Line - Chester - Four

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„Beinahe fertig!" Joe reichte Linsey die eben herbeigeschleppten, noch verbleibenden Eimer Farbe, deren Inhalt das Wasser sofort rot färbte.

„Kann mir mal jemand herunterhelfen?" Kaum war der letzte Kübel mit einem Scheppern am Boden gelandet, blickte die Blondhaarige die Männer auch schon vorwurfsvoll zwischen ihren Armen, mit denen sie sich an der Leitung festklammerte um nicht zu fallen, hindurch an.

„Spring, ich fang dich auf", bot Mike an und streckte ihr seine Hände entgegen. Wie zu erwarten, zögerte sie keine Sekunde und stand wenig später strahlend und sicher am Boden.


„Wie bei Dirty Dancing", stellte sie mit einem Grinsen fest und wirbelte herum, um Dave anzublicken, der sich seine schmerzenden Schultern rieb. Linsey war zwar federleicht, aber ihre Schuhe alles andere als bequem. Trotzdem musste er lachen, als er ihr Gesicht erblickte, das voller roter Farbspritzer war.

„Du hast da was", meinte er und führte sie zur metallenen Leitung, in der sich ihr Gesicht verschwommen widerspiegelte.

„Wah, mach das weg!" Verzweifelt versuchte sie, die Farbe aus ihrem Gesicht zu bekommen, verschmierte sie doch lediglich noch mehr, sodass sie aussah, als hätte sie sich angemalt.

„Darum kümmern wir uns später. Abmarsch, wir sind schon zu lange hier." Mit einem Blick auf seine Armbanduhr scheuchte Chester die Gruppe aus dem Raum zurück auf die Straße, wo ihr Fluchtfahrzeug bereits wartete.


„Sagt mal", Mike zupfte sich die Handschuhe von den Fingern und ballte sie zusammen, „ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wozu das Ganze hier gut sein sollte."

„Also, das war so..."

„Kümmere dich lieber um dein Gesicht und lass jemanden erzählen, der sich auch auskennt!" Dave war damit beschäftigt, die rote Farbe mit einem Taschentuch aus Linseys Gesicht zu entfernen, was dadurch verkompliziert wurde, dass sie alles andere als still saß.

„Ich glaube, Chester soll das machen. Immerhin hat er die Sache gegründet", meldete sich Rob aus einer Ecke zu Wort während er versuchte, seine strubbeligen Haare, die auch etwas Farbe abbekommen hatten, mit seiner Kappe zu bändigen.

„Na schön", der Angesprochene wandte seinen starren Blick von der Wand ab und stattdessen dem Neuankömmling zu.

„Wie du weißt, sind wir tot." Er wartete einen Augenblick um zu überprüfen, wie weit sich Mike bereits an diese Tatsache gewöhnt hatte. Als dieser zaghaft nickte, fuhr er fort: „Und dennoch haben wir die Chance bekommen, hier so etwas wie ein zweites Leben zu leben. Und als ich hierher kam, habe ich mir gedacht, dass der Sinn bestimmt nicht darin besteht, noch einmal das exakt gleiche zu tun. Deshalb will ich gegen das System rebellieren. Um diese Welt anders zu machen als die letzte und die nächste, sofern es da noch eine gibt. Und als ich in Rob dann einen Gleichgesinnten gefunden habe, haben wir beschlossen, Linkin Park zu gründen und noch mehr zu finden, die wie wir denken."

„Ihr beide seid also schon am längsten da."

„Genau, Chester hat mich ertappt, als ich gerade dabei war, in unser späteres Hauptquartier einzubrechen. Offenbar habe ich mich dabei so ungeschickt angestellt, dass er mich unter seine Fittiche nehmen musste." Der Junge schenkte ihm ein leichtes Grinsen, was Chester lediglich mit einem Seufzen quittierte. Ja, er hatte Rob und die anderen unter seine Fittiche genommen. Aber es fühlte sich richtig an, oder richtiger als alles, was er bisher getan hatte.


„Sag mal, Chester", er warf den Ball aus Handschuhen von einer Hand in die andere, „was ist dir eigentlich passiert?"

Between the Wor(l)ds |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt