"Also?", er erwartete immer noch eine Antwort und ein neckisches Grinsen umspielte seine vollen Lippen. Ich verbannte jeglichen Gedanken an seine Lippen aus meinem Kopf und versuchte eine geeignete Entschuldigung vom Stapel zu lassen, doch mir fiel nichts ein.
Mir war ja selbst noch nicht richtig klar, weshalb ich gerade so unfreundlich zu einer Stewardess gewesen war. Normalerweise sprach ich ungern mit Fremden und eben hatte ich jemanden völlig unbegründet angeblafft. Und Zayn aus Versehen Schatz genannt.
Meine spontanen Aktionen sollte ich wohl in Zukunft eher nicht stattfinden lassen, das endete meist nur in einer einzigen Katastrophe.
"Weißt du, die Frau hat mich einfach aufgeregt, sie hat dich total offensiv angeflirtet, obwohl du ... naja, fast geweint hast, und das war echt unsensibel und-", stammelte ich, wurde aber jäh unterbrochen.
"Eifersüchtig?", er wackelte mit den Augenbrauen und seine Zunge blitze hinter dem Zahnpastalächeln hervor.
"W-Was, Nein, das war keine Eifersucht, das war einfach eine kopflose Reaktion auf ihr fehlendes Einfühlungsvermögen", verteidigte ich mich und wurde rot.
Das war es gewesen.
Klar, warum war ich da denn nicht früher darauf gekommen. Eifersucht. Mir war wohl bewusst, dass ich nicht eifersüchtig auf eine dämliche Stewardess sein sollte, noch dazu nicht, wenn es sich bei dem Jungen neben mir um einen völlig Fremden handelte, aber ich konnte es nicht leugnen: Ich war rasend eifersüchtig gewesen. Und wir wussten beide ganz genau, dass dem so war.
Zayn schüttelte amüsiert den Kopf und ich dachte an vorhin zurück, wo er diesen Emotionsüberschuss-Anfall hatte und total ausgerastet war. Aus seinen Stimmungsschwankungen wurde ich einfach nicht schlau. "Gehts dir wieder gut?", erkundigte ich mich, hauptsächlich, weil es mich wirklich interessierte und ich mir Sorgen machte, aber andererseits auch, weil ich das Thema wechseln musste.
Wir konnten nicht weiter über meine Gefühle sprechen, am Ende kam noch heraus, dass ich ihm von der ersten Sekunde an verfallen war und das wäre eher ungünstig, wie ich fand.
Zayn nickte und winkte lässig ab: "Mir gehts prima, nur ein bisschen Paranoia, wenn ich keine Antwort auf eine Frage habe, die mich sehr beschäftigt. Ich hasse es. Da zerbreche ich mir stundenlang den Kopf, nur um am Ende immer noch genauso schlau zu sein wie vorher? Das ist so sinnlos! Ich hasse es! Das passiert mir leider öfter."
Entsetzt riss ich die Augen auf: "Artet das dann immer so aus, dass du Personen das Fleisch in den Handinnenflächen herauskratzt oder war das eine einmalige Handlung?"
"Eher letzteres", sagte er schnell, was mich zumindest ein kleines bisschen beruhigte. So gerne ich ihn hatte, sein Anfall vorhin war wirklich angsteinflößend gewesen und ich war nicht sicher, ob ich das noch einmal erleben wollte.
Warum nahm ihn diese Frage so mit? Warum beschäftigte ihn das so?
Langsam fragte ich mich, ob dahinter nicht doch etwas mehr steckte, als er sich zuzugeben getraute. "Möchtest du darüber reden?", bot ich ihm sanft an, "Also ich meine, über das mit dem Tod und so?"
"Möchtest du darüber reden?", imitierte er mich und seine Mundwinkel zuckten, "Also ich meine, über deine Eifersucht oder so?" Unwillkürlich errötete ich und verfluchte mich innerlich dafür.
"Süß, jetzt wirst du schon ganz rot", neckte er mich und verschränkte wie ein bockiges Kind die Arme vor der Brust, "Keine Panik, ich würde einen hübschen Kerl, der dir auf eine obszöne und irgendwie billige Weise zuzwinkert, auch total anzicken."
Aus meinem Mund schlüpfte ein leises Kichern, noch bevor ich es verhindern konnte und ich quoll fast über vor undefinierbaren Gefühlen. "Nein, ernsthaft, mach dir keine Gedanken, ich fand es äußerst unterhaltsam. Und ich fand es auch sehr angenehm, von dir Schatz genannt zu werden", beschwichtigte er mich, lächelte auf eine absolut umwerfende Art und gähnte anschließend herzhaft. Sein Gähnen war wirklich niedlich, besonders, da er danach leise schmatzte und dann die Augen aufriss und wieder zusammenkniff. Ich musste gestehen, dass ich sogar Geld bezahlen würde, nur, um ihn täglich zu beobachten.
"Was siehst du mich so an?", forsch sah er mir in die Augen und unterdrückte ein erneutes Gähnen nur äußerst mühsam. Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und runzelte die Stirn: "Ich sehe dich gar nicht so an!"
"Doch, und ich möchte wissen, weshalb", verlangte er und sein Blick war starr auf mich gerichtet, "Warum beobachtest du mich?" Seine Augen glitzerten amüsiert und ich seufzte, da ich wusste, dass er erst Ruhe geben würde, wenn ich es ausgesprochen hatte.
"Zayn. Weil du wunderschön bist", murmelte ich und senkte den Blick. Sofort spürte ich, wie sich die Hitze auf meinen Wangen und meinem Hals ausbreitete und ich wahrscheinlich knallrot wurde. Ein wenig peinlich war es mir ja wirklich. Aber ich hatte die Wahrheit gesagt, er war wunderschön, warum also hätte ich lügen sollen?
"Ach fuck", stöhne Zayn und vergrub sein Gesicht in den Händen, "Meine Güte, ich kann das nicht machen, versteh mich nicht falsch, bitte, aber ich kann das nicht! Du bist toll, du bist wirklich toll, du bist großartig, du bist nicht das Problem, ja? Aber ich kann das nicht, ich kann das einfach nicht machen. Ich weiß ja noch nicht einmal, was ich sagen soll, außer, dass es nicht geht, ja?
Es heißt nicht, dass ich nicht wollen würde oder so, es heißt einfach nur, dass ich das unmöglich machen kann. Und obwohl du mir in den letzten Stunden verdammt ans Herz gewachsen bist und irgendwie mehr über mich zu wissen scheinst als meine besten Freunde, fände ich es gut, wenn wir es dabei belassen könnten. Freunde, nichts weiter. Weißt du, ich kann das einfach nicht!"
Sekunden verstrichen, wurden eventuell zu Minuten. Wir schwiegen beide. Zayn saß seit einer Ewigkeit nur mit zusammengekniffenen Augen da und rieb sich mit dem Zeigefinger die Schläfe, immer und immer wieder. In meinem Gehirn herrschte gähnende Leere, ich war noch nicht einmal fähig, klar zu denken, obwohl seine Worte konstant in meinem Kopf widerhallten.
War das wieder nur eine seiner Stimmunksschwankungen? Oder war ihm erst jetzt seine Freundin wieder in den Sinn gekommen? Leider hatte das eben nämlcih ziemlcih endgültig geklungen.
Gedehnt sagte ich: "O-kay..."
Zayn nickte und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Und dabei beließen wir es.
Ich hätte ihn gerne umarmt. Oder geküsst. Doch dieses Kapitel war abgeschlossen. Zayn und Casey war nur eine Träumerei, die sich das dumme, kleine Mädchen in mir hoffnungsvoll ausgemalt hatte. Und dumme kleine Mädchen bekamen nie, was sie wollten.
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23 Stunden - {zayn malik a.u.}
FanfictionWas tut man, wenn die Liebe seines Lebens neben einem im Flugzeug sitzt und man nur 23 Stunden hat, um sie von sich zu überzeugen...?