Kapitel Sechsundzwanzig - Getäuscht

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*Sicht Mariella*


Ich sah ihm noch zu, wie er in einem der Set-Wagen verschwand. Sein perfekter Körper, der natürlich elegante Gang und das rundum makellose Aussehen. Ich hatte noch nicht viele feste Freunde gehabt. Zu schüchtern, zu ruhig und allgemein viel zu zurücknehmend war ich durchs Leben gegangen. Immer mit gesenktem Blick und glücklich mit dem, was ich hatte. Veränderungen? Nein danke! Doch Florian hatte es mir sehr leicht gemacht, mich fallen zu lassen. Er fragte nicht, wollte nicht wissen, was mich bewegte. Doch ich war mir sicher, dass ich ihm nichts verschweigen müsste. Er konnte so gut zuhören und obwohl ich wusste, dass es ihm zur Zeit nicht wirklich gut ging, umgab er mich mit einem unfassbaren Gefühl von Geborgenheit. Wir gaben uns gegenseitig Schutz und fingen einander auf. Ich war zum ersten Mal richtig glücklich und zum ersten Mal konnte ich mir vorstellen, wie es war, wenn man blind vor Liebe wurde. Schnell fasste ich den Entschluss, dass ich Florian heute Nachmittag überraschen würde. Ein Candlelight-Dinner würde unsere Gefühle sicher noch mehr festigen. Ich drehte mich um und machte mich auf den Weg, um das Wichtigste zu besorgen. Es machte mich glücklich, Florian endlich mit neuer Motivation zu sehen. Ich gönnte ihm den Erfolg, doch ich hatte immer eine Sorge im Hinterkopf. Hoffentlich würde ihm das alles nicht wieder zu viel werden. Aber für einen entspannten Abend hatte ich mit meinem Einkauf ja schon einmal gesorgt. Etwas nervös ging ich nach Hause und räumte zuallererst den ganzen Esstisch frei. Anschließend legte ich eine weiße Tischdecke darauf und einen tiefroten Tischläufer. In den Mitte platzierte ich eine schmale Vase mit einer ähnlich roten Rose. So rot wie mein Herz, das mit jeder Sekunde höher schlug, die ich dem gemeinsamen Abend näher kam. Ich sehnte mich nach Florians Blicken und seiner bloßen Umgebung. Liebevoll deckte ich den Tisch mit weißen Tellern, roten Servietten, Weingläsern und Kerzen. Ich hatte mir überlegt, ein Menü in einem Online-Lieferservice zusammenzustellen und es zum Abendessen liefern zu lassen. So könnte ich den Aufwand möglichst gering, aber den Wohlfühlfaktor maximal groß halten. Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete mein Werk. Wenn ich gekonnte hätte, hätte ich mir in diesem Moment selbst auf die Schulter geklopft. So konnte man einen gemütlichen Abend gestalten. Flüchtig schaute ich auf mein Handy. Es war schon 14:30 Uhr und ich wusste dass Florian in einer guten halben Stunde Feierabend haben würde. Dementsprechend gehetzt sprang ich unter die Dusche, richtete meine Haare so gut es ging und zog mich an. Zufrieden sah ich mich ein letztes Mal im Spiegel an und fühlte mich gut. Ich freute mich auf heute Abend, doch auf eine Sache freute ich mich noch mehr. Auf ihn. Ich nickte meinem Spiegelbild noch einmal aufmunternd zu und trat vor die Tür. Der Himmel hatte sich etwas zugezogen und inzwischen, waren nur noch wenige Stellen nicht mit Wolken verschleiert. Es wirkte fast so, als würde es gleich anfangen zu regnen. Trotzdem gab es heute nichts mehr, das meine Laune herunterziehen konnte. Innerlich fröhlich pfeifend schlenderte ich den Weg entlang und bog in den Strandaufgang ein.

Ok. Korrigiere: Vielleicht konnte doch etwas meine Laune zerstören. Ohja, kein Zweifel. Was ich sah, schockte mich und man könnte meinen, ich wäre in einem schlimmen Traum gefangen. In etwa 10 Metern Entfernung sah ich Florian im Arm einer anderen Frau. Nicht irgendeiner Frau. Wenn ich mich recht entsinnte, küsste er gerade Diana. Umzingelt von diversen Kameras und Filmleuten. Hallo? Konnte mich bitte jemand aufwecken? Wie angewurzelt starrte ich den Dreharbeiten zu. Wie hatte er so etwas annehmen können? Das weiß man doch vorher, oder nicht? Und dann auch noch Diana. Ich wusste ganz genau, welche Gefühle er noch vor ein paar Monaten für sie gehegt hatte. Das hatte sich bis heute ganz sicher nicht geändert. "Danke, aus. Einen letzten Take noch und dann sind wir durch für heute." rief einer der Männer. Ich hatte keine Ahnung von alledem, aber, dass der ganz schön viel zu sagen hatte, erkannte sogar ich. Ich hoffte inständig, dass Florian für das alles hier eine gute Erklärung liefern würde. Eine, die ich ihm auch glauben könnte und die alles wieder gut machen würde, das gerade in Trümmern vor mir lag. Als Florian sich wieder auf seine Startposition begab, streifte sein Blick mich. Ertappt heftete er seine Augen auf meine. Als hätte ich ihn bei etwas Schlimmem erwischt. Doch wieso guckte er so, wenn es doch nur Schauspielerei war? Ich wusste genau, was noch dahinter steckte und dieses Wissen drohte mich zu ersticken. Meine Kehle begann schon, sich zusammenzuziehen und ich schluckte heftig. Trotzdem konnte ich die Tränen nicht zurückhalten, die jetzt vorsichtig aus meinen Augen quollen und immer dringlicher einen Weg nach draußen suchten, umso länger ich das Szenario ansah. Völlig enttäuscht und blitzschnell wendete ich mich ab und lief los. Super, das konnte ich am allerbesten. Allem aus dem Weg gehen. Aber diesen Anblick ertrug ich nicht länger. Wie Florian sich krampfhaft auf mich fixierte und eigentlich eine andere liebte. Das wurde mir alles gerade so klar. Ich hätte schreien können, doch dafür war ich zu ängstlich. Nicht, dass mich noch jemand anschauen würde und mein verheultes Gesicht begutachten würde. Es reichte schon, dass ich wie eine Bekloppte durch die Stadt rannte. Deutlich schneller als normal kam ich am Haus an und stieß die Tür auf. Unter Tränen griff ich nach den Ecken der Tischdecke, nahm sie hoch und hörte, wie die Gläser in diesem Bündel aufeinander klirrten und zersprangen. Wie mein Herz. Doch das konnte ich nicht so einfach in den Mülleimer werfen und vergessen, wie ich es mit dem ganzen Candlelightdinner tat. Ich warf nciht nur einen ganzen Abend weg, sondern augenscheinlich auch eine ganze Beziehung. Es hätte so schön werden können. Ich musste hier weg, sonst würde mir nicht nur die Decke, sondern das ganze Haus auf den Kopf fallen. Mit vermutlich absolut verschmierter Schminke stürmte ich nach draußen und blickte plötzlich in die Augen, die keinem etwas antun konnten. In die ich mich bedingungslos verliebt hatte. So tat es noch mehr weh. Ich weinte vor Schmerzen und ging.


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Huhu :)

Es tut mir so leid, dass ich jetzt zwei Wochen mit den Kapiteln pausiert habe. Ich hoffe dieses hier gefällt euch wieder und ich würde mich - wie immer - über Feedback freuen.

Letztes Wochenende war ich auf dem Sarah Connor Konzert in Berlin und habe euch mal ein Video verlinkt. Ich musste irgendwie die ganze Zeit daran denken, als ich das Kapitel geschrieben habe. Guckt es euch doch mal an :)

Soll ich mal pusten? (Florian David Fitz FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt