„Was meinst du?" Verdattert blickte Mike sie an während Anna sich hastig von ihm abwandte und dem Fluss übertrieben viel Aufmerksamkeit schenkte, sich innerlich für ihre Unachtsamkeit ohrfeigend.
„N-nichts", versuchte sie sich erfolglos aus der Affäre zu ziehen, woraufhin sich Mike nur seufzend neben sie ans Brückengeländer lehnte und ihrem Blick ins Wasser folgte.
„Du kannst mir vertrauen", meinte er schließlich unverblümt, eine Aussage, für die er ein zaghaftes Schmunzeln ihrerseits erntete.
„Das weiß ich, Mike." Einen Moment lang schien sie zu überlegen, ob sie ihre Hand auf seine, die nur Millimeter entfernt war, legen sollte, entschied sich stattdessen aber dafür, ihn wieder anzublicken. „Sonst würde ich nicht mit dir reden."
„D-danke?", versuchte er eine Antwort zu geben, die sie so nahe an ein Lachen brachte wie wohl noch nichts zuvor. Und er musste zugeben, es gefiel ihr, wie sie ihre Mundwinkel zu einem verschmitzten Lächeln verzog und ihre Augen leicht zusammenkniff. Es war, als wäre die Übliche Trübseligkeit für einen Moment aus ihr gewichen, bevor sie wieder ernst wurde.
„Ich habe da so eine Theorie, nein eher eine Vermutung, darüber, wie man hier wegkommt." Verlegen zupfte sie an ihren Haaren und wich bewusst Mikes Blick aus, wollte sie doch nicht wissen, wie er auf ihre Worte reagierte. Wollte sie doch nicht sehen, wie er sie als verrückt abstempelte. Und so schwieg sie einfach, bis er schließlich die Worte sagte, mit die sie niemals gerechnet hätte, die sie aber nicht minder in Panik versetzten.
„Wenn du wirklich eine Theorie hast, dann solltest du den anderen davon berichten."
„Nein!" Entsetzt starrte sie ihn an und verließ sich schließlich auf das Einzige, in das sie immer vertrauen hatte: die Flucht. „Ich muss gehen Mike, tut mir leid", murmelte sie noch, ehe sie sich abrupt von ihm wegdrehte und verschwinden wollte. Doch dieses Mal, dieses eine Mal konnte er sie nicht gehen lassen, wusste er doch, dass er sie womöglich nie wiedersehen würde. Und so griff er, seinem Instinkt folgend, nach ihrem Arm und bekam sie tatsächlich am Handgelenk zu fassen.
Eine Berührung, die den Bann zwischen beiden zu brechen und zu verstärken schien, erstarrte Anna doch Augenblicklich in ihrer Bewegung und ließ ihren schockierten Blick langsam von Mikes Augen zu ihrem Handgelenk wandern, das er nun vorsichtig wieder losließ, jedoch stets dazu bereit, sie wieder an der Flucht zu hindern.
„Mike", flüsterte sie seinen Namen, den Blick noch immer fassungslos auf ihr Handgelenk gerichtet, als könnte sie die Abrücke seiner Finger sehen. Aber seine Berührung hatte keine Spuren hinterlassen, würde keine Narben bilden, lediglich ein sanftes Prickeln war zurückgeblieben.
„Anna." Behutsam legte er ihr seine Hände auf die Schultern und brachte sie so dazu wieder zu ihm aufzublicken. Auch wenn er nun die aufsteigende Panik in ihren Augen erkennen konnte. Und doch hatte er ihr etwas zu sagen, selbst wenn er ihre Antwort darauf bereits kannte. „Bitte komm mit mir mit, für uns alle! Gemeinsam schaffen wir es vielleicht, diese Welt komplett zu entschlüsseln."
„Ich kann nicht", hauchte sie ihm entgegen, ehe sie ihre Lider niederschlug und langsam den Kopf schüttelte, ansonsten aber keine Anstalten machte, sich wieder auf die Flucht zu machen. Im Gegenteil, schien sie sich doch langsam unter seiner Berührung zu entspannen, wobei er sich zu fragen begann, wann sie zuletzt einen Menschen gehabt hatte, der für sie da gewesen war, sie in den Arm genommen hatte. Und in diesem Moment erkannte er, welche Frage er wirklich stellen musste, wenn er Anna für sich gewinnen wollte.
„Warum streiten du und Chester eigentlich?" Eine Frage, die sich nur langsam ihren Weg in ihr Gehirn bahnte, fürchtete sie sich doch davor, die Antwort zu geben.
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Between the Wor(l)ds |Linkin Park|
Fanfiction»Weiß ich, wo ich bin? Weiß ich, was passiert ist? Weiß ich, wer ich bin? Nein.« Als Mike eines Abends ohne Erinnerungen an die Vergangenheit im beinahe menschenleeren Los Angeles erwacht, beginnt für ihn das Abenteuer seines Lebens, das ihn näher...