Großmutter - & ihr Laden

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Ich stehe vor dem Laden meiner Großmutter und sehe mich um, da die Tür verschlossen ist und meine Oma noch nicht da zu sein scheint. Als ich den Jungen bemerke, der bei meiner Oma arbeitet, lächle ich ihn freundlich an.

Als er fragt: "Wartest du schon lange?", lächelnd schüttle ich den Kopf

Zum ersten Mal betrachte ich ihn genauer. Seine Haare sind hellbraun, haben einen goldenen Stich und sind zur Seite gelegt. Seine Augen sind eisblau, was mich an den Wolf in meinem Traum erinnert. Und sein Lächeln zeigt so viel Freundlichkeit, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er mal traurig oder sauer sein kann.

Er sperrt die Tür auf und lässt mir den Vortritt. Drinnen sehe ich mich um und entdecke verschiedenste Dinge, denen ich früher keine Beachtung geschenkt habe. In einem großen Regal stehen Bücher mit Ledereinbänden, verschiedenste Kräuter und vieles mehr. Mein Blick fällt auf eines der viele Gemälde an der Wand, es zeigt einen schneeweißen Wolf, wie der in meinem Traum. Daneben ist ein Wolf zu sehen, dessen Fell noch schwärzer ist als mein Haar. Der weiße Wolf sieht freundlich und warmherzig aus, während der andere finster drein schaut und seine spitzen Zähne zeigt, wovon etwas Blut abtropft. Das Bild hat mich so gefesselt, dass ich garnicht bemerkt habe, dass meine Großmutter neben mir steht. Erst als sie zu sprechen begann, nehme ich sie war

"Das Bild ist schön nicht war? Habe ich mal irgendwo aufgeschnappt und wollte es unbedingt haben."

Dringt die warme Stimme meiner Großmutter, Lissi in mein Ohr. Grinsend schließe ich sie in meine Arme. Meine Oma hatte früher auch so einen dunklen Haarschopf wie ich, doch leider ist heute davon nicht mehr so viel übrig, da sich ihre Haare schon fast weiß gefärbt haben. Ihre Augen sind braun und alles in einem ist sie ein großartiger Mensch mit einem noch größeren Herzen.

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Meine Stimmung hat umgeschlagen und nun räume ich glücklich die Kräuter in die Regale ein. Als der Junge, dessen Name ich noch immer nicht kenne, neben mich tritt.

"Sag mal, wie heißt du eigentlich?", fragt er lieb und nimmt aus der Kiste ein paar Dosen und räumt sie ebenfalls in die Regale ein.

"Malia. Und du?", antworte ich und richte meine Aufmerksamkeit auf ihn, während er seine auf die verschiedenen Kräuter gerichtet hat und sie anscheinend nicht auseinander halten kann.

"Schöner Name, für ein noch schöneres Mädchen.", seine Augen treffen auf meine und für wenige Sekunden bin ich völlig neben der Spur.

Sein Kompliment bringt mich völlig durcheinander. Weshalb ich nicht aufhören kann zu grinsen, während sich meine Wangen immer röter färben.

"Danke.", piepse ich.

Ein raues Lachen ertönt aus seiner Kehle. "Ich bin Heiko."

Ich nicke benommen und wende mich wieder meiner Arbeit zu.

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Als ich endlich fertig bin lasse ich mich seufzend auf die kleine Couch hinter dem öffentlichen Bereich fallen. Meine Augen sind geschlossen während ich erneut über meinen Traum letzte Nacht nachdenke. Langsam komme ich mir wirklich bescheuert vor. Ich öffne meine Augen und eine belustigte Oma steht vor mir. "Bist du etwa schon müde?"

Ich schüttle den Kopf und richte mich auf. "Kann ich dich mal was fragen?"

Lissi nickt eifrig und nimmt neben mir auf der roten Ledercouch platz.

"Glaubst du, dass Werwölfe existieren?", ich kam mir bei dieser Frage blöd vor, doch ich musste das jetzt einfach fragen. Ich hatte seit längerem den Gedanken, habe ihn aber immer ignoriert.

Großmutters Augen werden groß und sie sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an. Aber ihre Augen zeigen mir, dass sie nicht geschockt oder sonstiges ist, sie zeigen mehr, dass sie nicht weiß was sie antworten soll. Schließlich antwortet sie mit einem knappen "Ja".

Minuten vergehen, indenen niemand von uns beiden ein Wort sagt. Bis meine Oma sich räuspert und meint: "Hat es angefangen?"

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und sehe sie ungläubig an. "Was hat angefangen?"

"Na, das besser hören, riechen und sehen."

Mir verschlug es die Sprache. Weshalb wusste sie davon?

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt