[69]

2K 256 147
                                    

Als wir am nächsten Morgen in der Kantine saßen, bat uns der Leiter noch kurz sitzen zu bleiben. »Wie ihr alle wisst, beginnen morgen die Prüfungen. Die Ergebnisse werdet ihr dann in zwei Wochen erhalten. Danach würden wir für euch alle einen Abschlussball abhalten, hier in der Kantine. Wir haben hier einen Keller voller Kleider und Anzüge, die uns gespendet wurden, da dürft ihr euch alle gerne bedienen. Zumindest die 16 bis 17 Jährigen unter euch. Die Jüngeren werden in der Sporthalle ein Abschiedsfest feiern.« Ich sah mich um und entdeckte, dass alle begeistert waren von dieser Idee. Ich war ebenso begeistert.

In der Menge konnte ich Taddl nicht ausmachen, aber das wollte ich auch gar nicht. So wie er sich gestern Abend verhalten hatte, wollte ich ihn des Rest des Tages nicht mehr sehen. Seufzend stand ich also auf und räumte mein Tablett weg, bevor ich am Eingang zur Kantine von meinen Freunden abgefangen wurde. »Ich finde die Idee von einem Ball so toll«, schwärmte Sarah vor sich hin und wir stimmten ihr alle zu.  »Ich muss sagen, ich finde das auch richtig. Schließlich schreiben wir alle ab morgen unser Abitur und wir hätten dann keinen Abschlussball mehr gehabt. Und ein Abschlussball ist definitiv eine Erfahrung, die ich in meinem Leben gemacht haben  will«, sprach nun auch Maja.

Als ich mich umsah entdeckte ich, dass Taddl gerade auf den Ausgang und damit auch auf uns zusteurte. »Ich muss los, ich will mir noch kurz in der Bibliothek ein Buch ausleihen«, meinte ich also und verschwand blitzschnell aus der Kantine. In der Hütte nahm ich schnell meine Tasche, bevor ich mich auch direkt auf den Weg zum Schulgebäude machte. 

Heute war zum letzten Mal Unterricht, bevor morgen früh die Prüfungen beginnen würden. Allerdings war ich nicht wirklich aufgeregt, da ich wusste, dass ich den gesamten Stoff beherrschte. Aber wenn ich die ganze Zeit in Gedanken bei Taddl war. Und Finns Worte wollten mir auch einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich fühlte mich ratlos. Und ich wusste beim besten Willen nicht, was ich unternehmen sollte.

Auf der einen Seite hatte Finn recht und Taddl war kein guter Umgang für mich. Er machte mich emotional kaputt und stellte mich jeden Tag aufs Neue auf die Probe.
Auf der anderen Seite durfte man auch nicht außer Acht lassen, dass Taddl auch nichts für sein Verhalten konnte. Er war schließlich krank.
Aber würde ich das aushalten? Oder würde mich das nur selbst wieder kranker machen? Ich wusste es nicht.

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt