Kapitel 24

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Schweigend lenkte Dad den Wagen auf eine Art Autobahn. Die Morgensonne beschien die Straße und es fühlte sich an, wie in einem Film. Australien war wunderschön, Zayn hatte nicht übertrieben. Hier in Sydney gefiel es mir. Bis in den Himmel ragten die Gebäude, überall war es grün, und als wir eine Brücke überquerten, bot sich uns die Aussicht auf das Meer.

Türkis glitzerte es und hohe, weiche Wellen zerschellten am Strand, wo sich noch kaum Leute aufhielten. "Ist es da immer so leer", fragte ich leise, meine Stimme kratzig und unsicher. Dad schien sich zu freuen, dass ich das Wort ergriffen hatte, denn er strahlte und schüttelte den Kopf: "Nein, nein, in wenigen Stunden wird es hier sehr belebt zugehen. Im Great Barrier Reef Tauchen, Surfen, all sowas. Würdest du gerne zum Strand gehen?"

"Gerne!", lächelte ich. Doch heute war schon der zweiundzwanzigste Dezember, zumindest hier. In England noch nicht ganz. Obwohl die Zeitzonen sich völlig unterschieden, fühlte ich mich nicht müde und schlapp, sondern aufgeregt und wach. Hier war alles wie verzaubert, ganz anders als in London. Zwar hing überall gewöhnliche weihnachtliche Dekoration, doch hier feierte man das Weihnachtsfest schließlich im Sommer. Die wenigen Leute, die schon draußen waren, trugen luftige Kleidung, während sie zur Arbeit oder zum Strand aufbrachen. Ich kam aus dem Staunen kaum heraus.

"Darf ich vorstellen: Das berühmte Opera House", verkündete mein Vater und mir stiegen wegen der Schönheit dieser Stadt beinahe die Tränen in die Augen, es haute mich um, wie modern und neu und gleichzeitig zauberhaft eine Stadt sein konnte.

Beim Opera House bog Dad ab, weg vom Meer, mehr ins Landesinnere, mehr in die Stadt. Durch jede noch so kleine Gasse fuhr er hindurch, um mir alles genau zu zeigen. Ich prägte mir den Weg gut ein, je weiter man vom Meer wegging, desto näher kam man dem Stadtzentrum, wenn man sich etwas links hielt. 

Irgendwann jedoch bog Dad rechts ab, in ein Gebiet, das auf mich wie ein Wohngebiet wirkte. Hübsche Häuschen, weiß und grau, mit großen Fenstern, zierten die breiten Alleen und jeder schien einen hübsch gepflegten Garten zu haben. 

"Hier wohnst du?", entgeistert starrte ich ihn an, er schaffte es nicht, meinen Unterhalt regelmäßig zu bezahlen, oder mir die Privatschule zu finanzieren, doch er lebte in einem Villenviertel, nahe dem Zentrum Sydneys? Wem machte er hier eigentlich etwas vor?

"Nein", sagte Dad und bog wiederum in eine neue Straße ein, "Hier wohne ich." Mit diesem Worten machte er in einer breiten Auffahrt Halt, hinter der ein riesiges schlossähnliches Häuschen stand, mit kleinen Erkern und mit Stuck verzierten Fenstern. Ich liebte es, würde es aber niemals zugeben.

Still kletterte ich aus dem spießigen Familienauto und sog die angenehm warme Luft ein, sie schmeckte nach Sommer und nach Abenteuern. Die Sonne strahlte von dem blauen Himmel auf mich nieder und ich war sicher, dass ich noch nie in meinem ganzen Leben so einen schönen Ort besucht hatte.

Nachdem Dad mein Gepäck ausgeladen und den Wagen in seiner überdimensional großen Garage geparkt hatte, geleitete er mich zur Tür, die er mir galant aufhielt, und mich eintreten ließ.

"Sei ganz still, ich glaube, John schläft noch, und er hat Evie und mich die ganze Nacht auf Trab gehalten." Als ob mich das interessieren würde. Blöde Evie.

Ich folgte Dad einfach in den Flur, der schlicht in weiß und grau gehalten war, dann gelangte man in einen kleinen Aufenthaltsraum, wo ein riesiger Spiegel an der Wand hing und Schuhe und Kleidung in einer Garderobe verstaut waren. "Hier sieht alles aus wie in einem Katalog", staunte ich, als wir die weiße Treppe hochschlichen, die von Licht, das durch das Dach fiel, durchflutet wurde. Wieso lebte er in diesem Luxus, während Mum mit Maya, Mackenzie und mir in einem heruntergekommenen Reihenhaus hausen musste?

"Evie steht auf... naja, sie legt Wert auf moderne Einrichtung, und außerdem ist sie Architektin, sie hat alles hier selbst entworfen. Von außen ist es modern mit einem romantischen Hauch. Und von innen schlicht und hell."

Genervt verdrehte ich die Augen. Natürlich steckte diese dumme Evie dahinter, war ja wieder klar gewesen. Plötzlich blieb Dad stehen, vor einer großen Tür, auf der in silbernen Buchstaben mein Name eingraviert war. 'Casey Elisabeth'.

"Und hier hätten wir dein Zimmerchen. Es ist nichts besonderes, aber ich habe darauf bestanden, dass du ein eigenes hast, in dem du machen kannst, was immer du möchtest", zaghaft drückte er die Klinke hinunter und schob mich sanft hinein.

Was sollte ich sagen?

Es war ein Traum. Zwar nicht sonderlich groß, aber dafür wirklich sehr sehr traumhaft. In einem kleinen Erker stand mein Bett, ein Traum aus Kissen und einer dicken Daunendecke. Bestimmt konnte man nachts dann in die Sterne gucken. Es war traumhaft. Auf der anderen Seite befand sich ein kleiner Schreibtisch und ein Wandschrank mit Schiebetüren, für Kleidung, nahm ich an. Und - an den Wänden hingen gerahmte Fotos.

Neugierig trat ich näher und betrachtete die Bilder.

Da hatte Dad ganze Arbeit geleistet. Teilweise waren es Kinderfotos von mir, die anderen waren Bilder von Placebo und anderen Bands, die wir früher immer gemeinsam gehört hatten. "Danke, Dad, das ist wirklich schön", schniefte ich und fiel ihm stürmisch um den Hals. Stolz lächelte er und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn.

"Ich habe dich sehr vermisst, meine kleine Prinzessin", sagte er leise und drückte mich ganz fest.

Anstatt eine Antwort zu geben, nickte ich nur, da ich nicht riskieren wollte, völlig durchzudrehen und in Tränen auszubrechen. Was er hier für mich getan hatte, wusste ich sehr zu schätzen. Obwohl ich ihn all die Jahre nie in Australien besucht hatte, hatte er dennoch einen Raum für mich einrichten lassen.

Eine Weile standen wir nebeneinander im Zimmer, sogen die Eindrücke in uns auf, hingen unseren Gedanken nach. Es war ein besonderer Moment. Ein Moment nur für uns beide. Schließlich brach Dad das Schweigen: "Ich schlage vor, wir machen uns aus dem Staub, bevor Evie und John aufwachen, und gehen erst einmal irgendwo frühstücken. Dann zeige ich dir die Stadt, wir können ein bisschen was einkaufen gehen, wenn du möchtest und heute Abend kannst du dann die beiden anderen kennenlernen."

Bei seinem Angebot wurde mir so warm ums Herz, dass ich beinahe losschrie. Er erwartete gar nciht von mir, dass ich sofort mit Evie und John fröhliche Familie spielte, er wollte erst etwas mit mir unternehmen. Möglicherweise würde es sogar ganz schön werden, dieses Weihnachten.

"Das klingt toll", strahlte ich, "Ich möchte mich nur kurz umziehen und mein Gesicht waschen. Nach dem Flug fühle ich mich so schmutzig." Dad nickte verständnisvoll und deutete auf eine Tür, die ich zuvor noch nicht wahrgenommen hatte. Dahinter befand sich mein eigenes Badezimmer. Irgendwie hatte er an alles gedacht.

23 Stunden - {zayn malik a.u.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt