Feder

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Stumm beobachtete der Mann die ersten, feuerroten Blätter die ihren Weg hinab suchten, von dem Wind verweht wurden, auf dem kalten, schattigen Boden auf ihren Tod warten. Grau, weiß und schwarz bedeckten die grün Wiese, Bäume umrahmten den Ort, die warmen Sonnenstrahlen erwärmten ihn. "Ich hab es dir nie gesagt..", wisperte der Braunhaarige, den Blick sturr auf den rötlichen Horizont gerichtet, Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln. "Woher hätte ich den wissen sollen das du so krank bist wenn du es mir nicht gesagt hast?!", vorwurfsvoll richtete er seine Augen auf das braune Schild, Blumen zierten die aufgewühlte Erde, Kerzenflammen leuchteten in gläsernen Gefäßen, spendeten tröstlich Licht, Ruß bildete sich langsam auf den glatten Flächen, "du weißt das du es nicht geheim halten solltest, du weißt das du die ganzen Lasten nicht hättest tragen musstest, du weißt das ich dich nicht verstoßen hätte! Und trotzdem! Trotzdem hast du mir nie erzählt das du einen Tumor hast! Wir hätten die letzten Tage noch zusammen verbringen können, wir hätten es zusammen schaffen können", rief er aus, nasse Spuren zogen sich über seine blassen Wangen, seine Hände zu Fäusten geballt, versucht der Schmerz der sich in seinem Herzen angesammelt hatte Luft zu lassen, Verzweiflung ließ ihn stoppen bevor ein weiterer Schwall Erinnerungen ihn ergriff. Leise wisperte er, legte seine Fingerspitzen auf das Holz, ein trauriges Lächeln auf den Lippen begann er leise zu säuseln, "ich konnte dir nie sagen das ich dich liebe..und nun..?..Nun sehe ich dich nie wieder..ich vermisse dich..unendlich...", golden schimmerte der Himmel, das Licht brach sich in den Tränen, wie Regen tropften sie auf den rauen Untergrund als eine weiße Feder vom Himmel glitt, sich sanft auf den Handrücken legte. Bedrückt schaute er hoch, trocken lachte er, "du bist ja noch da oben und wartest auf mich
Bis wir uns irgend wann wiedersehen
Und dann, das verspreche ich dir, sage ich es dir", traurig lächelnd schritt er den Weg zurück, ließ das Grab hinter sich.

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