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Am nächsten Tag stand ich wieder in der Schwimmhalle. Ich fieberte förmlich auf das Training hin, da das die einzige Zeit war, wo ich alles um mich vergessen konnte.

»Du solltest heute aussetzen, Ardy. Dein Körper ist nicht mehr in der Verfassung, diese Anstrengung zu bewältigen. Du isst ja nichts mehr.« Finn stand neben mir und zog sich sein Tshirt über den Kopf. Wütend sah ich ihn an. »Ich weiß, was ich tue. Du bist nicht meine Mutter«, fauchte ich ihn an. Abwehrend hob er die Hände. »Ich mach mir nur Sorgen! So wie alle hier«, meinte er und blickte dabei zur Bank an der Wand. Auf dieser saß Sarah und beobachtet uns. Als wir uns umdrehten, winkte sie kurz, was ich nur lasch erwiderte.

Der Lehrer pfiff uns alle zu sich und forderte uns auf, ins Wasser zu gehen. Wir wärmten uns intensiv auf, bevor wir mit Übungen zur Stärkung unserer Muskulatur weitermachten. Bereits jetzt war ich erschöpft. Das Becken war 2,50 Meter tief und unter mir kein Boden. Alleine schwamm mein Körper nicht und ich hatte nicht die Kraft, mich noch länger über Wasser zu halten.

»Ardy, alles gut? Du bist plötzlich so blass«, rief Finn herüber. Ich konnte nicht mehr reagieren, mein Körper ging unter wie ein Ziegelstein. Ich konnte mich nicht wehren, es war als wäre ich gelähmt. Und dann war alles schwarz.

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»Hallo, mein Name ist Thaddeus. Ich bin 19 Jahre alt und hier wegen dissozialer Persönlichkeitsstörung«, stellte sich Taddl meiner Gruppe vor. Kaum zu glauben, dass ich ausgerechnet ihn hier treffen musste.

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Lässig lehnte er am Rahmen meiner Haustür. »Lässt du mich rein?«

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Sanft strich ich über den Kopf meiner kleinen Tochter. »Ich liebe dich meine Kleine.«

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»Opa, Opa. Schau mal, ein Regenwurm«, schrie mein kleiner Enkel begeistert. Lachend betrachtete ich den vertrockneten Wurm und das glückliche Gesicht dieses Jungens. Ich konnte nicht fassen, was für ein Glück ich doch hatte.

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»Du hast dein Leben weggeworfen. Dich selbst zerstört und ermordet. Du bist Schuld an deinem Ertrinken. Du wolltest nach 17 Jahren dein Leben beenden, obwohl du noch so viele Jahrzehnte von Glück, Leben und Liebe erfahren könntest. Aber du hast aufgegeben. Wegen mir. Mein Brief tut mir Leid. Mein Selbstmord war nicht deine Schuld. Natürlich nicht. Aber jetzt ist es zu spät.«
Lenas Erscheinung verblasste immer mehr. Was hatte ich nur getan? Ich wollte nicht sterben! Ich wollte leben.

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Tief atmete ich ein und musste postwendend husten. Das ganze Wasser, was sich in meinen Lungen gesammelt hatte, hustete ich aus. Panisch sah ich mich um, bevor ich in die vertrauten Augen von Finn und Sarah schaute.

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt