[20]

3.2K 358 59
                                    

»Ich weiß gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll.«

»Ich würde vorschlagen, von vorne«, sagte Thaddeus und schmunzelte. Unter Tränen entlockte auch mir das ein Lächeln.

»Ich habe so ein unglaubliches Gefühl der Leere. Es fühlt sich an, als wäre ich einfach leer. Und obwohl ich täglich Menschen um mich habe, fühle ich mich einsam. Weil sich niemand für mich als Mensch interessiert. Ja, jeder erkundigt sich, wie es mir geht. Aber das sind alles höfliche Floskeln. Niemand will auf die Frage ‚Wie geht es dir?' die Wahrheit hören. Man fragt nach, hofft, dass der Gegenüber sagt, es geht ihm gut und dann ist das Gespräch beendet. Und genau da beginnt es, weh zu tun. Niemand will es wissen, niemand will es hören. Darum fühle ich mich so einsam. Und niemand scheint meinen Kummer zu bemerken.«

Nachdenklich sah Thaddeus mich an. »Hast du Depressionen, Kleiner?«, fragte er schließlich, nach Minuten der Stille.
Bei dem Wort ‚Kleiner' fühlte sich meine Brust plötzlich warm an. Was war dieses Gefühl?

Ich sah in Thaddeus' Augen. Wanderte langsam über seine Nase. Hinunter zu seinen Lippen. Welche nachdenklich geschürzt eine weißliche Farbe angenommen hatten. Ich sah zurück in seine Augen.
Auch seine Augen sahen mich an, durchbohrten mich nahezu. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Unterleib aus. Ich verspürte Erregung.

Ich verstand nicht mehr, was passierte. Waren nicht immer nackte Frauen aus dem Playboy Grund meiner Erregung? Wieso auf einmal bei Thaddeus?

Ich schaute zurück zu seinen Lippen. Mittlerweile waren die Muskeln in ihnen entspannt und die Lippen lagen nun in geschwungener Form, rosa und voll, in seinem Gesicht.
Der Drang, ihn zu küssen, überkam mich. Diese perfekten Lippen auf meinen zu spüren.

Ein kokettes Lächeln umspielte plötzlich seine Lippen und ich wandte mich wieder seinen Augen zu. »Ich sehe dir ganz genau an, was du denkst«, flüsterte er. Plötzlich empfand ich seine tiefe Stimme ebenfalls als erregend und gleichzeitig beruhigend.

»Thaddeus...«, flüsterte ich leise, wusste jedoch nicht mehr, was ich hinzufügen wollte. Ich war so gebannt von seinen Augen, seinen Lippen, seiner Ausstrahlung. Er hatte mich so in seinen Bann gezogen.

Die Erregung schob all meine Zweifel und Unsicherheiten in den Hintergrund. Ich tastete mich vor. Näherte meinen Kopf immer mehr seinem. Man konnte die Luft um uns beinahe knistern hören, so erregend und aufregend war diese Situation. Und auch spannend. In einer positiven Weise spannend.

Bei noch keinem Mädchen, das ich bisher geküsst hatte, hatte ich diesen Drang wahrgenommen. Oder eine solche Intensität.

Ich blieb Millimeter vor seinen Lippen stehen. Stoppte, um ihm tief in die Augen zu schauen. Erwartete Ekel, weil ich, ein Junge, ihm so nah war. Doch auch seine Augen waren auf mich gerichtet, in ihnen Lust. Erregung.
Dies war für mich die letzte Bestätigung. Thaddeus war nicht abgeneigt, ich durfte es ausprobieren. Meinem Drang nachgehen.

Ich berührte seine Lippen, zart. Überbrückte den letzten Abstand. Langsam und behutsam bewegte ich meine Lippen. Er ging darauf ein, jedoch gieriger als ich. Leidenschaftlich vertiefte er den Kuss, was meine Erregung immer weiter steigerte. Und das spürte ich auch in meiner Hose immer intensiver.

Als seine Zunge nun an meine Lippen stupste und sich danach langsam in meine Mundhöhle vorarbeitete, durchzuckte es mich wie ein Blitz und ich schubste ihn grob weg.

Was tat ich hier?

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt