[76]

2K 264 72
                                    

Mittlerweile war es elf Uhr am Abend und ich tanzte seit Stunden ausgelassen mit meinen Freunden. Doch von Taddl fehlte jede Spur. Er war zur Zeugnisausgabe kurz dagewesen, verschwand jedoch direkt darauf wieder. Ohne es wirklich zu wollen, begann ich mir Sorgen zu machen. Ich gab meinen Freunden also ein Zeichen, dass ich gehen würde.

An unserem Tisch angekommen, scannte ich den Raum erstmal ab. Jedoch ohne Erfolg. Ziellos begann ich mich am Rand der Halle entlangzuarbeiten, bis ich ihn endlich fand. »Hey, wo warst du die ganze Zeit?«, fragte ich besorgt, doch als ich sein Gesicht sah, wusste ich, was mich nun erwartete. »Hat dich doch die ganze Zeit nicht gejuckt«, murrte er angefressen und sah mich nicht an. Ich verdrehte die Augen. »Doch hat es. Aber zu allem, was wir gemacht hatten, hast du Nein gesagtund saßt den ganzen Abend an unserem Platz oder warst weg. Auf einem Ball tanzt man eben«, versuchte ich zu erklären und die Lage zu entschärfen, doch es misslang mir. »Geh doch einfach deine Freunde knuddeln und nerv mich nicht.«
Geschockt sah ich ihn an. Er war also wieder eifersüchtig. Darum ging es hier also in Wirklichkeit. Und nun platzte mir der Kragen. Ich hatte genug.

»Weißt du was, Thaddeus«, ich spuckte seinen Namen förmlich auf den Boden, »du nervst mich. Deine ständigen Ausbrüche, weil du eifersüchtig bist. Ich bin kein Objekt, das du besitzt. Ich bin ein Mensch, der Freunde hat. Wenn du mir auch nur einen Hauch vertrauen würdest, würdest du nicht jedesmal eine Szene machen, weil du vor Eifersucht platzt. Die Beziehung mit dir macht mich kaputt. Immer dieses hin und her. Mal schlägst du mich, zwei Minuten später tut es die Leid und du bist der süßeste Mensch der Welt. Das nächste Mal gibst du mir die Schuld an deinen schlechten Noten. Ich bin nicht dein Boxsack! Ich bin nicht für alles Schlechte in deinem Leben verantwortlich. Das bist alleine du. Es ist dein Leben, nicht meins. Wenn du mich nach Hilfe fragst, bekommst du die. Aber du kannst nicht erwarten, dass ich dir hinterherlaufe, als wäre ich deine Mutter. Das ist nicht mein Job. Mein Job als Freund ist es, dich zu unterstützen, wenn ich es kann, für dich dazusein und dich zu trösten und dir meine Liebe zu schenken. Aber bestimmt nicht, wie deine Mami zu schauen, ob die Schule funktioniert. Mir reichts. Ich tu mir das nicht länger an. Es ist aus«, brüllte ich.

Ich hatte nicht gemerkt, wie alle im Saal leise geworden sind und uns zugehört hatten. Alle starrten sie uns an und warteten darauf, was als nächstes geschah. Mit Tränen in den Augen und vor den Augen aller meiner Mitschüler und Mitstreiter rannte ich aus der Halle.

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt