(Wie gesagt, in den nächsten Kapiteln geht es um Casey und ihren Vater und die Beziehung der beiden. Aus Zayns Sicht möchte ich zudem äußerst ungern schreiben, weil es den ganzen Plot ruinieren würde. Für diejenigen, die jetzt also ungeduldig werden, oder so: Bald kommt auch er wieder ins Spiel - vielleicht auf eine andere Art, als ihr es euch wünscht, aber BALD!!!)
Aufgeregt trat ich hinaus in die Sonne und strich mein Tanktop glatt, das im Wind flatterte. "Können wir los?", fragte Dad aufgeregt und ehe ich genickt hatte, öffnete er schon die Garage und hielt mir die Autotüre auf.
Ich quetschte mich durch den schmalen Spalt und nahm Platz, dann setzte sich Dad dazu und startete den Motor. "Sydey ist wirklich wunderschön", schwärmte er, "Die Stadt hat diesen unvergleichlichen Flair, da kann kaum eine andere Metropole mithalten."
"London ist tausendmal schöner", schwindelte ich und verdrehte die Augen. Mir gefiel es nicht sonderlich gut, dass er sich jetzt in Australien ein perfektes, kleines Leben ganz ohne mich aufgebaut hatte. Als würde er mich gar nicht zum Leben brauchen, wohingegen ich ihn so dringend brauchte.
Dad jedoch lachte nur und fuhr durch die breiten, von Kaufhäusern und Cafes gesäumten Straßen. Überall fanden sich kleine Grünanlagen, ob Bäume, Sträucher oder einfache Fußgängerinseln. Und von modern bis romantisch-altertümlich ließ sich jede Form von Bauwerken wiederfinden. Ununterbrochen redete Dad von der Gründung der Stadt, nannte Jahreszahlen, um mich zu beeindrucken und erzählte mir mehr von Australiens Geschichte, doch das meiste interessierte mich kaum, weshalb ich mich mehr auf die visuellen Reize konzentrierte.
Junge Leute fuhren mit Surfbrettern auf den Autodächern hinaus aus dem Stadtzentrum, höchstwahrscheinlich zum Strand. Die Mädchen hatten allesamt goldbraune Haut und ebenso honiggoldenes Haar, was mich ungemein faszinierte. Anscheinend waren alle Menschen hier so hübsch - und ganzjährig sonnengebräunt. Ich dagegen hatte blässliche, helle Haut und daran vermochte alle Sonne der Welt nichts zu ändern.
"Cas, jetzt musst du aufpassen", warnte mich Dad, "Wir fahren über die Harbour Bridge!!" Mit diesen Worten riss er mich aus meinen Gedanken. In Sekundenschnelle drehte ich meinen Kopf, um die Aussicht, die sich mir bot, zu bestaunen. Und es war unglaublich, wie in einem Traum: Wir schwebten über das in der Morgensonne glitzernde Wasser auf der nahezu unbefahrenen Straße, im Radio dudelte ein alter Sommerhit und Dad und ich genossen einfach das unbeschreibliche Gefühl von Freiheit.
Anschließend hielt er an einem dieser niedlichen Cafes, die wir auf der Hinfahrt gesehen hatten und lud mich auf Kaffee und einen Donut ein. "Also, schieß los", murmelte ich mit vollem Mund, "Wegen Weihnachten und allem..."
Verwundert sah Dad von seinem schwarzen Tee auf: "Nun ja, wir geben unser traditionelles Bankett und zu diesem Anlass hat Evie dir ein Kleid geschickt. Wir feiern die ganze Nacht, es wird getanzt, gegessen, gelacht... Es wird dir gefallen, das kann ich dir garantieren."
"Ich trage keine Kleider, Daddy, das solltest du inzwischen eigentlich verstanden haben!", seufzte ich und bemühte mich, möglichst Mitleid erregend auszusehen, was mir offenbar nicht gelang, denn mein Vater schüttelte ungnädig den Kopf.
"Da musst du durch, Casey. Das Kleid war wahnsinnig teuer und es wäre eine Beleidigung, würdest du es einfach nicht tragen. Außerdem sollte dir bewusst sein, dass man am Heiligen Abend wohl schlecht in Dr. Martens und einem schwarzen Totenkopfshirt auf einem feierlichen Ball sitzen kann, das geht nun mal nicht!"
"Aber Dad", murrte ich, "Wirklich, ich hasse das Kleid, es ist hellrosa und ich werde mich vollkommen zum Affen machen! Rosa ist nicht wirklich meine Farbe, weißt du?!"
Besänftigend tätschelte Dad meinen Arm: "Am Heiligabend wirst du es überstehen, oder? Und am Wiehnachtstag da kannst du dann anziehen was immer du möchtest, wenn du deine Geschenke auspackst. Ich selbst spiele ja mit dem Gedanken, über die Weihnachtsfeiertage meine Pyjamahosen gar nicht erst auszuziehen."
Enttäuscht zuckte ich mit den Schultern, ich sah ein, dass kein Weg daran vorbei führte, diesen doofen rosa Fetzen anzuziehen. Hoffentlich waren auf diesem Bankett keine Menschen in meinem Alter, cih würde vor Scham im Boden versinken.
Betreten schwiegen wir beide und mein Vater runzelte die Stirn: "Wie geht es dir, Casey? Wie war deine Anreise? Was macht die Schule, wer sind deine Freunde, verstehst du dich mit deinen Schwestern? Bitte, erzähle mir irgendetwas über dich. Es fühlt sich an, als würden wir uns kaum kennen, findest du nicht auch?"
Stockend begann ich zu erzählen: "Mir geht es ganz gut... Im Vergleich zu anderen in meinem Alter bin cih ganz gut dran, schätze ich, denn Mum rackert sich den ganzen Tag lang in der Arbeit ab, weshalb ich immer sturmfreie Bude habe. Und ich bin immer noch mit Joyce befreundet, dem Mädchen aus der Grundschule damals. Sie ist richtig cool und meistens machen wir alles zusammen. Und... ja... Der Flug war großartig, wirklich. Richtig, richtig, richtig schön. Besser, als ich gedacht hätte." Zayn.
"Was darf man unter 'richtig richtig richtig schön' verstehen?", neugierig musterte mich Dad, mit dem längst verloren geglaubten, amüsierten Glitzern in den Augen, "Da ist doch ein männliches Wesen im Spiel!"
"W-Was?", fragte ich überrascht, "Wie kommst du denn da so plötzlich drauf?" Wie hatte er das bitteschön erraten? War es so offensichtlich, dass ich mcih Hals über Kopf in den nächstbesten Jungen verliebt hatte, der mir auf meiner Reise nach Sydney begegnet war?
"Deine Körpersprache sagt alles", zwinkerte Dad, beließ es dann aber dabei. Er knallte eine Zwanzig-Dollar-Note auf den Tisch und wir verließen das Cafe, um noch ein bisschen einkaufen zu gehen.
Stolz führte er mich von einem Kaufhaus zum nächsten, sie hatten alle erst vor einer guten Stunde aufgemacht und waren noch verhältnismäßig leer und unbelebt. Doch so konnte man sich noch viel besser umsehen. In vielen Läden wurde Schmuck der Ureinwohner verkauft und ich kaufte eine Kette für Mum, von der ich dachte, dasss sie ihr gefallen würde. Dad tat sein bestes, um mich bei Laune zu halten.
Aber seit ich von Zayn gesprochen hatte, wenn auch nur indirekt, wanderten meine Gedanken ständig zu ihm. Wo er wohl war oder was er gerade machte, wie es seinem Dad ging. Ob er mich auch vermisste, oder ob er froh war, endlich alleine zu sein. Ob ich die Antwort tatsächlich wissen wollte, wusste ich gar nicht so genau, denn um ehrlich zu sein war ich felsenfest davon überzeugt, dass er keinen einzigen Gedanken an mich verschwendet hatte. Als wir an einem Laden mit Süßigkeiten vorbeischlenderten, verschwand ich schnell darin und kaufte eine kleine Tüte Rosinen. Falls ich ihn irgendwann wiedersehen würde, dann hätte ich ein Geschenk für ihn. Nachdem ich bezahlt hatte, stopfte ich sie achtlos in meine Tasche und verließ das Geschäft.
"Brauchst du sonst noch Geschenke?", fragte Dad, nachdem wir schätzungsweise jeden Laden in ganz Sydney durchforstet hatten, und ich schüttelte müde den Kopf. Jetzt bekam ich den Jetlag doch noch zu spüren, ich sehnte mich nach einem Bett und einer Tasse Tee.
"Gut, dann lass uns doch mal heimfahren, Evie freut sich schon so sehr, dich kennenzulernen", schlug Dad vor und strahlte, "Und Johnny ist ein echter Sonnenschein, du wirst ihn absolut vergöttern. Später wird er einmal jedem Mädchen das Herz brechen, ich sehe es schon kommen."
Aus reiner Höflichkeit rang ich mri ein Lächeln ab, obwohl mir eher nach Heulen zumute war. Weder wollte ich die blöde Evie kennenlernen, noch wollte ich ihr blödes Baby sehen, noch wollte ich ihr blödes Kleid anziehen. Auf der Heimfahrt schwieg ich beharrlich, trotz mehrer hartnäckiger Versuche meines Vaters, mich zum Reden zu bringen.
Mein Herz schlug schneller und schneller, je näher wir der Villa meines Dads kamen und in meinem Bauch zog sich alles krampfhaft zusammen. Unter keinen Umständen konnte ich dieser Frau begegnen, die mein ganzes Leben ruiniert hatte.
"Einmal Aussteigen", lächelte Dad und hielt mir die Autotüre auf, anscheinend hatte er in Australien gelernt, sich wie ein Gentleman zu benehmen. Das, was meine Mum sich immer von ihm gewünscht hatte. Natürlich hatte er sich für meine Mutter nie geändert, aber für eine Frau wie Evie ohne zu Zögern.
Mit zittriger Stimme sagte ich: "Dad, ich kann das nicht."
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23 Stunden - {zayn malik a.u.}
FanfictionWas tut man, wenn die Liebe seines Lebens neben einem im Flugzeug sitzt und man nur 23 Stunden hat, um sie von sich zu überzeugen...?