Kapitel 8

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„Meine Damen und Herren, es besteht nun die Möglichkeit, sich abzuschnallen und aufzustehen. Die Toiletten befinden sich hinten in der Maschine. Wir empfehlen jedoch, angeschnallt zu bleiben.“

Gleichzeitig lösten Zayn und ich die Gurte und standen auf, wobei er mit voller Wucht gegen mich prallte und leicht nach hinten taumelte und ich mit einem lauten Knall um- und gegen den gegenüberliegenden Sitz fiel. Geschockt sahen wir uns eine Weile an, dann brachen wir in Lachen aus.

Lachend streckte er mir eine weiche Hand entgegen und half mir auf, nicht ohne mich viermal zu fragen, ob es mir gut ginge. Ich beteuerte, dass ich okay war und dass es auch wirklich nicht wehgetan hatte, woraufhin er erleichtert ausatmete.

Trotzdem ließ er meine Hand nicht los, während wir uns auf den Weg zum hinteren Teil des Fliegers machten, wo ein „WC“-Schild hing, sondern hielt sie fest umschlossen in seiner. Mich machte das alles so kribbelig und aufgeregt, dass ich beinahe vergaß zu atmen. Seine Hand fühlte sich so weich und warm an, kein bisschen schwitzig und er drückte meine weder zu fest noch hielt er sie zu lose. Es war perfekt.

Die Leute warfen uns Blicke zu, als wir lachend und Hand in Hand den Gang entlangschritten, höchstwahrscheinlich aufgrund seiner unglaublichen Schönheit, doch das tat meiner Begeisterung keinen Abbruch. Ich fühlte mich wie Cinderella oder irgendeine andere beliebige Märchenfigur, einfach so erhaben und schön.

An der Toilettenschlange mussten wir warten, denn es waren außer uns beiden noch geschätzt 40 andere Menschen auf die Idee gekommen, die Toilette aufzusuchen. Wir verbrachten die Zeit hauptsächlich schweigend, aber aus einem unerfindlichen Grund ließ er meine Hand nicht los, sondern hielt sie ganz fest.

Nur schleichend reduzierte sich die Schlange, bis endlich nur noch ein junges Pärchen vor uns wartete, das gemeinsam in der Klokabine verschwand.

Nachdem sie schon fast sechs Minuten darin verschwunden waren und sich hinter uns schon eine neue Schlange gebildet hatte, stöhnte ich genervt auf: „Wie lange dauert das denn noch? Was machen die denn da drinnen?“ Zayn setzte ein schmutziges Grinsen auf und kam mir bedenklich nahe, wo er irgendwo gegen meinen Hals raunte: „Was wohl, Casey?“ Alle Haare auf meinem Körper richteten sich langsam auf und mein Blutdruck befand sich wahrscheinlich nicht mehr in einem gesunden Bereich.

Seine Augen funkelten geheimnisvoll, während er schmunzelnd meine Reaktion beobachtete. Es dauerte nämlich eine Weile, bis bei mir der Groschen fiel. Entsetzt riss ich den Mund auf: „Du meinst....?“ „Caseybaby, du bist doch nicht dumm, oder? Was könnte ein junges, frisch verliebtes Paar da wohl für nun … 8 Minuten machen? Einen Plan gegen den Hunger in der dritten Welt konstruieren?“ Ich verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf: „Ich hätte nur nicht gedacht, dass .. also, auf der... im Flugzeug...“

In genau dem Augenblick hörte ich, wie die Tür der Kabine geöffnet wurde und sah dann die beiden herausschlüpfen. Die Frau hatte zerzaustes Haar und gerötete Wangen, der Mann sah nur ein wenig außer Atem aus. Mir blieb der Mund offen stehen und Zayns triumphierendes Lächeln sagte ungefähr „Ich habs dir doch gesagt“.

Vorsichtig nahm er seine Hand von meiner weg und schob mich an der Hüfte in das winzige WC. „Ladies first...“

Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, lehnte ich mich gegen die kühle Wand und versuchte, den Gestank hier zu ignorieren. Schwer atmend bemühte ich mich, meine Gefühle in Zaum zu halten und meinen Körper unter Kontrolle zu kriegen.

Er hatte meine Hand gehalten! Bestimmt dreißig Minuten lang. Und er hatte mich Caseybaby genannt. Und er hatte mir etwas ins Ohr geflüstert. Noch immer schlug mein Herz mit der doppelten Geschwindigkeit als gewohnt. Mein Blick fiel in den Spiegel und ich ordnete schnell meine langen dunklen Haare und rieb mir einen kleinen Klumpen Wimperntusche aus dem Augenwinkel.

Als ich aus dem winzigen Klo heraustrat, bat mich Zayn, auf ihn zu warten, was wieder dieses merkwürdige Gefühl in mir hervorrief und so wartete ich in der ruckelnden und wackelnden Maschine auf seine Rückkehr. Wider Erwarten ließ er sich viel Zeit und ich wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser, da das Flugzeug wirklich schrecklich oft wackelte oder zu kippen drohte und weil Zayn nicht da war.

Neben mir bereitete eine Stewardess soeben das Essen vor, sie checkte die kleinen Kistchen mit dem widerlichen Mikrowellenessen darin, und platzierte sie dann auf ihrem schicken Wägelchen. Eine Weile sah ich ihr dabei zu und blendete die Geräusche, die der Flieger machte, weitgehend aus.

Endlich hörte ich das Knacken, das signalisierte, dass die Tür aufgeschlossen wurde und bei seinem Anblick wäre ich gerne umgekippt. „Wow, du hast ja echt gewartet“, staunte er und ich meinte, so etwas wie Freude aus seiner Stimme herauszuhören.

Sofort hatte er meine Hand wieder genommen, sein Blick fragend, als ob er meine Genehmigung wollte. Zaghaft nickte ich gerade so wenig, dass er es bemerkte, und fühlte den Druck seiner Hand um meine Finger.

Die Stewardess bahnte sich jetzt einen Weg durch den schmalen Gang und versperrte uns beiden den weg, weshalb wir nur sehr langsam vorankamen. Noch dazu waren unsere Sitze sehr weit vorne und die meisten Leute brauchten eine Ewigkeit, um zu entscheiden, ob sie Hähnchengeschnetzeltes oder Nudeln mit Tomatensoße haben wollte.

„Am Ende schmeckt beides gleich beschissen“, flüsterte Zayn genervt und ich kicherte. Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Nachdenklich sah er mir ins Gesicht und ich starrte genauso unbefangen zu ihm hoch, fuhr mit den Augen seinen Kiefer entlang, seine perfekt geschwungenen, dichten Augenbrauen, seine hohen, auffallenden Wangenknochen, die braunen Augen, umrahnt von einer Reihe langen, schwarzen Wimpern, um die ihn so manches Mädchen beneiden würde und dann natürlich sein wunderschönes Lächeln, breit und mit weißen Zähnen und seiner Zunge, die er direkt hinter seine Zähne schob. Und wie sein ganzes Gesicht mitlächelte.

„Es hört sich so süß an, wenn du so lachst“, stammelte er, offenbar selbst verwundert über die Worte, die da gerade seinen Mund verließen. Ich konnte meinen Herzschlag in meinen Ohren dröhnen hören. Augenblicklich lief ich rot an und sah schüchtern zu Boden, in dem Versuch, mein riesiges, breites Grinsen zu verbergen.

„Nein, sieh mich an“, wisperte er, noch leiser. Als ich wieder hochblickte, war sein Kopf meinem sehr viel näher als davor und ich konnte jede einzelne Pore seiner Haut sehen, jede kleine Falte um seine braunen Augen, jedes Haar, das seine Haut bedeckte.

Mein Blick blieb auf seinen Lippen hängen, wie er sie mit der Zunge befeuchtete. Und auf einmal fühlte ich seinen Atem auf meinen Lippen, seine nur zentimeter von meinen entfernt. Inzwischen raste mein Herz und ich war mir sicher, dass es alle Mitreisenden auch hören konnten.

„Entschuldigen Sie, Sir, welches Menü wollen sie wählen?“, flötete jemand mit einer hohen Stimme und starkem australischen Akzent, „Hähnchengeschnetzeltes oder Nudeln mit Tomatensoße?“

23 Stunden - {zayn malik a.u.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt