Prologue - Awakening

321 22 5
                                    


Lange lag er da, am Gehsteig neben der menschenleeren Straße, die von Straßenlaternen in ein gelbliches Licht getaucht wurden. Am Horizont waren noch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne zu sehen, und doch waren die Häuserschluchten großteils schwarze Tunnel, die direkt ins Verderben zu führen schienen.

Nur die Hauptstraße war ein breiter Lichtstreifen. Kein einziges Auto fuhr und auch sonst war es ungewöhnlich still für eine Großstadt wie Los Angeles. Nur der Wind, der um die Häuser blies und dabei Zeitungen und Plastiksäcke mitnahm, durchbrach die Stille.

Schließlich kehrten langsam die Lebensgeister in seinen schlaffen Körper zurück und er öffnete stöhnend die Augen. Sein Kopf schmerzte wie der Rest seines Körpers fürchterlich und er fühlte die Leere in seinem Hirn.

Und so setzte er sich lediglich unter größter Anstrengung auf, während er sich verwundert umblickte. Er kannte diese Straße, keine Frage, und doch war sie ihm fremd. Genauso wie ihm jegliche Erinnerung daran fehlte, wie er hierhergekommen war, warum er am Boden lag. Das größte Rätsel, vor dem er im Moment stand, war jedoch das seiner eigenen Identität.

„Hey du!"

Verdutzt drehte er sich um, allmählich wieder all seiner körperlichen Fähigkeiten mächtig, und suchte nach dem Ursprung der Stimme.

In einer der dunklen Gassen fand er sie schließlich. Eine schemenhafte Gestalt stand dort und deute ihm zu, dass er zu ihm kommen sollte.

Langsam rappelte er sich auf und setzte unsicher einen Fuß vor den anderen. Mit jedem Schritt wurde er sicherer und als er den Schatten fast erreicht hatte, stand er schon wieder fest auf den Beinen. Es war, als wäre der körperliche Schmerz von eben wie ausgelöscht. Ausgelöscht, wie auch seine Erinnerungen. Erinnerungen an alles, das er erlebt hatte. Jedoch nicht an Wissen oder körperliche Fähigkeiten, wie es schien.

„Wer bist du?", krächzte er schließlich und blieb einige Meter vor der Silhouette unter einer Laterne stehen. Auch seine Stimme schien zu funktionieren, wenn er auch bei ihrem Klang erschrak.

„Geh in Deckung!" Erneut deutete ihm der Schatten zu, aber wieder verstand er nicht und blieb wie angewurzelt stehen.

„Warum?" Noch immer kämpfte er gegen die Leere in seinem Kopf, die ihm das Denken beinahe unmöglich machte.

„Wegen ihr!" Der Schatten deutete in Richtung der Straße und er folgte der Geste instinktiv mit seinem Blick. Dort stand eine junge Frau, er schätzte sie auf etwa 20 Jahre, in einem weißen Kleid, das sanft im Wind wehte, wie auch ihre schwarzen Haare, die ihm den Blick auf ihr Gesicht versperrten. Ihre nackten Füße standen sicher auf der Straße und schienen sich nicht daran zu stören, dass die Nacht und damit die Kälte hereinbrach.

„Wer ist sie?", fragte er verdattert, woraufhin die Silhouette aus der Schwärze trat und ihn mit zusammengekniffenen Augen anblickte.

„Der Feind." Der Mann war etwa zwanzig, etwas kleiner als der eben Erwachte und trug, neben einer weiten Hose und schweren Stiefeln, in der Tasche seiner ebenfalls zu weit geratenen Jacke eine Waffe bei sich, die er spontan als eine Pistole einschätze. Seine braunen Haare waren kurz geschoren und in seinem Blick lag Härte. Zudem hielt er eine weitere Schusswaffe in seiner linken Hand, mit der er nun auf das Mädchen zielte, das gerade damit beschäftigt war, eine Zeitung, die sich um ihre Beine gewickelt hatte, zu begutachten.

„Sie sieht aber ganz harmlos aus, warum willst du sie töten?" Er blickte den Bewaffneten entgeistert an. Denn dieser wirkte tatsächlich so, als wäre er bereit, dem Mädchen jederzeit eine Kugel in den Kopf zu jagen.

„Ich kann sie nicht töten." Damit verschwand der Mann wieder in den Schatten und bedeutete dem Erwachten mit einer Geste, dass er ihn begleiten sollte. Der war jedoch wie versteinert, da das Mädchen aufblickte und direkt auf ihn zuging.

„Du bist neu hier." Erst jetzt, da sie vor ihm stand, fiel ihm auf, dass er die Luft angehalten hatte. Aus der Nähe betrachtet sah sie sogar noch harmloser aus, als gerade eben. Sie war beinahe zwei Köpfe kleiner als er und wirkte, als würde sie bei der ersten Berührung zerbrechen. Ihre Haut war beinahe so blass wie ihr Kleid und ihre braunen Augen erinnerten ihn an die eines verschreckten Rehs.

„Wo bin ich hier?", fragte er sie mit rauer Stimme. Sein Hals sträubte sich noch gegen jedes Wort, das er sprach, aber er war überzeugt, dass sich auch das bald legen würde.

„In Los Angeles. Genauer gesagt im Los Angeles der Toten", gab sie ihm mit ihrer erstaunlich reifen Stimme eine Antwort, mit der er nicht gerechnet hatte.

„Der Toten?" Seine Stimme gewann allmählich an Kraft und so war es nicht schwer, seine Überraschung zu hören.

„Weißt du das noch gar nicht?" Sie legte ihren Kopf schief und schien amüsiert zu sein, am Zucken ihrer Mundwinkel zu urteilen. „Du bist tot."

„Was?" Er starrte sie erstaunt an. Dafür, dass er angeblich tot sein sollte, fühlte er sich viel zu lebendig. Wahrscheinlich war dies nur eine Lüge eines Mädchens, das seine Aufmerksamkeit wollte. Exzentrisch wirkte sie ohnehin schon. Es musste einfach eine Lüge sein!

„Das glaube ich dir nicht."

„Tu es oder nicht, aber es ist so." Sie stampfte mit einem Fuß auf den Boden und zog ihre Augenbrauen zusammen, wodurch ihr Gesicht einen wütenden, oder vielmehr enttäuschten Ausdruck bekam.

„Beweise es mir", forderte er schließlich von ihr, woraufhin irgendetwas in ihrem Inneren zum Leben erwachte.

„Da du ohnehin schon tot bist, kann ich dich nicht mehr töten", meinte sie vielsagend. So etwas in die Richtung hatte der Mann aus dem Schatten doch gerade eben auch gesagt. Hieß das etwa, dass das Mädchen auch tot war? Und der Mann, war er es etwa auch? Nein, es musste einfach eine Lüge sein, ein Streich, geschickt inszeniert von irgendjemandem, der ihm eins auswischen wollte. Wenn er sich doch nur erinnern könnte, wie er hierhergekommen war. Wenn er sich doch nur erinnern könnte...

Doch ehe er sich versah, hatte ihm das Mädchen ein Messer ins Herz gerammt. Er konnte nicht sagen, woher sie es genommen hatte, wahrscheinlich hatte ihr Kleid eine verborgene Tasche. Bevor er auch nur Zeit für einen weiteren Gedanken hatte, übernahm auch schon der Schmerz sein Denken und die Welt um ihn herum wurde langsam schwarz.

To be Continued

Authors Note

Hallöchen und Herzlich willkommen!

Es wird an der Zeit, euch etwas Neues vorzustellen, eine FanFiction, an der ich jetzt doch schon ein halbes Jahr lang arbeite (mit einer längeren Pause). Die grundlegende Idee stammt nicht von mir sondern aus einem Anime namens Angel Beats.

Ich wünsche euch jedenfalls ganz viel Spaß beim Lesen und werde mich wie immer mit unnötigen Kommentaren zu Wort melden!

Liebe Grüße,

Eure Kariliah

Between the Wor(l)ds |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt