Failure - Joe - Two

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„Mike?" Überrascht drehte er sich zu Joe, der einen Papierflieger auf einer Fingerspitzte hin- und herdrehte, während er etwas abseits an der Brüstung der Dachterrasse lehnte.

„Was gibt's denn?" Er trat neben ihm und folgte seinem Blick über den Park hinweg zu dem undurchdringlichen Dschungel aus Stahlbeton und Glasfassaden.

„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich an dir gezweifelt habe." Sacht ließ er den Flieger aus seiner Hand gleiten und betrachtete seinen Flug, der am Dach eines vorbeifahrenden LKWs endete.

„Wohin wohl die Reise geht?" Gedankenverloren schaute auch der Neuankömmling hinterher, wohl wissend, wie sehr dieser Satz auch seine eigene Situation beschrieb. Wenn diese Welt schon nichts von dem glich, was er sich im Leben vorgestellt hatte, was würde danach kommen? Und was würde bis dahin alles passieren?

„Schau sie dir nur an." Joe drehte sich von der Straße weg und wandte sich dem Rest der Gruppe zu, die auf der ganzen Terrasse verstreut waren. Und so betrachtete sie auch Mike genauer.


Chester hatte sich auf einer der drei Bänke, die um einen Tisch herum standen gelegt und ließ sich die immer stärker werdende Vormittagssonne auf den Bauch scheinen. Die Arme hatte er dabei hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen, fast so als würde er schlafen. Zudem waren seine Gesichtszüge im Gegensatz zu sonst komplett entspannt, sodass er seine dunkle Aura, die ihn normalerweise zu umgeben schien, verlor. Allerdings hatte er schon im Laufe des Ausflugs seine ersten Zweifel daran gehegt, dass Chester wirklich so kalt war, wie er vorgab.

Dave und Linsey saßen neben einem Stapel alter Plakate, die bis eben noch als Flieger durch die Luft gesegelt waren, und versuchten, die kunstvollsten Dinge daraus zu bauen. Linsey fiel diese filigrane Arbeit offenbar schwer, waren ihre Wangen doch vor Aufregung gerötet und ihre Finger leicht zittrig. Und immer wenn sie mit einem frustrierten Seufzen die nächste misslungene Figur zu einer Kugel zusammenballte, grinste Dave sie breit an, was dazu führte, dass die Papierkugel auf seinem Kopf landete.

Brad hatte die Arme um seine Frau gelegt und blickte ihr über die Schulter, während Elisa in ihrem Büchlein blätterte und immer wieder leise Dinge daraus vorlas. Aus dem Lächeln der beiden schloss Mike, dass sie sich wohl nicht unbedingt über den nächsten Einbruch unterhielten. Er fragte sich, was wohl noch in dem grün-blau gemusterten Büchlein stand, das sie stets bei sich trug.

Alles in allem wirkte die Szene sehr idyllisch und wurde von Rob musikalisch untermalt, indem er sanft am Tisch herumtrommelte, wobei er bewies, dass er Rhythmus im Blut hatte.


„Als wären sie ganz normale Leute." Kopfschüttelnd wandte er sich an Joe, der ihm zustimmte.

„Sie sind offensichtlich glücklich." Für einen Moment verfinsterte sich sein Gesicht. „Und ich will auch dass das so bleibt." Er seufzte. „Ich will einfach nicht, dass jemand ihre Gutmütigkeit ausnutzt. Deswegen war ich so skeptisch, als sie dich gleich aufnehmen wollten."

„Hast du das bei allen so gemacht?" Er war keineswegs böse auf ihn. Es interessierte ihn lediglich.

„Nein", er schüttelte den Kopf. „Du musst wissen, ich bin selbst erst seit zwei Monaten hier. Und nach mir kam dann nur noch Linsey, die hätte ich niemals alleine auf das hier losgelassen."

Er musste sich nicht weiter rechtfertigen. Mike hatte ihn bereits verstanden.

„Ihre Gutmütigkeit hat dich daran erinnert, was du einmal gewesen bist."

Between the Wor(l)ds |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt