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»Nenn mich Taddl«, flüsterte Thaddeus, oder jetzt eher Taddl, nach einigen Minuten. Mein Blick schnellte zu ihm und er lächelte mich leicht an. »Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass dich das so mitnimmt oder dass du so fühlst. Danke, dass du mir das gesagt hast«, fügte er hinzu, bevor er sich neben mich legte. Ich rutschte etwas zur Seite, damit er mehr Platz hatte, während er seinen Arm auf meinen Bauch legte. Das Gewicht beruhigte mich. Sein Duft war nahezu betörend. Ich genoss seine Nähe sehr und spürte das Kribbeln von meinem Bauch bis in meinen Unterleib.

Ich wurde von Taddl geweckt. Irgendwie fühlte es sich gut an, ihn jetzt Taddl zu nennen. Es kam mir einfach persönlicher vor. Als würden wir uns etwas näher stehen. »Ardian, du musst aufwachen, Marco möchte mit dir sprechen«, sagte Taddl leise und ich öffnete meine Augen. Er hatte seinen Kopf auf seine Hand gelegt, die von seinem Ellbogen gestützt wurde, während er seitlich da lag und auf mich schaute. Irgendwie sah das einfach umwerfend aus, ich konnte gar nicht anders, als ihn für seine Schönheit zu bewundern.
Dieser Moment wurde allerdings zerstört, als Marco sich laut räusperte. Ich schreckte aus meinen Gedanken und sah zu Marco. »Thaddeus, kann ich ein paar Augenblicke mit Ardian alleine sprechen? Du kannst solange ja die Bibliothek aufsuchen und an deinen Noten arbeiten«, sagte er ernst, was mir etwas Angst machte. Bisher hatte ich ihn nur sanft und verständnisvoll erlebt , aber in dieser Sekunde war er hart und ernst, zeigte nichts mehr von dem Verständnis, das er sonst hatte. Unpassend, wie ich fand, da ich im Moment eher sanft behandelt werden wollte, nicht hart und mit Fakten überhäuft.

Sehnsüchtig sah ich Taddl hinterher und wünschte, er würde hier bleiben, damit ich das Gespräch nicht alleine durchstehen musste, aber natürlich konnte ich nicht verlangen, dass sich dieser wundervolle Mensch nun jede Sekunde in meiner Nähe befand.

Kaum hatte Taddl den Raum verlassen, zog Marco einen Stuhl an mein Bett und sah mich ernst an. »Ich würde gerne mit dir darüber reden, was gestern Abend vorgefallen ist«, fing er das Gespräch an, ohne jegliche Gefühlsregung zu zeigen. Ich schwieg einfach. Ich wollte nicht reden. »Ardian, meine Geduld ist wirklich sehr strapaziert. Ich wusste, dass du die letzten Wochen nicht erzählst, was wirklich los ist. Deine Persönlichkeitsstörung geht normalerweise nicht mit solchen Symptomen wie diesen einher, die du hast. Du hast Depressionen. Ich kann dir aber keine Hilfe anbieten, wenn du nicht mit mir sprichst. Wir müssen zusammen arbeiten, ansonsten wird das überhaupt nichts. Also bitte, rede jetzt mit mir.«

Das war genau das, was jetzt dafür sorgte, dass sich alles in mir sträubte, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich hatte nicht das Gefühl, ich konnte Hilfe erwarten. Ich hatte eher das Gefühl, ich wurde verurteilt. Und dazu gedrängt, zu reden. »Ich möchte nicht reden«, flüsterte ich und mir standen bereits wieder Tränen in den Augen, die nur darauf warteten, meine Wangen herunterzufließen.

Genervt stand Marco auf und schob den Stuhl zurück an den Tisch. »Ich werde deine Therapiestunden erhöhen lassen, du wirst ab jetzt jeden Tag zur Therapie kommen. Und bring zur nächsten Stunde dein Tagebuch mit.« Und mit diesen Worten überließ er mich wieder mir selbst.

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt