Line - Chester - One

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„Ist er wach?"

„Schau doch nach!"

Langsam durchdrangen die Stimmen den Nebel, der sich um seinen Kopf ausgebreitet hatte und ließen ihn wieder in die Welt zurückkehren. Nur langsam war er in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, was auch daran lag, dass eines seiner Augen auf nicht gerade sanfte Art und Weise geöffnet wurde und ihn ein Mädchen mit stechend blauen Augen anstarrte.

„Was soll das?" Erschrocken richtete er sich auf, wobei sein Kopf mit ihrer Nase kollidierte und beide vor Schmerz kurz aufschrien.

„Das hast du jetzt davon!"

„Du warst derjenige der gesagt hat: Schau doch nach, ob er wach ist!"

„Damit habe ich aber was anderes gemeint."

„Sag das doch gleich!" Noch immer rieb das Mädchen ihre offensichtlich schmerzende Nase, streckte ihrem Gesprächspartner allerdings schon frech ihre Zunge entgegen. Langsam musterte der Erwachte auch die übrigen Anwesenden, denn um ihn herum stand eine kleine Menschenmenge, wie ihm erst jetzt bewusst wurde.


Sie befanden sich in einem kleinen Raum, der ein wenig an ein Krankenzimmer erinnerte, jedoch wesentlich heruntergekommener war, als es ein Krankenhaus je sein würde. Von den Wänden blätterte an manchen Stellen die Farbe, die wohl einmal Orange gewesen war, ab und der Fußboden hatte mehr als ein paar schwarze Schrammen. Zudem gab das Bett, auf dem er lag, bei jeder noch so kleinen Bewegung ein bedrohliches Geräusch von sich. Alles in allem wirkte der Raum sehr trostlos, was jedoch ein wenig dadurch kompensiert wurde, dass die Sonne durch die dreckigen Fenster, eingerahmt von fadenscheinigen Vorhängen, schien und somit den Raum in ein warmes Licht tauchte.

Um sein Bett herum standen sieben Leute, soweit er das aus seiner liegenden Position aus beurteilen konnte, und betrachteten ihn mehr oder weniger interessiert. Das blauäugige Mädchen war noch immer damit beschäftigt, mit dem rothaarigen Mann zu diskutieren, wobei ihm nicht entging, dass die beiden dabei ein Schmunzeln auf den Lippen hatten. Neben ihnen stand ein Mann mit braunen Locken, der einen Arm um eine großgewachsene Frau gelegt hatte, dem Ring an ihrer linken Hand nach zu urteilen waren sie verheiratet, und unterhielt sich leise mit ihr. Zudem standen noch ein Mann mit asiatischem Aussehen sowie ein Teenager, der ständig mit seiner Kappe herumspielte, in dem Raum. Und der Mann aus dem Schatten.

Langsam kehrten die Erinnerungen an vergangenen Abend zurück in seinen Kopf. Besonders die, an das rätselhafte Mädchen und ihre mysteriösen Worte. War er wirklich tot?

Das würde vielleicht die noch immer vorherrschende Leere in seinem Kopf erklären. Außer der letzten Nacht war seine Erinnerung wie ausgelöscht. Dafür fühlte sich der Schmerz umso realer an, als er an das Messer dachte, dass vor wenigen Stunden in seine Brust gerammt worden war.


Dennoch, obwohl der Schmerz in seiner Erinnerung noch so allgegenwertig war, nun fühlte er keinerlei Beschwerden. Verblüfft tastete er seinen Brustkorb ab und stellte fest, dass er auch keine Wunde davongetragen hatte. Vielleicht war doch nur alles ein Traum gewesen?

„Bist du endlich wach?" Der Mann vom Vortag stand auch jetzt in einem dunklen Winkel und wandte sich ihm mit vor der Brust verschränkten Händen zu. In dem Moment schwirrten tausend Fragen im Kopf des Erwachten herum, doch der strenge Blick des Mannes aus dem Schatten hielt ihn davon ab, auch nur eine einzige zu stellen.

„Wer bist du?", brach schließlich das Mädchen, das ihn aufgeweckt hatte, die Stille und blickte ihn mit schiefgelegten Kopf an.

„Ich..." Er überlegte fieberhaft und doch wollte es ihm bei besten Willen nicht einfallen. Nicht ein mehr seinen eigenen Namen wusste er!

Between the Wor(l)ds |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt