Demons - Anna - Three

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Langsam drehte sie sich wieder um, versuchte zu verstehen, wer es gewesen war, der eben diese Worte zu ihr gesagt hatte. Doch die Art und Weise, wie er nun nicht mehr abweisend dastand und sie nicht mehr hasserfüllt anblickte, zeigte ihr, dass sie sich nicht geirrt hatte. Dass es tatsächlich Chester gewesen war, der sie zum Bleiben aufgefordert, sogar darum gebeten hatte.

„Wir haben Mist gebaut, Anna", brachte er schließlich heraus, während sie ihn fassungslos anstarrte und die anderen so still waren, dass man seine Stimme an den Wänden widerhallen hören konnte. „So was von. Wir beide, wir haben uns doch geschworen, dass wir diese Chance nicht verschwenden. Und was tun wir? Benehmen uns wie kleine Kinder. Wir haben doch das gleiche Ziel, verdammt!" Hilflos schlug er die Hände über dem Kopf zusammen, ehe er ihr die Rechte entgegenstreckte, deren Flammen nun nicht mehr loderten als wären sie vom Teufel persönlich entzündet worden sondern stattdessen einladend knisterten. Und so reichte sie ihm vorsichtig ihre Hand, ehe beide über ihren Schatten sprangen und drei einfache Worte flüsterten.

„Ich verzeihe dir."


„Und ich würde mich sehr freuen, wenn du wieder bei uns wärst", fügte Chester schließlich noch hinzu, hatte er doch noch immer das Gefühl, dass Anna jeden Moment weglaufen wollte. „Allein, damit ich weiß, dass du einen Platz hast, der dein Zuhause ist. Du kümmerst dich den ganzen Tag um die Neuen, aber ich bin doch nicht blind, ich weiß genau, dass es niemanden gibt, der sich um dich kümmert." Betroffen starrte sie zu Boden, wusste sie doch genau, dass Chester Recht hatte. Seit dem Bruch mit Linkin Park war Elisa die einzige gewesen, mit der sie wirklich hatte reden können, die ihr beigestanden war. Elisa und Mike. „Glaubst du, mir ist entgangen, dass du auf einer Kirchenbank schläfst, oft vor Erschöpfung zusammenbrichst? Ich bitte dich, bleib bei uns."

„Ich..." Verlegen blickte Anna in die Runde, war sie doch stets darauf bedacht gewesen, ihr wahres Leben in dieser Welt geheim zu halten. Dass ausgerechnet sie, die allen ein Zuhause gab, keines hatte.

„Also ich würde mich freuen, wenn du wieder dabei wärst", fand schließlich Rob als erster die Stimme wieder, woraufhin sich Brad anschloss.

„Elisa hielt große Stücke auf dich, also ich hätte dich gerne im Team. Und ich bin mir sicher, dass es den anderen auch so geht. Vor allem Mike lässt dich wahrscheinlich nicht mehr gehen, wenn du ihm nicht versprichst, in ein paar Stunden wiederzukommen", fügte er noch schmunzelnd hinzu, woraufhin Mike langsam die Röte ins Gesicht kroch und er sich fragte, ob es nicht doch eine schlechte Idee gewesen war, eine Frau hierher zu bringen. Andererseits hatte Brad Recht, also wofür genau schämte er sich eigentlich?

„W-wenn es wirklich keine Umstände machen würde", spielte Anna verlegen mit ihren dunklen Strähnen, ehe Chester die Initiative ergriff und sie in eine feste Umarmung zog, so plötzlich, dass sie ins Stolpern kam und beinahe beide zu Fall brachte. Hätte sie doch noch vor einer Stunde mit einer weiteren Kugel in ihrem Herzen, nicht aber mit einer solchen Geste der Zuneigung gerechnet.

„Anna, du machst uns doch keine Umstände! Wenn überhaupt machst du jemanden sehr glücklich", beschloss er mit einem Zwinkern Brads Seitenhieb gegen Mike forstzusetzten, wurde ihm doch nun auch klar, wohin sein Freund jeden Tag verschwunden war. „Du kannst fürs erste in Linseys Zimmer..."

„Nein." Entschlossen richtete sie sich wieder auf und strich sich die Haare glatt, die von Chesters stürmischer Umarmung noch in alle Richtungen abstanden. „Dafür ist noch zu wenig Zeit vergangen. Ich kann auf dem Sofa schlafen." Sie deutete auf das bereits etwas abgenutzte Möbelstück am Ende des Raumes, das unter einem Stapel Blätter begraben lag.

Between the Wor(l)ds |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt