Ich spürte eine Hand an meinem Rücken, die mich beruhigend streichelte. »Ardy?«, fragte Taddl leise. Ich konnte nicht antworten. Ich konnte nicht reagieren.
Sanft, als wäre ich aus Blattgold, zog er mich in seine Arme und drückte mich fest an seine Brust. Seine Hand streichelte durch meine Haare, während er mir immer wieder Küsse auf die Schläfe gab.
»Ich bin Schuld«, heulte ich auf und begann noch heftiger zu weinen. »Nein, Ardy, lass den scheiß. Du kannst nichts dafür«, redete Taddl energisch auf mich ein. Ich schüttelte meinen Kopf. »Ich hab sie immer abgewiesen, obwohl sie nur Gesellschaft und Aufmerksamkeit gesucht hat«, schluchzte ich.
Taddl drückte mich noch fester an seine Brust und begann mich zu hin- und herzuwiegen. Es beruhigte mich zumindest ein klein wenig.
Ein Klopfen an der Türe holte uns zurück in die bittere Realität. Wir öffneten die Türe, vor welcher unser Vorgesetzter stand. Er trat ein und sprach mir noch einmal sein Beileid aus. »Herr Bora, Lena hat Ihnen einen Brief hinterlassen, welchen wir auf ihrem Nachttisch gefunden haben. Ich denke, sie sollten ihn haben«, meinte er und drückte mir den Umschlag in die Hand. Und schon waren sie wieder aus der Hütte.
Ich drehte den Brief zwischen meinen Fingern. Ich hatte Angst vor dem, was darin stehen würde. »Willst du ihn lesen?«, fragte Taddl an mich gewandt. »Wenn du dabei bist, ja«, krächzte ich.
Gemeinsam setzten wir uns auf mein Bett. Beschützend legte er seinen Arm um meine Schulter, während ich den Brief mit zitternden Fingern öffnete. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich zu lesen begann.Hi Ardy,
Ich wollte hier nur etwas erklären. Um damit abzuschließen, damit ich mein Leben abschließen kann.
Ich liebe dich. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, vor allem nach meiner miserablen Beziehung vor dem Camp, aber für mich warst du etwas besonderes, du warst anders. Rückblickend warst du nicht wirklich anders, du warst wie alle, die mir Hoffnung machten, und sie mir nahmen. Ich wäre nie darauf gekommen, dass du schwul wärst. Wieso hattest du es nie erwähnt?
Ich wollte geliebt werden. Danach sehnte mich mein Leben lang. Doch irgendwie hing ein unsichtbares Schild über mir das sagte »Verarsch mich, belüg mich, lass mich alleine«.
Deshalb werde ich mich hier verabschieden. Mein Leben erscheint mir sinnlos. Ohne Liebe, was ist das für ein Leben? Ich will Liebe. Kein Geld. Aber ich wurde immer verarscht und allein gelassen. Daher reicht es mir.
Ich liebe dich, LenaIch ließ den Brief sinken. Taddls Griff wurde stärker. Doch ich riss mich los. Ich war Schuld an ihrem Tod. Ich allein. Dadurch, dass ich sie abgewiesen hatte. Ihr keine Liebe geschenkt hatte. Ich habe sie umgebracht.
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Boot camp | Tardy
FanfictionWas macht man, wenn man ohne Vorwarnung in ein Erziehungscamp geschickt wird? Ardian weiß es auch nicht. Als er dann noch herausfand, dass er sich eine Bleibe mit dem aggressivsten Jungen des Camps teilen musste, wollte er am liebsten nach Hause. Vo...