„Sagt mal", Mike ließ den Ball, den er eben noch aus einem Gebüsch gefischt hatte, von einer Hand in die andere fallen. „Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag lang? Ich meine, ihr könnt doch nicht einfach nur hier herumhängen."
„Könnten wir schon", grinste Dave und zog sich dabei demonstrativ am Ast eines Baumes hoch. „Tun wir aber nicht!"
„Heute ist Samstag", murmelte Rob zumindest den Ansatz einer Erklärung, die sogleich von Chester übernommen wurde.
„So ein Leben hier ist teurer, als du denkst." Er strich sich nachdenklich über seinen nicht vorhandenen Bart. „Das Hotel so umzubauen, dass man von außen nicht sieht, dass wir drinnen wohnen, ist nicht gerade billig. Und Bestechung geht auch ganz schön ins Geld."
„Bestechung?" Verdattert blickte er in die Runde.
„Glaubst du wirklich, der Stadtverwaltung fällt es nicht auf, wenn in einem leerstehenden Haus auf einmal massig Wasser und Strom verbraucht wird?" Joe blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Aber Chazy Chaz weiß wie man Probleme löst."
„Sicher nicht, indem man Drogen kauft", rutschte es Rob heraus, allerdings so leise, dass es nur Mike hören konnte, der direkt neben ihm stand.
„Als sie zum ersten Mal wegen einer Kontrolle vor der Tür standen, habe ich sie einfach mit einem Bündel Geld wieder weggeschickt. Seitdem kommen sie zwar alle paar Monate wieder vorbei, aber wir haben unserer Ruhe."
„Ein paar von uns arbeiten", fasste Dave die Situation kurz zusammen. „Außer wenn wieder eine Aktion ansteht, dann nehmen wir uns frei, so wie gestern."
„Ich arbeite zum Beispiel in der Kunstgalerie und mache dort Führungen", erklärte Joe.
„Chester und Elisa passen aufs Hotel auf, wobei sie für uns kocht und putzt. Irgendwie ist sie eine richtige Hausfrau. Ich habe ja keine richtige Ausbildung, deshalb helfe ich im Musikgeschäft aus", erklärte Rob.
„Ich sorge dafür, dass ich eine Ausbildung bekomme. Ich will gerne Kindergartentante werden und für Kinder da sein, so wie", sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. „Egal."
Verblüfft blicke Mike sie an. Linsey, mit ihrem kurzen Röckchen und den wasserstoffblonden Haaren, das Mädchen, das nie ernst zu sein schien, wollte in einem Kindergarten arbeiten? Er vermutete, dass das etwas mit ihrem Leben zu tun haben könnte, hielt es aber für eine bessere Idee, sie nicht darauf anzusprechen.
„Dave ist übrigens auch irgendwie für die gute Sache, er ist an zwei oder drei Tagen in der Woche bei der Freiwilligen Feuerwehr
„Bringt mir zwar kein Geld ein, aber ich will den Menschen hier helfen." Er ließ seine Worte einen Moment wirken, ehe er noch „wie wir alle" hinzufügte.
„Wir sind davon überzeugt, dass es den Leuten hier hilft, wenn wir ihren Alltag ein wenig aufmischen." Brad kam mit seiner Frau im Schlepptau auf die Gruppe zu. „Etwa, indem wir das Wasser einfärben, oder die Laternen kurzschließen." Kurz musste er ob der Erinnerung an diese dunkle Nacht schmunzeln.
„Wir wollen den Leuten die Augen öffnen, dieses Leben nicht auch noch zu verschwenden. Ich arbeite übrigens Halbtags im Elektromarkt, da habe ich mir anstelle meines Lohns nach und nach die Teile für die Alarmanlage mitgeben lassen."
„Die meisten davon. Ein paar Chester mitgehen lassen", stellte Dave den Sachverhalt richtig.
DU LIEST GERADE
Between the Wor(l)ds |Linkin Park|
Fanfiction»Weiß ich, wo ich bin? Weiß ich, was passiert ist? Weiß ich, wer ich bin? Nein.« Als Mike eines Abends ohne Erinnerungen an die Vergangenheit im beinahe menschenleeren Los Angeles erwacht, beginnt für ihn das Abenteuer seines Lebens, das ihn näher...