Kapitel Einundzwanzig - Qual der Wahl

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Ich hatte gehofft, sie würde mir sagen wollen, dass sie sich zu jung fühle. Dass sie Angst hätte oder nicht wüsste wie sie das alles schaffen sollte. All das wären Probleme gewesen, die leicht zu bewältigen gewesen wären. Wenn, hätte, wäre... Alles nur Wunschvorstellungen. Doch das hier war die bittere Realität. Ich musste mich der Wahrheit stellen und ehrlich gesagt war ich auch etwas froh, dass Mariella mich darauf ansprach. Früher oder später hätte ich mich sowieso mit dem Gedanken an Diana anfreunden müssen, der jetzt vermutlich immer zwischen Mariella und mir stehen würde. "Florian?" anscheinend hatte ich wieder etwas zu viel nachgedacht. Zu wenig darüber geredet, was ich dachte. "Ich kenne deine Gefühle für Diana. Und ich weiß auch, dass das schon Jahre so geht. Warum sollte das jetzt..." fügte sie hinzu und ich unterbrach sie. Ich spürte die Angst, die in ihr aufbrodelte. "Ich musste nicht mehr an sie denken seit wir..." ich atmete einmal tief durch und setzte dann zu einer überzeugenden Erklärung an. Felsenfest von meinen Worten überzeugt erklärte ich, dass ich über Diana hinweg sei und mich damit abgefunden hätte, dass ich nicht den Hauch einer Chance hätte. Ich hatte das Gefühl, in meinen Ausführungen sehr sicher zu wirken, auch wenn ich in meinem Inneren immer noch ein Kribbeln vernahm, wenn ich an Diana dachte. Ich würde sie nie vergessen, aber ich würde sie verdrängen müssen und anderweitig glücklich werden. "Rede dir das alles doch nicht ein." entgegnete Mariella verletzt und riss mich damit aus den Gedanken. Ja, vielleicht hatte sie recht. Vielleicht redete ich mir ein, dass Mariella inzwischen die einzige war, die ich liebte. Vielleicht brauchte ich zur Zeit einfach nur ein Ausweg aus dem Gefühlsknäul, dass sich in meinem Kopf um den Namen Diana gebildet hatte. Mariella war mir wichtig. Keine Frage. Ich liebte sie. Aber anders. Und irgendwie hatte ich ein dermaßen schlechtes Gefühl, dass ich so zwischen den Fronten stand, dass ich gar nicht mehr wusste, wo ich hergekommen war. Geschweige denn, wo ich hinwollte.
Ich wollte es nicht wahrhaben, aber Mariella hatte mit ihrer Aussage mal wieder voll ins schwarze getroffen, aber sie vergaß etwas ganz wichtiges. Sich selbst. Meine Liebe zu ihr war etwas ganz besonderes. Ganz anders aber eben trotzdem besonders. Ich merkte inzwischen selbst wie hin- und hergerissen ich war und dass ich immer noch genau das psychische Wrack war, wie vor ein paar Wochen, als ich von zu Hause losgefahren war. "Vergiss nicht, dass du nicht irgendjemand für mich bist. Du hast mir schon jetzt unheimlich viel geholfen und wir haben ziemlich schöne Sachen erlebt. Wenn du mich fragst, klingt das sehr perfekt." Ich versuchte die Situation zu retten. Mariella ihre Unsicherheit zu nehmen. Ein zögerliches Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus. "Ich liebe nur dich." hauchte ich und gab ihr einen zärtlichen Kuss, den sie voller Verlangen und Erleichterung erwiderte. Was sie nicht wusste und auch ich nicht wirklich wahrhaben wollte: Auch Diana würde ich immer noch nicht von der Bettkante stoßen und bei diesem Gedanken bekam ich urplötzlich ein schlechtes Gewissen. Ich küsste Mariella, dachte dabei an Diana und war damit eigentlich der absolute Betrüger und Verräter. Ist ja auch kein Wunder. Ständig muss man sich entscheiden. Wahlen hier, Umfragen dort. Aber niemand fragt nach einem Kompromiss. Wir sind zur Freiheit verurteilt, sagt Sartre. Und er hat Recht. Die Freiheit stellt uns ständig vor Entscheidungen, lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Sie hält uns in Bewegung und sorgt dafür, dass wir nie aufhören wir selbst zu werden. Wir kommen nie an, sind nie fertig. Was nützt mir diese Freihet als mein höchstes Gut, wenn sie mir zu viel Raum lässt. Manche Menschen sind vielleicht nicht in der Lage mit dieser Freiheit umzugehen. Brauchen Regeln und zumindest Leitplanken, die sie auf dem rechten Weg hielten.
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und wer die Wahl hat, kann sich immer noch zu 50% richtig entscheiden. Und ich hatte mich entschieden. Mariella war der liebenswerteste Mensch, den ich seit langem getroffen hatte. Sie gab mich all das, was ich brauchte. Fing mich auf, wenn ich fiel und half mir auf, wenn ich am Boden lag. Sie gab mir eine Richtung, einen Sinn. Sie hatte einen festen Platz in meinem Herzen und dort würde ich sie nie mehr heraus lassen.
Unsere Küsse wurden noch intensiver und vertrauensvoller. Brachten uns immer weiter weg von der Realität. Ich war froh, dass Mariella bei mir blieb. Es war nicht leicht für sie. Das spürte ich. Und trotzdem war sie da. Wich nicht von meiner Seite und machte mich seit langer Zeit das erste Mal wieder richtig glücklich und unbeschwert. Wie eine kleine Feder, die voller Leichtigkeit, im Wind schwebte und sich einfach tragen ließ. Auch ich ließ mich nun tragen. Von der Wärme und Liebe, die Mariella mir gab. Und es fühlte sich gut an.

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Ich weiß, ich weiß. Dieses Kapitel ist sehr kitschig geworden. 😧 Ich musste aber irgendwie wieder in die Handlung reinkommen. Außerdem habe ich das absolute Geburtstags-Feier-Wochenende hinter mir. Also bitte verzeiht es mir, falls sich ein paar Fehler eingeschlichen haben.

Kleiner Funfact am Rande: Florian und Mariella haben sich in Kapitel 5 schon einmal getroffen, am Flughafen. Wusstet ihr das noch? Und was denkt ihr, wir noch in Florians Leben passieren?

Einen schönen Sonntag euch <3

Soll ich mal pusten? (Florian David Fitz FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt