Kapitel Zwölf - Arztbesuch

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Ich sah verträumt aus dem Fenster. Aus dem Augenwinkel sah ich den stechenden Blick des Mädchens, der unabdinglich auf mir ruhte. Ich versuchte ihn auszublenden. Vergeblich. Wahrscheinlich dachte sie, ich würde sie nicht sehen. Aber das war noch lange kein Grund mich so anzustarren. Ich begann innerlich zu kochen. Dieses pentrante Beobachten machte mich nahezu wahnsinnig und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht aufzuspringen, auf die junge Frau zuzugehen und sie anzusprechen. Aber so war ich nicht. So hatte ich nie sein wollen und so wollte ich auch immer noch nicht sein.

Ich blickte weiterhin nach draußen. Die Farne auf den Dünen schaukelten im Wind und schienen miteinander einen romantischen Tanz aufzuführen. Wie gerne hätte ich jetzt auch jemanden zum Tanzen? Jemanden, der mich liebte und der mich in den Arm nahm? Mit einer ausholenden, fast enttäuschten Handbewegung klappte ich den Laptop zu und zwängte ihn in die viel zu kleine Tasche. Es dauerte eine Weile bis ich unter einem enormen Nervenaufwand damit fertig war. Als ich aufschaute saß mir jemand gegenüber. Ich kannte die Frau. Einen kurzen Moment überlegte ich, wer sie war und schließlich fiel mir ein, dass sie das Mädel war, welches mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Na super. Das hatte mir jetzt gerade noch gefehlt. Ich gab mir diesmal keine besonders große Mühe fröhlich und aufgeschlossen zu wirken. Die waren doch hier sowieso alle von der restlichen Welt abgeschlossen und lebten quasi hinter dem Mond. Wem sollte dieses kleine Licht schon von mir berichten?
„Sind Sie nicht Herr Fitz?" wenigstens gehörte sie nicht zu diesen unverschämten Leuten, die sich einfach das Recht nahmen, mich unvermittelt zu duzen. „Ja?" ich musste ausgesehen haben wie ein kompletter Vollidiot, der seinen eigenen Namen nicht wusste. Ich war zugegeben etwas verwirrt über die Situation. Fragend sah ich meiner ominösen Bekanntschaft ins Gesicht. Ihr Lächeln ließ kleine Grübchen an ihren Mundwinkeln zum Vorschein kommen. Ihre braunen, welligen Haare hatte sie zu einem ordentlichen Zopf zusammen gebunden. Sie stützte ihren Kopf auf ihrer Faust ab. Die andere Hand hatte sie auf dem Tisch abgelegt. Wie in der Schule. Schüchtern blickte sie mich an und trotzdem wirkte sie sehr selbstsicher und vor allem vertrauenswürdig. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal so detailliert über einen vermeintlichen Fan nachdenken würde. „Was machen Sie denn hier? Ich hätte ja im Leben nicht mehr damit gerechnet, Sie hier zu treffen." Ich war froh, dass sie mich von meinen abschweifenden Gedanken zurückholte. Was sollte ich ihr denn sagen? Warum war ich hier? „Sagen Sie mir doch erstmal, wer Sie sind." entgegnete ich bewusst gespielt abgehoben. "Bitte duzen Sie mich doch. Sonst fühle ich mich so alt." lachte sie verlegen bevor sie mir verriet, dass sie Mariella hieß und Krankenschwester in der örtlichen Hausarztpraxis war.
Auch das noch... So eine Möchtegern-Psychologin. Bestimmt wollte sie all meine Probleme aus mir herausholen. Alle offenen Tore wieder schließen! Sofort!

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Ich bin heute leider unterwegs. Bitte lasst mir doch trotzdem etwas feedback in den Kommentaren da :)

Soll ich mal pusten? (Florian David Fitz FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt