der selbe Himmel

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Kühl zog der Wind über die Weiten des Graslandes, Blumen befleckten wie Punkte das dunkelgrün, die Blüten versteckt unter Blättern, Mondlicht schimmerte in die Nacht, warf silbernen Glanz auf die ruhige, friedliche Szenerie, malerisch umrahmten Sterne den weißen Himmelskörper, bedeckten in unendlicher Zahl den nächtlichen Horizont. Der Ruf einer Eule hallte über die freien Weiden, die gelben, runden Augen starr auf den Boden gerichtet, nach Beute suchend. Leises Rascheln durchzog den ländlichen Anblick, zögerliche Schritte drückten die einst standhaften, dem Luftzug trotzenden Stängeln, drückten sie tiefer in die lehmige, braune Erde als ein kleiner Junge, die Augen aufmerksam über seine Umgebung huschend aus den Wäldern am Rande trat, aus dem schützenden Dickicht hinaus lief, die langen Schatten hinter sich lassend. Fest drückte er das alte Bild an seine Brust, die zierlichen Finger um das Papier geschlossen, die abgenutzten Ränder reibten an der bleichen Haut, ein sanfter Rotschimmer hatte sich den Platz an seinen kindlichen, runden Wangen erkämpft, dunkle Sommersprossen zierten das junge Gesicht, braune Haare fielen in eben jenes. Die Angst, die sich bis jetzt fest an sein Herz geklammert hatte, wich Faszination, das flaue, unbehagliche Gefühl verjagen von staunen, "..wow..", entwich es ihm, die Aufmerksamkeit fest auf die friedliche Umgebung gelenkt, gefesselt von den unbekannten Eindrücken die auf ihn niederregneten, die traurige Mimik wich strahlen, ein Lächeln ließ Grübchen erscheinen, der entfernte Klang des Nachtvogels erklang. Fast hätte er den wertvollsten seiner Besitztümer vergessen, der nun locker in seiner geöffneten Hand lag, das freundliche Gesicht, von dem dieses Bild zeugte, hatte er noch vor wenigen Tagen selbst gesehen, es als alltäglich erachtet, nie dafür dank ausgesprochen, die wärmenden, ihn schützenden und leitenden Arme nicht gesehen die ihn bis vor kurzem noch sein Leben erhellten, seine düsteren Zeiten mit Strahlen durchbrachen, nun waren sie fort, keine wärmenden Arme nahmen ihn nun in Schutz, keine aufheiternden Worte ließen nun seine Tränen trocknen, wischten sie weg. Ein starker Wind zog an seiner dünnen Jacke, durchdrangen den Stoff, riss die letzte Erinnerung hinfort, spielte mit ihr, ließ sie mit sich tanzen. Schockiert über den Verlust des Gefühls riss der Junge seinen Kopf herum, wurde aus seinen Träumen zurück in die Realität gezogen, seine grünen Augen erhaschten einen letzten Blick auf das entfernte Gesicht bevor es von der Schwärze der Nacht verschlungen wurde. Tränen sammelten sich in seinen Augen, schrill vor Verzweiflung durchdrang seine Stimme die Stille, "Mama!", stetig wiederholte er seinen Ruf, rannte, den Blick in den Himmel gerichtet, in die Richtung in die es verschwand, versucht trotz seiner verschwommenen Sicht den kleinen Lichtblick zu entdecken. Nach Luft japsend stoppte er, salzige Spuren zierten sein Gesicht, schluchzend ließ er sich auf die Knie fallen, als ein bekannter Klang seine Ohren ereilte, "Luke! Luke? Wo bist du, Kleiner?", rief sein Vater, hatten den Jungen bald entdeckt, eilte zu ihm, "Luke, was ist den los?", fragte er, seine warme Hand auf die Schulter seines Sohnes legend, auch seine Gesichtszüge zierten die Spuren des kürzlichen Verlust einer geliebten Person, "M..mami..Bild..weg..es tut mir leid...ich wollte nicht..", brachte das kleine Ebenbild seines Vaters hervor bevor seine Stimme brach, doch der Erwachsene verstand, blickte hinunter, "du..hast ihr Bild verloren, oder?", leichtes Nicken bestätigte seine Aussage, "weißt du..Karina..deine Mutter sagte immer..egal wie weit Menschen weg zu sein scheinen, schaue in den Himmel den der ist immer der gleiche, er verbindet Menschen, selbst wenn sie sich nicht kennen oder nie kennenlernen". Mit geröteten Augen blickte er hinauf, richtete sie auf den anderen Menschen, "...sie ist weg..sie..sie kommt nicht mehr zurück..oder..?", der Vater erhob seinen Finger, deutete auf den nächtlichen Himmel, "aber wenn du hoch siehst blickst du immer in den gleichen Himmel wie sie".

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