In der Hektik konnte ich die Situation nicht ganz einschätzen. Wollte dieser Mann jetzt ernsthaft mit mir sprechen? War es nur wieder so ein Vater, der ein Foto und ein Autogram für seine Tochter haben wollte, die ja ein so großer Fan sei? Oder wollte er uns einfach nur aufhalten, um mein Privatleben zu erforschen? Die Entscheidung um diese Fragen, nahm er mir glücklicherweise ab, denn Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht wirklich. Die Abfahrtszeit des Zuges hing mir im Nacken und auch Mariella festigte ihren Griff um meine Hand und ich spürte ihren eingeschüchterten Blick auf mir ruhen. Mir tat es leid, ihr schon jetzt diese Schattenseiten eines höheren Bekanntheitsgrades antun zu müssen. Vor allem deshalb wollte ich der unangenehmen Situation so schnell wie möglich aus dem Weg gehen. "'tschuldiung" sagte ich noch bevor ich zügig an dem Mann vorbeiging. Lange hielt die Erlösung nicht an und er griff nach meiner Schulter. "Was ist denn? Ich habe gerade wirklich keine Zeit." fuhr ich den Kerl an. Der sollte sich jetzt langsam mal auskäsen, bevor unser Zug uns endgültig die Rückleuchten zeigen würde. "Sie sind doch Florian David Fitz, oder?" fragte er in einem berliner Dialekt, der hier wirklich überhaupt nicht her passte. Diese Unsicherheit konnten wir jetzt mindestens genauso wenig gebrauchen. "Ja?" entgegnete ich, seine Unsicherheit nachahmend, damit er mal merkte wie er mich aufhielt. "Ich mache es kurz." Na endlich. "Ich habe sie vor Ort gesehen und mir ist eingefallen, dass sie ein sehr renomierter Schauspieler sind. Ich habe ein Angbot für sie. Es geht um einen Werbespot." Danke, kein Interesse. Höflicherweise ließ ich ihn ausreden. "Wir drehen im Frühjahr hier und sind gerade dabei, die richtige Location auszuwählen. Aber ich denke, hier sind wir schon richtig." So, wie der reden konnte, würde seine Werbung bestimmt eine halbe Stunde dauern. Er merkte anscheinend, dass ich immer nervöser wurde. Jedenfalls fuhr in einem stark erhöhten Tempo fort. Sehr amüsant, wenn man so drüber nachdachte. "Wir bewerben eine neue Eissorte. Leider ist unser Hauptdarsteller langfristig erkrankt und nun suchen wir auf die Schnelle einen Ersatz. Wollen Sie nicht vielleicht..." Jetzt fing er an herum zu drucksen. "Entschuldigen Sie, aber ich habe andere Dinge zu tun." ...von denen ich selbst noch nichts wusste, aber auf das Niveau solcher Projekte musste ich mich nicht herablassen. "Sie werden auch sehr gut bezahlt. Ich kann mit der Herstellungsleitung sprechen, ob sich da nicht noch etwas machen ließe." Mein kritrischer GEsichtsausdruck zeigte ihm wohl, wie skeptisch ich war. Er fügte noch hinzu: "Das Ganze dauert auch maximal zwei Tage. Ich bitte Sie, Herr Fitz. Ihr Gesicht fehlt uns noch zum vollen Erfolg." Was für ein Schleimer. "Sie wollen so eine bekannte Eismarke doch nicht etwa hängenlassen? Wir haben übrigens nicht nur tolles Personal, sondern auch ein hervorragendes Presseteam." Jetzt fing er an, mich zu erpressen. Damit er nicht noch mehr Schwachsinn erzählte und wir irgendwie noch die Bahn erreichen würden, bevor sie abfuhr, ließ ich mir seine Karte geben und verabschiedete mich so höflich, wie es mir noch möglich war. Die ausgelassene Stimmung von vorhin, war jetzt eingedämmt. Mal zur Arbeit gezwungen werden, tat mir wahrscheinlich mal wieder ganz gut. Ich überlegte, nachher mal dort anzurufen und ein paar Informationen einzuholen. Mariellas energische Schritte gaben mir Mut, dass noch alles gut gehen würde. Sie allein schaffte es mir wieder Kraft und Hoffnung zu schenken. Und damit meinte ich nicht nur die aktuelle Situation, sondern mein ganzes Leben. Plötzlich hatte ich wieder das Gefühl, dass keine Hürde zu groß sein würde, um mit genügend Kraft überwunden zu werden.
Nur wenige Minuten später erreichten wir den kleinen Bahnhof und zu meiner Überraschung war er noch nicht leer. Bevor es zu spät war, hastete ich zur Tür, öffnete sie und zog Mariella hinter mir her auf einen freien Sitzplatz. Erschöpft ließ ich mich auf das abgenutzte Polster fallen. Mariella fand neben mir Platz und lehnte ihren Kopf lächeln an meine Schulter. "Und, bist du zufrieden mit deinem Einkauf?" fragte ich sanft und sie drehte ihren Kopf zu mir. "Wenn du dabei bist, kann es doch nur gut sein." Hauchte sie liebevoll und gab mir einen Kuss. Es erfüllte mich immer wieder, ihre Lippen auf meinen zu spüren. Wie glücklich so kleine Worte und Taten machen konnten. Ich war hin und weg von der Ruhe, die Mariella ausstahlte. Von ihrer Art, mich anzusehen und dem Blick, mit dem sie jede meiner Bewegungen aufmerksam verfolgte. "Willst du nachher mit zu mir kommen?" fragte sie leise und ohne mich anzusehen. Verlegen starrte sie ins Nichts, während sie ihren Kopf wieder auf meiner Schulter ablegte. Bewegungslos verharte sie so und wartete auf eine Antwort. "Sei mir nicht böse, aber ich werde lieber nach HAuse fahren." Ich war mir unsicher. Sehr unsicher und auch, wenn ich Gefahr lief, diese unfassbar schöne Situation zu zerstören, musste ich eine Frage loswerden: "Was ist das zwischen uns?" Diese fünf Worte könnten das Ende von Ungewissheit und der Anfang von Liebe werden. Gleichzeitig durchfuhr mich aber auch der Blitz einer wagen Angst, dass sie eher der Anfang von Enttäuschung und das Ende einer harmonievollen und hoffnungspendenden Zeit werden würden.
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Etwas verspätet wünsche ich euch heute ein frohes und gesundes neues Jahr 2017, ihr Lieben. Ich hoffe, dieses Jahr noch viele von euch mit meiner Geschichte erreichen zu können und dass euch mein Schreibstil weiterhin gefällt :). Genauso würde ich mich wie immer über Feedback und Verbesserungsvorschläge freuen. Ein tolles 2017 und ganz liebe Grüße, Julia <3
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Soll ich mal pusten? (Florian David Fitz FF)
FanfictionBist du schon mal durch eine Stadt gelaufen, in der Hoffnung du würdest eine Person treffen? Du suchst nach jemand ganz bestimmten, dessen Leben du meinst in- und auswendig zu kennen, der dich aber vielleicht noch nie gesehen hat, der nicht einmal v...