Der Kerker

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"Wohin bringst du mich?", frage ich kleinlaut, während ich mit ihm durch den Wald renne.

Ich habe meinen Mut bereits verloren, genau wie die Hoffnung, dass mich jemand finden wird. Nachdem ich mich dagegen gewährt habe, mich in einen Menschen zurück zu verwandeln, hat mir Ruven eine Schelle verpasst. Weshalb ich nun in einem T-Shirt, das mir etwa bis zu Mitte der Oberschänkel geht, durch das Dickicht laufe. Zumindest war er so nett und hat mir ein altes T-Shirt geliehen.

"Halt den Mund.", knurrt er und packt mich fester am Arm, weshalb ich nach Luft schnappe.

Es hat bereits begonnen zu Dämmern und der Himmel leuchtet in leichten purpur Farben. In einer anderen Situation, vielleicht mit Roman, würde ich diesen Himmel wunderschön finden aber nun kann ich an nichts anderes denken, als an Roman und wie es ihm geht. Bei dem Bild, das sich vor meinem inneren Auge abspielt rutscht mir der Schauer über den Rücken.

Nach weiteren 15 Minuten Marsch kommen wir an einem Platz an, der aussieht wie ein riesiger Kreis. Die Bäume bilden den Rand des Kreises. Etwas abseits des ganzem ist eine alte Steintreppe, die nach unten führt - unter die Erde. Sie ist alt und schäbig, als wäre sie tausend Jahre alt. Es wachsen viele Sträucher herrum, was diese Treppe nicht so leicht erkennen lässt.

Aber als wir genau auf diese zugehen, dreht sich mein Magen um. Ich hatte furchtbare Angst was mich dort unten erwarten würde und was er tatsächlich mit mir vorhatte. Doch dann erinnerte ich mich an Jason. Ruven war sein - sozusagen Stiefbruder. Hatte Ruven Jason auch etwas angetan?

Doch meine Frage wurde beantwortet, als wir nach unten gingen und vor einem Eisengitter anhielten. Das einem Kerker im 15. Jahrhundert ähnelt. Hinter den Eisenstäben erkannte ich eine Person, ganz hinten in der Ecke kauern. Völlig verängstigt. Mir kullert eine Träne die Wange hinunter, als ich erkenne wer dort so verloren sitzt. Jason.

"Für meine Mutter naja, eigentlich ist es einfach nur eine Frau, die ich manipuliert habe, jedenfalls war es ziemlich einfach für sie den Vater deines besten Freundes um den Finger zu wickeln. Ich wusste, durch Jason würde ich an dich rankommen.", erklärte er mit fester Stimme.

"Was ist nun mit dieser Frau?", flüsterte ich.

"Sie ist tot.", seine raue Stimme trieb mir eine Gänsehaut auf den Körper. Doch schlimmer war, das ich seinen Atem ganz nah an meinem Hals spüren konnte.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt