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Ein Rütteln holt mich aus meinem Traum. Schwer atmend drehe ich mich zu der Quelle des Rüttelns und sah nur eine Silhouette hinter mir, die auf mich herabschaute. Draußen war es stockdunkel, weshalb er mich nicht geweckt haben konnte, weil wir aufstehen müssen.

»Sorry, ich hab dich geweckt, weil du anscheinend was schlechtes geträumt hast. Zumindest deiner Atmung nach zu urteilen«, sagte er. Sofort schossen mir Bilder des Traumes durch den Kopf und ich merkte, wie ich feuerrot wurde. Zum Glück konnte man das in der Dunkelheit nicht erkennen. »Danke«, sagte ich deshalb schnell und hoffte, wir könnten einfach weiterschlafen. Unauffällig bewegte ich meine Hand zu meinem Schritt und schaute, ob es dort feucht war. Aber ich hatte Glück. Mehr als ein Ständer war dort nicht.

Taddl legte sich nun auch wieder hin. Diesmal glitt ich in einen deutlich ruhigeren, aber auch traumlosen Schlaf.

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»Schraubst du das Regal alleine fest? Dann hole ich schnell Putzsachen und Bettbezüge«, fragte ich Taddl am späten Nachmittag des Folgetages. Wir hatten die gesamte Hütte wieder hergerichtet. Es fehlte nur noch Taddls Regal, Bettbezüge und ein nasses Tuch, das den Boden dringend berühren sollte.

Taddl gab irgendein bejahendes Geräusch von sich, während er konzentriert die Anleitung studierte. Nickend nahm ich mir meine Jacke und schlenderte los. »Ardian«, rief mich plötzlich jemand. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Niemand geringeres als Sarah kam zu mir gelaufen. Freundlich lächelte ich ihr zu. »Na, wohin musst du?«, fragte sie, als sie mich erreicht hatte. »In die Wäscherei und zum Vorstand. Du?« - »Ich muss zu meiner Psychologin«, antwortete sie. »Schön, dann können wir ja noch ein wenig gehen. Wie geht's dir?«

Wir verfielen in ein angeregtes Gespräch. Sie erzählte mir, dass sie großartige Fortschritte machte, auch wenn sie vor einer Woche einen Rückfall hatte und ihr Mittagessen erbrochen hat. Ich freute mich sehr für sie, denn ich konnte mir vorstellen, der Kampf mit Magersucht und Bulimie war kein einfacher Kampf. Wobei man immer sehen musste, dass jeder in diesem Camp seinen ganz eigenen Kampf führte.

Irgendwann ging das Gespräch zu den alltäglichen Dingen über und wir fragten uns über Wohnort, Alter und all dieses Zeug aus. »Ich komme aus München. Meine Eltern leiten dort eine Kanzlei. Oh Gott, das klingt so klischeehaft. Aber ich kann an der Berufung meiner Eltern nichts ändern«, lachte sie. München war eine ganze Weile von Köln entfernt. »Ich wohne aktuell noch in Köln, aber hab vor, auszuziehen, sobald ich Achtzehn werde«, teilte ich ihr mit. Interessiert sah sie mich an. »Wie alt bist du denn?« - »Gerade mal 16«, lachte ich und sah, wie sie mich erstaunt ansah. »Und dann bist du schon im Abiturjahrgang?«, fragte sie völlig überrascht. Ich nickte. »Wegen meiner Persönlichkeitsstörung will ich immer alles perfekt machen und deshalb in der Schule immer eine Eins schreiben. So habe ich dann einige Klassen übersprungen«, erzählte ich und blieb stehen, da wir auf dem Campus angekommen waren. »Wow, nicht schlecht«, sagte sie anerkennend. »Lass uns doch mal so was machen«, schlug sie vor und ich willigte sofort ein.

Offen wie sie war schloss sie mich in eine Umarmung, bevor sie in die entgegengesetzte Richtung lief.

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Ich habe eine Kurzgeschichte hochgeladen, findet ihr auf meinem Profil. Wer möchte, darf sie gerne lesen gehen. Und auch ein kleines, ehrliches Feedback dalassen.

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt