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Als wir die Sporthalle betraten konnten wir uns ein leises »Wow« nicht verkneifen. Die Sporthalle war üppig dekoriert, überall flogen Ballons und hingen Girlanden. Die Tische waren so aufgestellt, dass man in der Mitte mehr als genug Platz hatte, um später am Abend zu tanzen.

»Du siehst umwerfend aus«, rief Sarah und gesellte sich zu uns. Als ich sie in ihrem weinroten, knielangen Kleid anschaute, verschlug es mir beinah die Sprache. Im letzten Jahr hatte sie zum Glück wieder einiges zugenommen und sah sehr viel gesünder aus. Das Kleid betonte ihre wirklich schöne Figur. »Du siehst auch wunderschön aus«, entgegnete ich lächelnd und auch sie strahlte nun, bevor sie mir um den Hals fiel.

Ich spürte, wie sich Taddls Hand um meine verkrampfte. Ich wusste, dass er schon wieder eifersüchtig wurde, auch wenn ich nicht verstand, weshalb.

Wir setzten uns gemeinsam mit Sarah an einen Tisch, nachdem wir uns alle ein Glas Orangensaft oder Apfelsaft geholt hatten. Das Camp wollte vermeiden, dass Alkohol zu viel konsumiert wurde und das Rückschläge dadurch ausgelöst wurden. Doch ich fand es überhaupt nicht schlimm. Ich war dankbar, dass wir überhaupt einen Abschlussball feiern durften.

Nach einigen Minuten stießen auch Finn und Maja hinzu und wir begrüßten sie freudig. Als auch die beiden saßen, erhob Sarah ihr Glas. »Auf Lena«, sagte sie und prostete uns zu. »Auf Lena«, sagten wir im Chor und stießen auf sie an. »Sie wäre bestimmt gerne dabei gewesen«, murmelte Maja gedankenverloren. »Sie ist dabei, in unseren Herzen«, munterte ich den Tisch auf. Und plötzlich begann Finn zu strahlen. »Du hast das erste Mal über Lena geredet, seit sie gestorben ist«, freute er sich. Nun begann auch der Rest zu strahlen. »Wir haben gerade zum ersten Mal laut ausgesprochen, dass Lena tot ist«, stellte Sarah fest.

Wir freuten uns riesig über diesen Meilenstein. Niemand von uns hatte seit ihrem Tod so offen über dieses erschütternde Ereignis gesprochen. Und das wir das nun konnten, ermutigte uns. Mich vor allem darin, dass ich alles bewältigen konnte, egal was das Leben für mich bereit hielt. Nie wieder wollte ich an diesen dunklen Punkt zurück, wo ich mich selbst verlor und den Spaß am Leben. Denn dafür war das Leben viel zu bunt und viel zu schön. Jeder Tag könnte mein letzter sein. Also sollte ich das Leben genießen, solange ich konnte und es nicht willentlich beenden. 

Wir standen alle auf und umarmten uns fröhlich. Ich hatte sogar Tränen in den Augen. Sich vorzustellen, dass Lena gerade hier war und auf uns herabsah machte mich glücklich. Der Einzige, der sitzen blieb, war Taddl. Er starrte missmutig auf sein Glas Apfelsaft. Ich wusste, erwürde früher oder später explodieren wie ein Vulkan, doch meine Stimmung war zu gut, um darüber jetzt nachzudenken.

»Lass uns tanzen«, schlug Sarah vor und anstatt auf eine Antwort zu warten, nahm sie mich und Maja an der Hand und zog uns einfach mit. In letzter Sekunde bekam ich Finn zu greifen und riss ihn so mit. Auf der Tanzfläche drehte ich mich noch einmal um und lief zurück zu Taddl, da ich ihn dann auch nicht alleine sitzen lassen wollte. Doch er verneinte mürrisch und lief einfach weg.

Boot camp | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt