„Und jetzt ab mit euch ins Bett!"
„Ein bisschen noch!" Chester blickte sie mit großen Augen an, während er einen Würfel in seinen Händen schüttelte. Die letzten Stunden hatten sie nämlich entgegen Mikes Erwartungen nicht irgendwelche kriminellen Pläne geschmiedet, sondern hatten sich die Zeit mit einem banalen Brettspiel vertrieben. Doch wer hätte gedacht, dass man Mensch ärgere dich nicht auch in Gruppen spielen konnte?
„Es ist fast Mitternacht!" Elisa hielt ihm demonstrativ ihre Armbanduhr unter die Nase, was Chester lediglich mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte.
„Dieses Spiel noch...Verdammt!" Wütend schlug er sich auf den Oberschenkel, als der Würfel statt der erhofften sechs lediglich eine eins zeigte, was sogleich lautes Gelächter vom Team Dave/Linsey zur Folge hatte.
„Wir würfeln doch gerade erst aus, wer beginnen darf." Seufzend schnappte sich Elisa dennoch den Würfel und versuchte ebenfalls ihr Glück.
„Wenn wir jetzt eine zwei würfeln, schlagen wir Rob und Joe."
„Aber dann sind uns Mama und Papa auf den Fersen." Im Flüsterton besprachen Mike und Chester ihre Strategie, wohl wissend, dass noch immer der Zufall darüber entschied, was sie letzten Endes würfelten.
„Jetzt macht schon!", beschwerte sich Linsey, der die Müdigkeit schon sehr deutlich anzusehen war, gähnte sie doch beinahe minütlich und konnte ihre Augen nur noch mit Müh und Not offenhalten. Auch Rob befand sich schon in einem Halbschlaf, hatte er das Spiel komplett seinem Teamkollegen überlassen und antwortete auf Fragen nur noch mit einem Brummen. Kein Wunder, immerhin war es mittlerweile fast zwei Uhr in der Früh. Doch wie gefordert konnten sie es sich nicht nehmen lassen, das Spiel zu Ende zu bringen.
„Unfair, unfair, unfair!" Kaum hatte Joe die letzte Figur ins Ziel befördert, legte das blondhaarige Mädchen sogleich heftigen Protest ein. Ihre Müdigkeit war dabei wie vergessen.
„Warum würfelst du immer genau das, was du brauchst?"
„Weil er eben Glück hat. Und jetzt ist endgültig Schlafenszeit", unterstützte nun Brad seine Ehefrau.
„Mhm." Mühsam richtete sich Rob auf und trabte mit halb geschlossenen Augen als erstes in Richtung seines Zimmers. Auch die Übrigen folgten seinem Beispiel und gaben sich ihrer Müdigkeit geschlagen.
Dennoch lag Mike noch lange wach in seinem Zimmer, den Blick auf die Decke gerichtete, auf die das Licht der vorbeifahrenden Autos, das durch das offene Fenster fiel, tanzende Streifen warf. Bei jedem Atemzug roch er die Mischung aus frischer Farbe und geschliffenem Holz, zu dem sich noch die Abgase der scheinbar niemals zur Ruhe kommenden Hauptstraße mischten. Wie Brad ihn angewiesen hatte, war er im Dunklen zu seinem Bett getapst und hatte Hemd und Jeans mit einiger Mühe gegen ein etwas zu weites T-Shirt von Joe und eine Jogginghose von Chester eingetauscht.
Und so lag er nun da und lauschte den Geräuschen der Nacht, während er über seine Situation nachdachte. In der Zeit, in der er mit den anderen zusammen war, gelang es ihm, nicht daran zu denken, wer er eigentlich war. Sie hatten es ihm mit ihrer herzlichen Art ermöglicht, einfach so zu sein, wie er es für richtig hielt.
Doch nun fragte er sich, ob Michael Kenji Shinoda wirklich so war. War er der Typ, der einer großen Firma das Leitungswasser vergiftete? Der in einem verlassenen Hotel wohnte? Der sich wie selbstverständlich mit der Gruppe namens Linkin Park angefreundet hatte?
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Between the Wor(l)ds |Linkin Park|
Fanfiction»Weiß ich, wo ich bin? Weiß ich, was passiert ist? Weiß ich, wer ich bin? Nein.« Als Mike eines Abends ohne Erinnerungen an die Vergangenheit im beinahe menschenleeren Los Angeles erwacht, beginnt für ihn das Abenteuer seines Lebens, das ihn näher...