf" ich schmunzle und schaue zu Alec. "Du hast mich vermisst" ich beuge mich vor und kneife in seine Wange.

"Ist ja gut" er schlägt meine Hand weg und muss trotzdem etwas Lächeln.

"Ich würde dann mal sagen, auf in die Hölle, für mich wenigstens" ich atme tief ein und öffne die Autotür.

Alec holt meinen Koffer und seine Reisetasche aus dem Kofferraum und wartet einen Moment, bis Grace das Auto abgeschlossen hat.

Mit seiner Tasche über der Schulter und meinem Koffer hinter sich mitziehend gehen Grace und ich hinter ihm her. "Wenn ich fragen darf, wieso sind wir alle bei Alec zuhause?" der angesprochene bleibt stehen und dreht sich zu uns nach hinten.

"Es ist unser Zuhause" korrigiert er mich. "Nein, nicht mehr" war das letzte was ich an ihn gerichtet gesagt habe, und schaue wieder zu Grace.

"Eure Mutter bestand darauf die Vorbereitungen hier durchzuführen" seufzt sie und ich sehe es ihr an, dass sie damit nicht einverstanden ist.

"Bevor wir da rein gehen, eine Frage noch. Sie hat dir ihr Hochzeitskleid gegeben oder?"

"Ja" ich nicke nur und wir folgen wieder Alec, der vor der Tür stehen bleibt und den Schlüssel ins Schloss steckt.

Das schaffst du Alicia. Zwei Tage. 48 Stunden. Das schafft man doch. Auch wenn es 48 Stunden von hasserfüllten Blicken und verletzenden Wörtern sein werden.

Wir betreten die Eingangshalle und die verschiedenen Stimmen erhellen das Haus. Ich lasse meine Schuhe an, während Grace und Alec ihre ausziehen. Ich sehe das so, ich gehöre nicht mehr dazu, also muss ich mich nicht an die Hausregeln halten, richtig?

Alec legt seine Tasche neben meinen Koffer auf den Boden und nimmt Grace an der Hand. Ich folge den beiden stumm und schaue dabei meistens den Boden an.

Die Stimmen verstummen schlagartig, als ich das Wohnzimmer betrete und die Blicke aller auf mir liegen. Mutter sitzt neben Vater auf dem zweier Sofa vor dem großen Fenster, Mr. Edwards, seine Frau und Leo sitzen auf den Stühlen aus dem Esszimmer daneben. Oma und Opa, Vaters Eltern, sitzen gemeinsam mit Mutters Mutter auf dem anderen Sofa. Am anderen Ende des Wohnzimmers – wo der Fernseher hängt – sitzen Grace ihre Eltern, die mich anlächeln, wenigstens sind sie so freundlich und Lächeln mich an.

"Alicia mein Kind" Oma Gerda, Vaters Mutter steht vom Sofa auf und kommt mit geweiteten Armen auf mich zu und zieht mich an sich. Vaters Eltern sind das totale Gegenteil von ihm. Sie haben mir monatlich Geld überwiesen, aber haben damit aufgehört, da ich es ihnen jedesmal zurück überwiesen habe. Man könnte meinen, Vater wäre adoptiert worden, da er seinen Eltern und seinem Bruder, Onkel Jack nicht ähnelt.

"Es ist so schön dich wieder zu sehen" flüstert sie in mein Ohr und ich nicke. "Dich auch Oma" sie lässt mich los und umarmt jetzt Alec herzlich.

"Was hast du für Sachen an" ruft Oma Ela, das Ebenbild von Mutter, und hält empört ihre Hand vor ihren Mund.

Ich habe eine, zu meinen hellbraunen Ankleboots, passende schwarze Hose an, darüber ein schlichtes weißes Tshirt, und um meine Hüfte mein kartiertes Hemd gebunden. Was für ein Problem sie jetzt wieder hat, ich sehe normal aus, aber natürlich gefällt es ihr nicht.

"So kannst du doch nicht rumlaufen" sie steht auch auf und kommt auf mich zu, nur jetzt bin ich nicht erfreut, so wie bei Oma Gerda.

Sie zupft an meinem Shirt und dann an meinem Hemd, während sie ihren Kopf schüttelt. Jetzt reicht es, mal im Ernst.

"Tut mir leid, meine Gucci Klamotten waren leider in der Reinigung, aber ich kann dir versichern, ich habe Spitzenunterwäsche an, willst du sie sehen?" empört über meine Wörter reißt sie ihre Augen auf und öffnet ihren Mund.

"Ich kann mich gerne hier ausziehen, wenn du willst" provoziere ich sie weiter.

"Moment" ich öffne den Knoten von meinem Hemd und reiche es Alec. Ich nehme mein Hosenbund in meine Hände und will meine Hose aufknöpfen, als Vater vom Sofa aufspringt.

"Es reicht" ruft er und sieht mich wütend an, was mich vollkommen kalt lässt.

Ich schaue zu Leo, der ein breites Grinsen hinter seiner Hand verstecken muss, und auch Grace ihr Vater versucht sein Lachen zu verstecken. Wenigstens konnte ich jemanden zum Lachen bringen.

Ich lächle Oma Ela provozierend an und zwinker ihr dann zu. Oma Ela weiß genau, wie ich zu ihr stehe. Früher musste ich immer das anziehen, was sie oder Mutter mir vorgeschrieben haben, dementsprechend hatte ich meistens auch nur die teuersten Klamotten an, die ich als sechsjährige nicht anziehen wollte. Sie waren unbequem, etwas für ältere und waren einfach scheußlich.

"Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit" ich verbeuge mich so wie im Musical nach Beendigung des Stückes und lächle sie an.

Ich drehe mich zu Alec und Grace um, die sichtlich amüsiert sind und mir zu nicken.

Wenn das so die nächsten Tage laufen wird, dann wird es spaßig.

Why him? ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt