Line - Chester - Three

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Und so saß er wenig später im Frachtraum eines Kleinlasters, während der Plan nun auch für ihn immer mehr Gestalt annahm. Als die anderen aus dem Gebäude gestürmt waren, war er ihnen einfach gefolgt und hatte so auch zum ersten Mal die Gelegenheit, einen Blick auf das Hauptquartier zu werfen. Das heruntergekommen Aussehen der Räume setzte sich auch an der Fassade fort, an den rostigen Buchstaben, die teilweise noch von der Wand baumelten, erkannte er, dass es sich um ein ehemaliges Hotel handelte. Von außen wirkte das Gebäude komplett verlassen und bot somit einen perfekten Unterschlupf für jemanden, der nicht gefunden werden und trotzdem einigermaßen gemütlich wohnen wollte.

Das Fahrzeug, das nun von Brad gesteuert wurde, hatte sich in einem kleinen Hinterhof befunden, der zugleich auch der Ausgang aus dem Hauptquartier war. Der Hauptausgang endete nämlich direkt auf einer stark befahrenen Straße auf der auch sie nun entlangfuhren. Zwei kleine und fürchterlich verdreckte Fenster waren die einzige Lichtquelle und zudem der einzige Weg, einen Blick nach draußen zu erhaschen. Viel Zeit zum Landschaft-Schauen blieb aber ohnehin nicht, da Dave nun die Details des Plans erklärte.

„Brad und Elisa bringen uns direkt hin und halten Wache. Wenn wir Glück haben, ist unser Eingang von vor 14 Tagen noch offen", er schenkte seinen Kollegen ein schiefes Lächeln, das zumindest von Linsey erwidert wurde, Mike hingegen war damit beschäftigt, die einzelnen Puzzleteile in seinem Kopf zusammenzufügen. Schön langsam verstand er, worum es hier ging, nicht zuletzt, weil Rob auf einem Stapel von Farbkübeln thronte.

„Wir schaffen das Zeug so schnell wie möglich rein, Rob, Joe, ihr holt den Rest während wir schon einmal damit beginnen, das Zeug in die Leitung zu kippen. Die leeren Kübel lassen wir dort und wir verschwinden so schnell wieder, wie wir gekommen sind. Noch Fragen?"

„Ja", hörte Mike sich selbst sagen, ehe er genauer darüber nachgedacht hatte, und schon waren fünf Augenpaare auf ihn gerichtet. „Haben wir eigentlich Handschuhe oder so etwas dabei? Ich meine, wegen Fingerabdrücke und so." Unsicher schaute er in die schweigende Runde, ehe Rob nickte und auf die Fahrerkabine zeigte. „Gehören zur Standardausrüstung. Elisa gibt uns welche, bevor wir anfangen."


Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend und wenig später blieb der Kleinlaster in einer schmalen Seitengasse stehen, die von der Hauptstraße aus nicht einsehbar war. Und ehe er sich versehen hatte, kletterte Mike auch schon in einen Lichtschacht, dessen dazugehöriges Fenster wie erwartet noch lose in der Mauer steckte. Er wollte lieber gar nicht wissen, wie sie es gelockert hatten, doch um zu fragen blieb ihm ohnehin keine Zeit. Denn nachdem ihm Joe einen Kübel gereicht hatte, folgte er Chester, Dave und Linsey in das Innere des Gebäudes.

„Hier müsste es eigentlich sein." Vorsichtig öffnete der Rotschopf eine Tür, hinter der sich ein großer Raum mit zahlreichen Rohren verbarg. Schnellen Schrittes ging er zum anderen Ende und klopfte triumphierend gegen eines der silberglänzenden Rohre.

„Die Wasserleitung."

„Steht aber nicht drauf", meinte das vorlaute Mädchen nur, während sie ihren Kübel neben ihm abstellte. „Wie kommst du darauf, dass es die Wasserleitung ist?"

„Das ist so", er stemmte seine Arme in die Seite und reckte seine Brust stolz nach vorne. „Wenn du nahe genug daneben stehst, hörst du ein Rauschen. Folglich muss Wasser drinnen sein. Natürlich könnte es auch die Heizung oder das Abwasser sein, aber..."

„...wäre es eine Heizung, wäre das Metall zumindest warm. Außerdem ist das hier nicht der Heizungsraum, folglich ist es unwahrscheinlich, dass es die Wasserzufuhr für eben jene ist. Und für ein Abwasserrohr ist das Rauschen zu stark. Folglich bleibt nur noch die Wasserleitung übrig."

Er konnte es selbst kaum fassen, was er da eben von sich gegeben hatte. Aber in seinem Kopf hatte es einfach Sinn ergeben. War er in seinem letzten Leben vielleicht Detektiv gewesen?

„Gut kombiniert, Sherlock!" Linsey pfiff anerkennend durch die Zähne, während sie damit beschäftigt war, die Farbkübel zu öffnen, in denen sich literweise rote Farbe befand.

„Was ist mit mir? Ich bin zuerst darauf gekommen", legte Dave natürlich sofort Protest ein, dass sie jedoch mit einem Kopfschütteln abtat.

„Ehre wem Ehre gebührt, Wats...."

„Genug jetzt!", unterbrach Chester die kleine Stichelei. „Wir sollten schön langsam anfangen, sonst werden wir nie fertig."


„Könnte schwierig werden."

Alle drehten sich zu Mike um, der mit besorgtem Blick auf die Leitung deutete.

„Sie verläuft zweimal parallel zum Boden, an diesen Stellen gibt es Klappen, die man öffnen könnte. Das Problem ist nur, hier unten fehlt der Aufsatz, mit dem man die Verriegelung lockern könnte." Er deutete auf den Metallstift, der an einem Ende der Klappe aus dem Rohr ragte. „Und die andere ist da oben."

„Ach du Heilige Scheiße. Hat wer eine Leiter eingesteckt?"

„Sicher, immer dabei." Joe und Rob betraten den Raum, beladen mit einigen weiteren Kübeln Farbe.

„Du hilfst nicht wirklich." Linsey strafte ihn mit einem bösen Blick, während die anderen damit beschäftigt waren, die Umgebung genauer zu mustern. Die Klappe, die sie zu erreichen hatte, lag etwa zweieinhalb Meter über den Boden, in der Mitte des Raumes. Zudem waren die Farbkübel eher ungeeignet zum Stapeln, da sie aus Plastik waren und sich bei größerer Belastung zu verformen begannen.

„Kannst du klettern?", wandte sich Chester plötzlich an das Mädchen, das nickte und ihn mit großen Augen anblickte.

„Gut. Dave und ich sind etwa gleich groß, wir könnten dich hochheben und Mike gibt dir die Kübel."

„Wäre einen Versuch wert", grübelte der Rothaarige, während er sich unter der Leitung in Position brachte.

„Bereit?" Linsey schwankte zunächst etwas, als sie ihre Füße auf die Hände der beiden Männer stellte und klammerte sich an ihren Köpfen fest, was einen kleinen Protest von Daves Seite auslöste.


„Zieh nicht so an meinen Haaren."

„Ich will aber nicht hinunter fallen!"

„Du sollst ohnehin mit deinen Händen arbeiten, also lass mich los!"

„Na schön!" Langsam richtete sie sich auf, darauf bedacht, ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren, und streckte ihre Hände in die Höhe, in der Hoffnung, das Metall zu fassen zu bekommen. Doch ihr Griff ging ins Leere und sie war gezwungen, auf den Boden zu springen.


„Ich bin zu klein", jammerte sie sofort und blickte Mike an, der abwehrend die Hände hob.

„Und ich bin zu schwer."

„Das meinte ich auch nicht", sie grinste. „Aber ich habe eine Idee, wie ich hinkommen könnte. Dave rühr dich nicht von der Stelle! Chester, ich bräuchte dich als Aufstiegshilfe und Mike, du müsstest bitte dafür sorgen, dass ich nicht runterfalle. Das wäre nicht so angenehm."

„Nicht so angenehm wird's wohl eher für mich", jammerte unterdessen Dave, der ihre Pläne längst durchschaut hatte. Und so stand sie wenig später auf seinen Schultern und ließ triumphierend die Abdeckung der Wasserleitung auf den Boden fallen.


„Wenn du nach oben schaust, bist du tot!", versicherte sie ihrer menschlichen Leiter, während sie die erste Ladung Farbe vom Anführer der Gruppe entgegennahm. Mike wunderte sich ohnehin, warum sie bei einer solchen Aktion einen Rock anhatte, aber in dieser mysteriösen Welt würde es wohl auch dafür eine Erklärung geben.

„Wie weit seid ihr?"


To be Continued

Between the Wor(l)ds |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt