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»Was ist hier passiert?«, fragte Taddl verwundert, als er nach einigen Stunden auch in die Hütte kam.

Ich hatte die Arme auf den Tisch und meinen Kopf darauf gelegt. Ich hatte aufgegeben. Auf dem Boden lagen bestimmt dreißig zerknüllte Blätter mit fehlgeschlagenen Zeichnungen einer Zelle.

»Nichts, lass mich einfach in Ruhe«, murrte ich in meine Armbeuge und machte mir nicht einmal die Mühe, aufzusehen. Ich war so wütend, ich wollte einfach alleine sein, damit niemand diese Wut ausversehen abbekam.

»Nein, ich würde gerne wissen, was los ist. Oder wenn du nicht reden willst, würde ich zumindest gerne wissen, was los ist.«

Warum ließ er nicht locker? Ich spürte, dass mich die Wut vollends übermannte. »Ich sagte, du sollst mich lassen«, rief ich und wurde immer lauter. Wutentbrannt sah ich zu Taddl, welcher neben mir kniete.

Doch auch in seinen Augen spiegelte sich die Wut wider. Scheinbar triggerte ihn meine Wut, ebenfalls wütend zu werden. Er richtete sich auf. »Ich wollte dir einfach helfen, wollte einfach nett zu dir sein, aber du kleiner Spast flennst lieber wieder wegen so einer Kleinigkeit und machst mich dumm an«, schrie nun auch er.

Schnaubend stand ich auf. Vor lauter Schwung fiel der Stuhl mit einem lauten zu Boden. »Du bist ein Arschloch, Thaddeus«, brüllte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Es war für mich einfach keine Kleinigkeit! »Wie hast du mich gerade genannt?« Bemüht ruhig baute er sich vor mir auf, aber ich wusste, er würde jeden Moment zuschlagen.

»Arschloch! Emapthieloses Arschloch!«, provozierte ich ihn, allerdings meinte ich es genauso, wie ich es sagte. Und da spürte ich seine Faust auf meinem Wangenknochen.

»Genau das meine ich! Du kannst dich nicht in andere Menschen versetzen, du versuchst es ja nicht! Du schlägst immer einfach zu! Aber Gewalt löst nichts«, schrie ich hysterisch. Ich war festgefahren in meiner Wut. Doch Taddl ging es nicht anders.

Jeder Muskel an seinem Körper war angespannt. Eine Ader an seinem Hals stach hervor. »Du bist ein jämmerlicher Waschlappen. Wenn ich so schwach wäre wie du, wär Gewalt auch keine Lösung für mich«, knurrte er gefährlich. Und in diesem Moment brannten mir alle Sicherungen durch.

»Ich kann dir mal zeigen wie schwach ich bin«, rief ich und ging auf ihn los. Wild geworden schlug ich auf Taddl ein. Traf seine Rippen, seinen Magen, sein Gesicht.

Nach wenigen Sekunden hatte er verstanden, was passierte und begann sich zu wehren. Schmerzhaft hielt er meine Handgelenke fest und schubste mich grob weg.

Ungeschickt stolperte ich und fiel rücklings auf den Boden. Er kam auf mich zu, doch ich trat ihm mit der Fußsohle gegen den Oberschenkel. Er schrie auf und hielt sich das Knie mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Du kleiner Wichser«, brüllte er und trat mit aller Kraft mit seinem gesunden Bein nach mir. Ich drehte mich auf die Seite, weshalb sich sein Fuß nur Sekunden später in einer meiner Nieren spürte.

Nun war ich es, der aufschrie. Tränen kamen hoch und flossen Sekunden später über meine Wangen. Schmerzen, die in meinen gesamten Körper ausstrahlten, erfüllten mich. Mein Atem glich eher einem hechelnden Hund.

Taddl stand schwer atmend über mir und sah wütend auf mich herab, schlug jedoch nicht mehr zu.

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt