Es blieb abzuwarten, was Mariella von mir wollte, denn sie gab sich auffällig bedeckt. Ich sah sie noch immer fragend an. „Ich habe mich erst nicht getraut, Sie anzusprechen. Man will ja auch nicht so aufdringlich sein. Früher war ich ein riesiger Fan. Ich konnte zwar nie auf irgendwelche Events kommen, aber abends saß ich immer heimlich in meinem Zimmer mit dem Laptop meines Vaters und habe die Livestreams und Videos geschaut. Mit dem Alter fehlt mir aber einfach die Zeit für so etwas." Die redete ja mindestens genauso viel wie Diana. Genervt aber dieses Gefühl versteckend fragte ich: „Wie alt sind... bist du denn?" Mit Gewissheit konnte ich nicht einmal sagen, dass Mariella mich tatsächlich nervte. Eher lenkte sie mich gekonnt ab, aber ich wollte das nicht. Diana hatte es nicht verdient, durch jemand anderen ersetzt zu werden. Ich musste genervt sein. Sehr genervt. „Ich bin vorgestern 19 geworden. Ich fand es früher immer so cool, dass ich zwei Tage vor Ihnen Geburtstag hatte. Ach übrigens: Alles Liebe zum Geburtstag wünsche ich dir...eh Ihnen. Hatte ich irgendwie ganz verdrängt." Auch mir wurde erst jetzt klar, dass heute mein Geburtstag war. Wenn man sich so ganz alleine herumschlägt, vergisst man das irgendwie. Befremdlich nahm ich ihre Hand, die sie mir ebenso überschwänglich entgegen hielt, wie sie redete. „Dir auch nachträglich alles Gute." Ich musste ihr jetzt ja gratulieren. „Du kannst mich übrigens auch gerne duzen. Andere tun sich da ja auch keinen Zwang an." sagte ich und musste ein Lächeln mühevoll unterdrücken, als Mariella sich sichtlich zurückhielt, nicht laut loszukreischen. Langsam beruhigte sie sich wieder und ich setzte mein ernste Maske wieder auf. „Du sahst nicht sehr glücklich aus." Sie machte eine kurze Pause. "Eher traurig" fügte sie leise hauchend hinzu und blickte dann auf ihre zarten Finger, mit denen sie urplötzlich an ihren Nägeln spielte. Na gut, vielleicht hatte sie damit die feste Verriegelung zu meinem Herzen wieder etwas aufgebrochen. „Ehm..." verwirrt und völlig perplex sah ich ihr in die Augen. Doch sie schaute mich nicht an. Verlegen blickte sie auf ihre nervösen Hände. „Ach komm, ich konnte das 'knack' in deinem Herzen bis da hinten hören." Sie wurde mir immer supekter. Die sponn ja wohl total. "Bist du von der Presse oder so?" Solche Undercover-Presseleute waren mir schon oft untergekommen. Sie erzählten einem immer Dinge, die sie meinten beobachtet zu haben. Letztendlich wollen sie einen damit aber nur zum Reden bringen. „Nein. Aber deine Reaktion verrät mir, dass ich Recht habe. Ich weiß, du hast mich noch nie gesehen, aber du kannst mir vertrauen." Hier musste ich mir eingestehen, dass das genau das war, was ich brauchte. Das, was Mariella an den Tag legte, war schlichtweg eine Ehrlichkeit, die man nur aus schlechten Heimatfilmen kannte. Eine Art Menschlichkeit, die ich so in noch keiner Stadt hatte erleben dürfen. Moment. War ich gerade im Begriff, einem Fan sämtliche meiner Schwierigkeiten offen auf den Tisch zu legen? Dann konnte ich sie ja auch gleich auf Facebook posten. Doch in Mariella sah ich nicht einen so verständnislosen Fan, der nur das Ansehen in der Fangemeinde und seine Heiratsambitionen im Kopf hatte. „Kennst du Diana?" ich konnte es selbst noch nicht glauben, aber plötzlich plätscherte alles nur noch so aus mir heraus. Wie aus einem kaputten Wasserhahn tropften nach und nach die ganzen kleinen Wahrheiten und Gefühle nach draußen. Direkt in die verständnisvollen Ohren von Mariella. Schweigen war plötzlich ein Fremdwort geworden. Ich fing ganz am Anfang an. Erzählte ihr wie es damals beim Dreh für Doctor's Diary gewesen war, wie sich unsere Wege getrennt hatten. Warum ich mich so von der Öffentlichkeit fernhielt und wie schlecht es mir mit meinem Bekanntheitsgrad ging. „Diana bedeutet mir immer noch sehr viel. Ich war letztens bei ihr und ihrer Tochter zu Hause. Arne, also ihr Mann,..." Mariella nickte verständnisvoll, so als ob sie über Dianas ganzes Leben bescheid wüsste. "Er kam erst später. Aber er hat trotzdem irgendwie alles kaputt gemacht. Diana will jetzt den Kontakt abbrechen." Halb erleichtert, zur anderen Hälfte unsicher und unglücklich atmete ich kräftig aus. Eine Haaresträhne wehte kurz aus Mariellas Gesicht. In diesem Augenblick war es, als würde ich aus einem Albtraum aufwachen. Aber dieser hier war real. Das war zu viel des Guten gewesen. Ich hatte viel zu viel gesagt. Zu viele Gefühle gezeigt. Das musste aufhören. Jetzt. Hier. Sofort. „Aber ich will dir hier nicht deine kostbare Zeit stehlen. Ich habe eh schon viel zu viel gesagt. Ich muss jetzt los." sagte ich stürmisch und sprang auf. Mariella erhob sich ebenfalls, drückte mich wieder in den Sitz und setzte sich auf den Stuhl, der links neben mir stand. „Und ich habe heute viel Zeit." Mit einem Satz hatte sie meine ganze Ausrede in Grund und Boden getrampelt. Gefühlvoll legte sie eine Hand auf meine Schulter und strich behutsam darüber. Etwas perplex, aber doch ziemlich erleichtert legte ich meinen Kopf an die Wand hinter mir und blickte auf Mariella herunter. Ja, vielleicht tat ein bisschen Zuwendung gerade ganz gut. Aber vielleicht hätte ich mir auch jemand anderen dafür suchen könne und keinen dahergelaufenen Fan. Inzwischen hatte sie ihre Hand auf mein Herz gelegt und auch ihr Kopf kam diesem gefährlich nahe. „Deine Prominenz scheint dir ja nicht so gut zu tun. Und mit Diana..." Ich zuckte merklich zusammen. „Hier drin tut es auch ganz schön weh, was?" Mit diesen Worten tippte sie leicht auf meinen Brustkorb. Mein Schulterzucken ließ sie kurz zusammenfahren, doch natürlich war sie auch dadurch nicht zu beirren. Einen kurzen Moment umgab uns eine seltsame Stille. Ich spürte wie Mariella mir aufmunternd den oberen Rücken streichelte. Dann schaute sie mir abwechselnd in die Augen und auf meine linke Hemdtasche. „Soll ich mal pusten? Vielleicht heilt der Bruch dann schneller.", lächelte sie und auch in mein Gesicht schlich sich ein kleines Schmunzeln.
Warum eigentlich nicht, Frau Doktor?----
Heute zu Florians Geburtstag mal ein etwas längeres Kapitel. Ich hoffe, er muss seinen Tag nicht alleine verbringen und wünsche ihm alles erdenklich Gute. ✨
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Was immer euch auf dem Herzen liegt, schreibt es in die Kommentare. 💘
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Soll ich mal pusten? (Florian David Fitz FF)
FanficBist du schon mal durch eine Stadt gelaufen, in der Hoffnung du würdest eine Person treffen? Du suchst nach jemand ganz bestimmten, dessen Leben du meinst in- und auswendig zu kennen, der dich aber vielleicht noch nie gesehen hat, der nicht einmal v...