Es verging ein Monat, indem ich viel dazu gelernt habe. Meine Großmutter hat mir einige Sachen erklärt, wie zum Beispiel, dass es ungewöhnlich ist so spät ein Werwolf zu werden. Was heißt: Normalerweise verwandelt man sich mit 12 Jahren, aber ich erst mit 16. Meine erste Verwandlung wird an Vollmond geschehen, was bedeutet, dass meine Angst keine Grenzen kennt.
In diesen vier Wochen habe ich meine Oma regelmäßig in ihrem Laden besucht, damit sie mir weitere Dinge zeigen kann, die ich noch nicht kenne.
Zu Heiko habe ich auch eine engere Beziehung aufgebaut, was ich damit meine ist, dass er und ich jetzt so etwas wie eine "Freundschaft" führen. Er bringt mich ständig zum lachen, was mich von dem "Werwolf- dasein" ablenkt.
Vor meiner Mutter habe ich es versucht geheim zu halten, was nicht so leicht war, da sie immer merkt wenn etwas nicht stimmt.
Heute ist Vollmond, wovor ich riesengroße Angst habe. In der Schule habe ich nicht wirklich aufgepasst und mein Blick wanderte ständig zur großen Wanduhr.
Nun stehe ich im Wald, an einer Lichtung und warte bis der Vollmond aufgeht. Der Tipp meiner Oma war, sich an Vollmond im Wald zu verstecken, falls ich heute meine erste Verwandlung haben sollte, da mich ja niemand dabei sehen soll. Ich wünsche mir zwar, dass sie mir hier beistehen würde, doch Lissi hielt es für besser wenn ich es alleine mache. Ich war furchtbar nervös.
Doch als der Vollmond langsam aufging merkte ich bereits wie sich mein Körper veränderte. Dann hörte ich es knacken und kurz darauf hatte ich unvorstellbare Schmerzen, die sich durch meinen ganzen Körper zogen.
Ein erneutes knacken.
Ein erneuter, unvorstellbarer Schmerz.
Es ging einige Zeit so weiter und ich dachte bereits, das wäre mein Ende. Ich schrie mir, vor Schmerzen, die Kehle aus dem Hals. Aber der Schmerz war so schnell verschwunden wie er gekommen war. Meine Verwandlung war abgeschlossen.
Jetzt fühlte ich mich stärker, machtvoller. Ich begann zu rennen, ohne zu wissen wohin. Es war so als würde ich den Wald in und auswendig kennen. Bis ich am See ankam, ich huschte zum Wasser und betrachtete mein Spiegelbild. Mein Fell war fast weiß, nur hatte ich einige graue Flecken. Verwundert darüber, weil ich normalerweise pechschwarze Haare habe, sah ich in meine Augen. Sie waren so eisblau, wie sie sich damals verfärbt haben, als ich vor dem Spiegel saß. Das war alles so unglaublich für mich.
Aber ab da wurde mir klar, dass meine Großmutter mir nie erklärt hatte wie man sich zurück verwandelt. Ich erinnerte mich an meine Verwandlung zurück, wie ich meine Klamotten zerissen habe. Auch das hat mir Lissi nicht gesagt, obwohl es eigentlich logisch war.
Plötzlich hörte ich ein jaulen, das nicht von mir kam. Es hörte sich auch nicht nach einen Hund an, eher nach einen Wolf. 'Es gibt noch andere?' fragte ich mich in Gedanken.
"Klar gibt es andere."
Bekam ich die Antwort. 'Warte mal, was?'
Aber tatsächlich, mir hatte jemand geantwortet. Über meine Gedanken? Ging das überhaupt?
"Bist wohl neu, was?"
Kam es von einer anderen Stimme. Diese Situation kam mir ziemlich skurril vor. Vor allem, weil ich diese 'Wölfe' nirgends sah. Beängstigt entfernte ich mich vom Wasser und ging noch weiter in den Wald hinein.
"Vielleicht findest du uns ja."
Spotet einer dieser Werwölfe, mein Hass auf die beiden wächst immer mehr. Wissen die denn nicht, dass das alles neu für mich ist. Müssen die mich denn auch noch verspoten?
Als ich den Geruch der beiden wahrnahm, folgte ich ihm. Irgendwie fand ich das alles schon, naja, seltsam.
Irgendwann kam ich dann vor den beiden an. Vor mir standen zwei, wirklich große, Wölfe. Einer der beiden war braun, mit ein paar schwarzen Flecken. Seine Augen waren ebenfalls braun, aber sahen freundlich aus.
Der andere war tiefschwarz, seine Augen ebenso dunkel. Diese waren so dunkel, dass man glaubt er hätte keine Seele. Dieser 'Werwolf' machte auf mich einen bedrohlichen Eindruck. Aber trotzdem ließ ich mich nicht einschüchtern.
"Wer bist du?", knurrte der pechschwarze Wolf mich an.
Eigentlich wollte ich ihm nicht antworten, da ich so nicht mit mir reden lasse, aber irgendwas brachte mich dazu.
"Malia. Und ihr?", antworte knapp und hielt dem Blick des Fremden stand.
"Verwandle dich zurück.", knurrte er weiter, ohne auf meine Frage einzugehen. Das nenn ich ja mal Benehmen.
"Natürlich, sobald mir jemand sagt wie ich das mache, gerne.", antworte ich genervt, was dem Wolf ja mal so garnicht passt.
"Ich könnte dich auch einf-", brummte dieser bedrohlich und fletscht seine Zähne.
Als der braune Wolf, der das Geschehen bis jetzt nur von der ersten Reihe aus beobachtet hatte, ihm das Wort abschnitt.
"Sei leise." ,meinte er komischerweise ruhig und gelassen. "Du musst an dein Aussehen als Mensch denken, dann müsstest du es schaffen."
Noch bevor ich widersprechen konnte verwandelte sich dieser zurück. Ich riss geschockt meine Augen auf, da er nackt vor mir stand. An das hatte ich nicht gedacht, obwohl auch das logisch gewesen war.
Ich schloss kurz meine Augen und öffnete sie dann aber wieder. Aber das hätte ich nicht erwartet. Vor mir steht Heiko, der Junge der im Laden meiner Großmutter arbeitet. Geschockt öffnete ich meinen Mund. Mein Blick huscht kurz zu seinem durchtrainierten Obekörper aber dann wieder sofort in seine Augen. Sie sind immer noch freundlich. Ein kleines, freches Lächeln huscht über seine Lippen.
"Hättest mich wohl nicht erwartet was?", schmunzelt er und sieht mich durchdringend an.
Als ich mich wieder gefangen habe, sehe ich kurz zu dem pechschwarzen Wolf, der seine Menschengestalt noch immer nicht angenommen hat. Was mich nebenbei bemerkt auch nicht stört, da ich mir eine weitere peinliche Situation ersparen kann.
"Jetzt bist du dran.", meint Heiko aufvordernt.
Ich schüttle den Kopf. 'Um nichts auf der Welt werde ich mich vor euch zurückverwandeln.' meine ich in Gedanken und habe leider vergessen, dass die beiden es natürlich hören können.
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Wolfsblut
WerewolfMalia ist anders als alle anderen Mädchen. Nicht nur, weil sie Gruselgeschichten liebt und Wölfe ihre Lieblingstiere sind. Sondern auch, weil Wolfsblut durch ihre Adern fließt. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr ist alles normal für die junge Wölfin. Als s...