„Ähm, Nudeln“, stammelte Zayn und wich einen Schritt von mir zurück. Verwirrt sah er von mir zu der Stewardess und wieder zu mir zurück. Mein Mund stand weit offen und ich bekam ihn nicht zu, weil ich mich gerade in einer Art Schockstarre befand. Hatte Zayn gerade versucht, mich zu küssen? Und hatte gerade eine Stewardess den Moment ruiniert? Wirklich? Meine Gedanken überschlugen sich.
„Und was ist mit Ihnen?“, drang die gelangweilte Stimme der Flugbegleiterin zu mir. Traute sie sich tatsächlich noch, mit mir zu sprechen, jetzt, wo sie den besten Moment meines Lebens zerstört hatte? Mit einer Profanität wie Essen? Noch dazu Flugzeugessen? „Nudeln“, zischte ich und bedachte sie mit einem wütenden Blick. Sie knallte zwei kleine Pakete auf die Tischchen und bat uns, wieder unsere Plätze einzunehmen, bevor sie uns auch noch Getränke servierte.
Kaum war sie außer Hörweite stieß ich ein lautes Seufzen aus und vermied jeglichen Blickkontakt mit Zayn strengstens. „Casey?“, fragte er, als ich ihm seine Box mit Nudeln zuschob, ohne ein Wort zu sagen. „Hmm?“, machte ich und öffnete die kleine Schachtel, nur um zu weiche Nudeln mit zu wenig Soße vorzufinden.
Egal, was er jetzt sagte, es würde nicht mehr zu dieser magischen Stimmung führen, die ich soeben in dem Gang eines Fliegers vor den Augen aller gespürt hatte. Aber er sagte gar nichts mehr. Etwas ungelenk griff er nach seinem Essen und schwieg beharrlich, obwohl ihm anzusehen war, dass ihm etwas auf der Zunge lag.
Auf eine unbestimmte Weise war ich dankbar darum, denn ich verspürte nicht die geringste Lust, das, was eben fast passiert wäre, zu diskutieren, nur, dass es hinterher von ihm als einmaliger Ausrutscher deklariert und vergessen wurde.
Lieber konservierte ich die Erinnerung an den besten Moment meines Lebens in meinem Kopf und hielt für immer daran fest, als sie mir von irgendjemandem zerstören zu lassen. Schon allein, wenn ich an sein makelloses Gesicht so dicht an meinem dachte, bekam ich Gänsehaut.
Apathisch starrte ich die etwas unappetitlich aussehenden Nudeln an und stocherte lustlos mit der Plastikgabel darin herum, als könnte diese monotone Bewegung das Gericht plötzlich verbessern, selbstverständlcih geschah absolut gar nichts. Leider schmeckten die Nudeln auch genauso fad, wie sie aussahen und ich legte nach wenigen Bissen meine Gabel beiseite und setzte den Deckel wieder auf. Bei einem raschen Seitenblick auf Zayn entdeckte ich, dass er das gleiche getan hatte.
In meinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, erst war er nett zu mir, dann total abweisend, dann wieder süß, dann genervt, auf einmal hält er meine Hand und küsst mich fast, jetzt ignoriert er mich völlig... Und ich bekam seinen Geruch nicht aus dem Sinn, nicht so aufdringlich wie bei den anderen Jungen, die ich kannte, sondern schwach. Nicht so typisch und ordinär.
Weil es sonst nichts zu tun gab, ich sowieso immer müde war, und außerdem, weil es nicht so aussah, als würde Zayn je wieder ein Wort mit mir wechseln, beschloss ich, eine Runde zu schlafen. Wenn ich in Perth ankam, war es dort fast wieder Morgen, deshalb würde es sich kaum lohnen, noch zu schlafen. Also war es sogar sinnvoll, jetzt zu schlafen. Des Weiteren konnte ich dann vielleicht doch Zayn vergessen und aufhören, ständig daran zurückzudenken, wie seine Augen geglänzt hatten, als er mich so angeblcikt hatte...
Tief atmete ich ein und wieder aus und drehte mich auf die linke Seite, sodass ich ihn beim Schlafen nicht auch noch ansah und zog meine Beine hoch auf den Sitz. Meine Position war nicht unbedingt gemütlich, aber ich würde mich daran gewöhnen. Aufmerksam lauschte ich den bedrohlichen Geräuschen des Flugzeuges und betete, dass es auch ja nicht abstürzte, und fiel irgendwann wohl doch in den Schlaf.
Ich wachte auf, weil etwas schweres auf meinem Kopf lag und mein Nacken so höllisch weh tat, dass ich befürchtete, für immer bewegungsunfähig bleiben zu müssen. Verschlafen rieb ich mir die Augen und registrierte zuerst, dass draußen gerade die Sonne unterging. Wir waren umgeben von rosa Wölkchen und einem feuerroten Lichtball, der alles in rotes Licht tauchte. Dabei war in England gerade mal Nachmittag oder so, nahm ich an.
Dann stellte ich etwas anderes fest, was mir doch etwas zuwider war. Mein Kopf lag nicht mehr auf dem Rand der Lehne, sondern auf Zayns Schulter! Und sein Kopf ruhte auf meinem, starr und unbeweglich und unheimlich schwer.
Für ein paar Sekunden betrachtete ich seine markanten gesichtszüge, jetzt, wo er so völlig enspannt über mir lag und bewunderte seine Wimpern, die doch tatsächlich seine Wangen berührten, wenn er die Augen schloss. Mit großer Vorsicht hievte ich seinen Schädel hoch und bettete ihn auf das Polster seines Kissens. Zayn zuckte, wachte aber nicht auf. Es sei denn, er konnte gut schauspielern, wovon ich aber nicht ausging. Anschließend kümmerte ich mich um meinen eigenen Kopf, der so stark schmerzte, dass mir bei jeder noch so kleinen Bewegung übel wurde. Ächzend drehte ich ihn einige Male, bis das Zwicken in meinem Nacken fast verschwunden war. Erleichtert atmete ich auf.
„Bin ich eingeschlafen?“, krächzte Zayn plötzlich neben mir und ich erschrak so sehr, dass ich leise quiekte. Die anderen Reisenden schien es kaum zu stören, von mir waren sie Lärm und jeglcihe andere Ruhestörungen wahrscheinlich schon gewöhnt. „Offensichtlich bist du eingeschlafen“, meinte ich dann gefasst und mit einem süffisanten Grinsen und versuchte, meine Gedanken auszublenden, die sich fast ausschließlich um unseren Beinahe-Kuss drehten.
Er verzog den Mund zu einem schiefen, zerknirschten Grinsen: „ich bin heute wirklich nicht ich selbst... Nervosität wegen Aus, schätze ich. Und Schlafmangel in der letzten Zeit. Weißt du, ich stehe einfach vollkommen neben mir. Können wir sowas wie einen Neuanfang versuchen? Ohne Annäherungsversuche von meiner Seite und ohne meine Stimmungsschwankungen und ohne dein Nägelkauen?“ „Hört sich ziemlich gut an“, willigte ich ein. Ich war erleichtert, dass er sich wieder dazu herabbegab, mit mir zu sprechen. Mich beschäftigten aber seine Worte. Nervosität. Weswegen war er wohl nervös? Weil er seinen Dad wieder sah? Oder seine Freundin? Dieser Junge war ein einziges großes Rätsel.
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23 Stunden - {zayn malik a.u.}
FanfictionWas tut man, wenn die Liebe seines Lebens neben einem im Flugzeug sitzt und man nur 23 Stunden hat, um sie von sich zu überzeugen...?