Zaghaft klopfte ich an die Tür des Vorstands und wurde Sekunden später hereingebeten. »Ah, Ardian, gut, dass Sie da sind«, meinte der Vorsitzende direkt und bat mich, auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Es geht um die Sache mit Marco. Wir haben mit ihm geredet. Er wird nicht länger Ihr Psychologe sein. Er macht den Job noch nicht lange und wir finden, er ist nicht qualifiziert genug, weil er in solch einer ernsten Situation nicht so zu Ihnen sein darf und sich die Probleme der Schüler hier nicht allzu sehr zu Herzen nehmen sollte. Wir müssen mit einer gewissen Professionalität arbeiten, weil wenn wir uns jeden Fall zu Herzen nehmen und eine Herzensangelegenheit daraus machen, würde auch wir nie wieder glücklich werden. Und Marco hat bei Ihnen einfach eine Grenze überschritten. Da das Personal bei uns aber knapp wird, haben Sie eine nun eine Psychologin. Sie betreut bereits einen anderen Fall, ist aber eine unserer Besten. Ich glaube bei ihr sind Sie gut aufgehoben. Sie haben Montag nach der Schule ein Gespräch mit ihr, damit sie sich ein Bild von dir machen kann.«
Er ratterte so viel herunter, dass ich eine Minute Zeit brauchte, das alles zu verdauen. Schließlich nickte ich einfach nur.»Was hat sie denn zu uns geführt?«, fragte er mich nach einer Weile der Stille. »Ich wollte Putzsachen holen, da wir soweit fertig sind«, antwortete ich, immer noch leicht abwesend. Er nickte und bat einen seiner Mitarbeiter, mich in die Kammer zu lassen.
Mit den Putzsachen bewaffnet lief ich noch schnell über die Wäscherei und ging dann schnellen Schrittes zurück in die Hütte.
Taddl erwartete mich dort schon sehnsüchtig. Wartend saß er auf dem Bett. Ein breites Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er mich sah, bevor er aufstand, um mir die Bettwäsche abzunehmen. »Danke«, hauchte ich außer Atem und stellte den Eimer mit dem Wischmob ab.
»Wie wärs, wir putzen hier fertig, räumen auf und kuscheln uns ins Bett?«, fragte ich lächelnd und sah ihn frech an. Auch er lächelte und nickte. Schnell schnappte er sich den Eimer und verschwand im Bad.
In der Zwischenzeit bezog ich unsere Betten und schüttelte sie ausgiebig auf. Taddl wischte um mich herum. Bis ich plötzlich etwas nasses in meinem Gesicht spürte. Angewidert sprang ich zur Seite. Dieser Idiot hatte mir den Mob ins Gesicht gehalten.
Schnell lief ich zum Eimer und nahm eine Hand voll Wasser, mit der ich Taddl abwarf. »Das wirst du bereuen«, rief er und rannte mit dem Mob hinter mir her. Im Rennen nahm ich den Eimer und drehte mich drohend zu Taddl. »Lass mich jetzt in Ruhe, oder der Eimer landet über dir«, rief ich provokant. »Das will ich sehen«, forderte er mich heraus und wedelte weiter mit dem Mob vor meinem Gesicht.
Ich holte ein wenig aus und leerte den Eimer in Taddls Richtung. Binnen weniger Sekunden war er bis auf die Haut durchnässt.
Zuerst sah er mich erschrocken an, doch dann schlich sich wieder ein breites Grinsen auf seine Lippen und er rannte auf mich zu, um mich zu umarmen und ebenfalls nass zu machen.
Wenn die Zeiten doch immer so schön bleiben könnten.
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Boot camp | Tardy
FanfictionWas macht man, wenn man ohne Vorwarnung in ein Erziehungscamp geschickt wird? Ardian weiß es auch nicht. Als er dann noch herausfand, dass er sich eine Bleibe mit dem aggressivsten Jungen des Camps teilen musste, wollte er am liebsten nach Hause. Vo...