22. Kapitel

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Ich lag ihm jetzt schutzlos ausgeliefert auf dem Bett. Vor Angst und Verzweiflung rollten mir edliche Tränen meine Wange herunter. Wieso bin ich nur so dumm und biete ihm alles an?! MANN! ICH KÖNNTE MIR JETZT SO EINEN IN MEINE DÄMLICHE FRESSE GEBEN!

Ein Keuchen holte mich aus meinen Gedanken. In seinen eigentlich so wunderschönen Augen, war nur noch Verlangen und anderes Schmutziges zu erkennen. Ich wimmerte leise, als er einen Schritt auf mich zu trat. Durch meine Gedanken abgelenkt, bemerkte ich nicht, dass ich, sowie er, nur noch in Unterwäsche waren. 'Schau Hayden! Das hast du davon, wenn du mit deinem scheiß Leben nicht zufrieden bist!' , warf ich mir innerlich vor. 'Das bringt dich jetzt auch nicht weiter!', schnauzte mich ein Innerstes mal wieder, nach einer Ewigkeit, wo es sich nicht hat blicken lassen, an. Ich ignorierte es mal wieder herzlich.

"Du bist so wunderschön.", drängte er durch sein Keuchen. Ich hingegen schaute nur beschämt und voller Abneigung auf die andere Seite. Desinteresse war mir ins Gesicht geschrieben. Innerlich platze ich jedoch vor Aufregung, Angst und Adrenalin.

Er beugte sich zu mir runter und schon spürte ich seinen warmen Atem auf meinem Bauch. Ein eiskalter Schauer jagte mir widerwillig meinen Rücken hinunter und bereitete mir eine Gänsehaut. Ich spannte mich kurzfristig an und kniff angsterfüllt meine Augen zu. Ich hatte den Kampf gegen meine innere Stärke bereits verloren. Hatte ich eigentlich schon meine Verzweiflung erwähnt? Wenn nein, ich zittere sogar schon vor Verzweiflung. 'Was habe ich denn Schlimmes getan, dass das Schicksal mich SO bestrafen muss? Ich bin doch auch nur ein Mensch mit all seinen Macken, Gefühlen ja sogar Fehlern!', dachte ich über den Sinn meines Lebens nach.

Seine Küsse wanderten meinen Körper hinauf, bis er an meinem Hals angelangt war. Dort machte er kurz Halt, um Luft zu holen. Nachdem er ein Mal tieeeeef Luft geholt hatte, machte er dann dort weiter, wo er aufgehört hatte. An meinem kribbelnden Hals.

Er ging hoch zu meinem Unterkiefer und verteilte feuchte Küsse auf ihm. Jetzt wird es geschehen. Du wirst gleich vergewaltigt Hayden. Du wirst mit einem Mann, den du nicht einmal liebst, geschweige denn kennengelernt hast, Geschlechtsverkehr gegen deinen, eh unwichtigen, Willen haben.

"Ich werde mit dir nicht schlafen, wenn du es nicht willst. Ich bin kein Vergewaltiger. Ich habe nur Geschlechtsverkehr mit Frauen, wenn sie es auch wollen. Ich liebe es zu töten und habe Spaß daran, und Ja! Ich liebe es auch sie dabei leiden zu sehen, aber ich verabscheue Vergewaltigungen. Ich bin nur dazu da, die Frauen zu verschönern. Nicht mehr, nicht weniger. Der Rest ist nicht einer meiner Aufgaben.", sagte er plötzlich, erhob sich von mir und entfernte das Klebeband.

Ich sah ihn verwundert an und meine Kinnlade klappte automatisch auf. Er ging entspannt zu seinem Kleiderschrank und zog sich einen überdimensionierten Pullover und eine Jogginghose an. Ich musterte jede seiner Bewegungen und saß jetzt unter Schock, kerzengerade, auf dem Bett.

Nach einer mir gefühlten Ewigkeit atmete ich plötzlich erschöpft aus. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich unwillkürlich meinen Atem angehalten habe.

Er ging zu meiner Seite des Schrankes und öffnete die jeweilige Schranktür. Er wühlte ein wenig herum und zog dann eine Shorts und dazu ein passendes Top heraus. "Zieh das an.", forderte er mich monoton auf und warf mir die Sachen vors Bett.

Nachdem ich die ganze Zeit nur die Sachen geschockt angestarrt habe, wurde er wütend und zischte: "Na los! Brauchst du etwa noch 'ne handgeschriebene Einladung oder was?!" Ich schüttelte mich kurz, um meine Gedanken sammeln zu können und hob dann hastig meine Sachen auf.

Genervt schnaubte er und knallte hinter sich die Tür zu. "Was war das denn...?", fragte ich mich flüsternd. "Oh mein Gott! Hat er mich im Ernst jetzt nicht vergewaltigt?! Ich hätte mein, eh schon verlorenes, Leben drauf verwetten können, dass er es tut! Ist er wirklich nur so, damit er die Frauen verschönert? Wie oft tut er das? Ein bis zwei Mal in der Woche? Im Monat? Im Jahr? Oder sogar fast gar nicht? Vielleicht...", kam mir der Gedanke. 'Vielleicht ist er gar nicht so, wie du ihn gerade siehst! Vielleicht, ist er ja wirklich nur auf hässliche Frauen fokussiert...', rasch schüttelte ich diesen widerlichen Gedanken aus meinem Kopf. 'Nein, Hayden! Jede Frau, jeder Mensch allgemein, hat das Recht auf Leben!', schloss ich ungläubig von mir selber den Kampf gegen mich selbst ab.

Ich nahm mir erst meine Shorts und zog sie mir über. Dann mein Top. "Ich werde hier nie wieder rauskommen. Jedenfalls nicht lebend...", sagte ich pessimistisch, schüttelte nur meinen Kopf und lachte, wie eine psychisch Kranke los.

Genau genommen bin ich durch meine Lage eigentlich auch psychisch krank geworden. "Hahahahaha... Die große Hayden. DIE große Hayden... Die ist jetzt psychisch sehr labil...", ich schüttelte belustigt meinen Kopf. "FICK DICH LEBEN!", schrie ich lachend gegen diese verdammte Decke. Sie tat mir jetzt ziemlich leid. 'Wieso müssen immer die armen Wände meine Wut abbekommen?', dachte ich mir traurig. "Alter Hayden... Komm mal klar! Das sind nur Wände!", sprach ich mein Innerstes laut aus. "Na und?! Wände haben auch Gefühle...", murmelte ich den letzten Satz nur noch beleidigt gegen an.

Je länger ich regungslos da sitze und die Wand mit meinen leeren Blicken einfach nur anstarre, überkommt mich die Müdigkeit und ich lasse mich langsam aufs Bett fallen. "Haaaaaaaach ist daas schöööööööööön...", redete ich lallend zu mir selber und schnalzte mit der Zunge. Kaum schloss ich meine Augen kurz, schlief ich schnell ein.

Elias P.o.V. :

Ich ging die Treppen wieder kurz hoch, aus dem Wohnzimmer, um mit ihr den Tod zu besprechen.

Als ich jedoch oben ankam und die Tür öffnete, stockte mir der Atem. Sie sah einfach nur süß, niedlich und unschuldig aus. Einfach perfekt für mich eben. Das perfekte Gegenteil. Ein perfekter Ersatz für Maddie... 'Ach halt die Klappe, Elias!', rief ich mir in Gedanken selber zu. 'Maddie war ein Opfer. Sie war bei weitem nicht so perfekt, wie Hayden! An ihr stimmte einfach alles! Der Name, das Alter, die Haarfarbe, die Augen... Oh Gott.. In die verliebe ich mich immer wieder. Einfach nur perfekt!', schwärmte ich stolz und grinste heimlich vor mich hin.

Ihr stöhnen, als sie sich zur anderen Seite drehte, holte mich schlagartig in die Realität zurück. Lächelnd verließ ich das Zimmer wieder und schloss die Tür leise.

Ich tapste die Treppen wieder hinunter ins Wohnzimmer und schmiss mich förmlich auf die Couch. Ein angestrengtes Stöhnen entfuhr meinem Mund, als ich mich zu entspannen versuchte.

"Sir...", kam es so plötzlich, dass ich meinen Kopf ruckartig in Richtung Tür drehte. Mit weit aufgerissenen Augen, sah ich Alfred gespannt an. "Was?!", kam es nur genervt von mir. "Sie sollte am Leben bleiben, wenn sie euch wirklich so wichtig ist, wie man es nur unschwer sehen kann. Lebend ist sie viel schöner.", sagte er enttäuscht und schüttelte traurig den Kopf. Ich blickte kurz weg und so unheimlich, wie er kam, verschwand er auch wieder. Wieder Mal wurde ich alleine mit einem RIESEN Fragezeichen im Kopf zurückgelassen. "Was sollte das denn jetzt bitte? Liebe ich sie überhaupt?", mein Kopf drohte zu explodieren und mein Atem verschnellerte sich, als ich das knarren der Treppenstufen hörte.

You Can't EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt