„Casey, du bist nur das einzige Mädchen, dem so etwas auffallen würde.“
Es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass mir dieser Satz rein gar nichts ausmachte. Aufgeregt strich ich mir eine dunkle Strähne aus der Stirn, dass meine Sicht auf ihn uneingeschränkt war, nur, damit sie wenige Sekunden später wieder in mein Gesicht fiel.
„Also Casey, dein Lieblingsessen?“, fuhr er fort, offenbar begeistert von dieser neuen Art, unangenehme Details über mein Leben herauszufinden. Ich überlegte eine Weile, entschied mich dann für Chicken Wings, was er ziemlcih amüsant fand. „Chicken Wings? Wirklich? Das ist das lächerlichste, was ich je gehört habe. Chicken Wings. Chicken Wings sind gut, aber niemandes Lieblingsessen."
"Achso?", ich verschrankte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue.
"Ja. So ist das. Ich liebe Rosinen. Ich sage dir, Rosinen sind so ziemlich das beste, was es gibt, Gottes Geschenk an die Menschheit.“
„Als ob Rosinen auch nur ein Stück besser wären als Chicken Wings! Ich bitte dich, Rosinen sind allenfalls erträglich, wenn man diese Rosinen im Schokoladenmantel beim Süßigkeitenautomaten unserer Schule kauft, weil die Snickers schon weg sind“, ich war schockiert, dass Zayn tatsächlich Rosinen mochte, „Ich habe ein komplett neues Bild von dir. Wer weiß, vielleicht bereue ich es sogar, je mit dir gesprochen zu haben.“
Zayn lachte und stieß mir spielerisch mit dem Ellbogen in die Seite. „Hoffentlich bereust du es nicht. Weiter.. du darfst eine Frage stellen“, forderte er mich auf und sah mich mit erwartungsvollen Augen an. Was könnte einen so schönen und gefasst wirkenden Jungen wohl in Verlegenheit bringen? Genau darauf hatte ich es nämlich abgesehen. Nur zu gerne würde ich einmal Zeuge werden von seinen hochroten Wangen und nervösem Gestammel, ausnahmsweise von seiner Seite.
„Okay, ich denke, ich habe etwas: Was ist das peinlichste, was dir je passiert ist?“, fragte ich schließlich. Zwischen seinen dichten Augenbrauen entstand eine steile Falte, während er darüber nachgrübelte.
„Mir sind viel zu viele peinliche Dinge passiert“, murmelte er und trommelte mit den Fingernägeln auf der Armlehne herum, bis er einen Geistesblitz zu haben schien, „Aber erst neulich ist mir etwas wirklich peinliches geschehen.“
Seine dunklen braunen Augen leuchteten auf, als er begann zu erzählen und ich konnte nicht anders, als ihn gebannt zu beobachten: „Nach meinem Gitarrenunterricht fahre ich normalerweise immer selbst heim, aber diesmal war ich nicht mit dem Auto gekommen und habe mit meiner Mutter ausgemacht, dass sie mich an der Kreuzung vor der Musikschule abholt. Ich stehe also auf dem Gehweg für Fußgänger und warte auf meine Mum, da fährt ihr silberner Wagen vor und ich stürze darauf zu und reiße die Tür auf. Und erst da merke ich, dass die Frau in dem Auto gar nicht meine Mutter ist, sondern eine Fremde! Und dass das Auto gar nicht unser Auto war...“
Ich presste meine Handfläche auf meinen Mund und kicherte dumpf in meine Hand hinein, während Zayn beschämt zu Boden sah. „Das war mir SO unangenehm! Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so erschreckt wie diese Frau...“, brummte er und ich meinte, etwas Rot unter seinen dunklen Bartstoppeln erkennen zu können.
„Vielleicht ist es dir nicht mehr ganz so peinlich, wenn du deine nächste Frage stellst?“, bot ich mit einem zuckersüßen Lächeln an und er grinste.
„Du hast es nicht anders gewollt...“ Seine Frage kam nach nur wenigen Sekunden, wie aus der Pistole geschossen, als läge sie ihm schon seit Ewigkeiten auf der Zunge: „Hast du einen Freund?“ Schnell räusperte er sich und setzte noch hinzu: „Ich meine, ein so, äh, hübsches Mädchen wie du hat bestimmt einen Freund, aber ich habe mich gefragt, ob..“
„Ist schon gut“, unterbrach ich sanft und beantwortete seine Frage dann wahrheitsgemäß, „Ich bin im Moment in keiner Beziehung.“
Und war es auch noch nie.
Und werde es vielleicht auch nie sein.
Wahrscheinlich endete ich mal als alte Frau mit 47 Katzen und einem behinderten Meerschweinchen.
Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben, er atmete merklich aus und ein Lächeln umpielte seine Mundwinkel, obwohl er noch versuchte, es zurückzuhalten. „Das wundert mich aber. Ich hätte dich als das beliebte Mädchen eingeschätzt, hinter dem alle her sind, das immer einen Freund hat“, gestand er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Eine Geste, die ich sonst nur von Unterwäschemodels aus Katalogen kannte, die mein Herz sofort zum Höherschlagen brachte.
„Leider liegst du so falsch wie man nur liegen kann“, ich zwang mich zu einem schiefen Lächeln, „Ich bin so ziemlich unsichtbar für männliche Wesen meines Alters.“
Und das stimmte: Die Jungen in meinem Jahrgang ignorierten mich weitgehend, sprachen nur mit mir, wenn sie die Hausaufgaben nicht hatten, bis sie feststellten, dass ich sie auch nie erledigte, und sahen mich manchmal schief von der Seite an.
Darauf beschränkte sich mein Kontakt mit Jungen auch schon wieder.
Die meisten empfanden mich wahrscheinlich als „zu Emo“, nur, weil ich dunkle Kleidung vorzog oder nicht so laut und auffällig war wie die Anderen. Andererseits wollte auch ich nicht unbedingt etwas mit ihnen zu tun haben, schon allein, weil die meisten dumm oder langweilig waren.
„Erlaube mir, dir zu sagen, dass du ganz und gar nicht unsichtbar bist. Niemals.“ Er sprach langsam und leise, um mir klarzumachen, dass das sein voller Ernst war. Ungläubig riss ich den Mund auf, klappte ihn dann wieder zu, suchte nach den richtigen Worten. Die Wahrheit war: Er hatte mich sprachlos gemacht.
Wissend nickte er: „Das kannst du mir ruhig glauben. Du wirkst unnahbar und herablassend, ein wenig einschüchternd vielleicht, aber das tut deinem Attraktivitätslevel keinen Abbruch. Versteh mich jetzt nicht falsch, cih wollte das nur einmal klarstellen.“
Mit der Zunge befeuchtete er seine Lippen und brachte ein unsicheres, schiefes Lächeln zu Stande. Entgeistert starrte ich ihn an und mein Herz pcohte so laut, dass ich fürchtete, es würde die anderen Reisenden aufwecken. Mir hatte soeben ein gutaussehender Junge gesagt, dass ich attraktiv war.
Das war noch nie vorgekommen (und würde mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder vorkommen), deshalb sog ich seine Worte regelrecht in mich auf und speicherte sie sorgfältig ab. Niemals würde ich diesen Moment vergessen.
„Du darfst die nächste Frage stellen.“ Von diesen Worten wurde ich wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt.
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23 Stunden - {zayn malik a.u.}
FanfictionWas tut man, wenn die Liebe seines Lebens neben einem im Flugzeug sitzt und man nur 23 Stunden hat, um sie von sich zu überzeugen...?